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Strategische Machterweiterung China umwirbt pazifische Inseln

Peking bietet mehreren Staaten im Pazifik ein Abkommen an. Doch nicht alle wollen sich darauf einlassen.

Worum geht es? Der chinesische Aussenminister Wang Yi macht eine Reise durch den Pazifik und bietet acht Pazifik-Inselstaaten einen Sicherheitspakt an. Peking schlägt den Staaten vor, die Infrastruktur auszubauen, die Kleinstaaten finanziell zu unterstützen und die Fischerei- und Sicherheitsfragen neu zu regeln. Doch dahinter stünden handfeste strategische Absichten von China, sagt SRF-Australienkorrespondent Urs Wälterlin. «Wer Geld will, muss Peking unterstützen und sich diplomatisch von Taiwan abwenden.»

Welche Staaten will China einbinden? Es geht um Samoa, Tonga, Kiribati, Papua-Neuguinea, Vanuatu, die Salomoneninseln, Mikronesien, die Fidschi-Inseln.

Der Ministerpräsident der Fidschi-Inseln Frank Bainimarama
Legende: Der Ministerpräsident der Fidschi-Inseln, Frank Bainimarama, will nicht auf Chinas Werben eingehen. Keystone

Warum wollen sich die Fidschi-Inseln nicht darauf einlassen? Der Ministerpräsident der Fidschi-Inseln, Frank Bainimarama, hielt fest, geopolitisch zu punkten sei für jedes Land, das unter dem steigenden Meeresspiegel versinke, dessen Arbeitsplätze durch die Corona-Pandemie verloren gingen oder in dem Familien unter dem rasanten Anstieg der Rohstoffpreise litten, eher unwichtig.

Der Präsident von Mikronesien hat sogar vor einem kalten Krieg in der Region gewarnt.
Autor: Urs Wälterlin SRF-Australien-Korrespondent

Wie reagieren die anderen, von China umworbenen Inseln? Nicht nur die Fidschi-Inseln stünden den Plänen skeptisch gegenüber. «Der Präsident von Mikronesien, David Panuelo, etwa hat vor der Gefahr der Destabilisierung der Region, ja sogar vor einem kalten Krieg in der Region gewarnt», so der Korrespondent. Andere der Staaten seien weniger kritisch. Sie haben schon lange bilaterale Abkommen mit China.

Was sagt der grosse Nachbar Australien dazu? Australien – und sein Verbündeter, die USA – befürchten, dass sich China auch militärisch in der Region festsetzen will. Die neue Aussenministerin Australiens, Penny Wong, hat am Freitag die Fidschi-Inseln besucht und vor den regionalen Folgen eines Sicherheitspakts gewarnt. Australien befürchtet konkret einen chinesischen Militärstützpunkt auf den Salomonen, «vor Australiens Haustür», wie Wälterlin ausführt.

Die australischen Aussenministerin Penny Wong
Legende: Die australische Aussenministerin Penny Wong hat kürzlich die Fidschi-Inseln besucht. Keystone

Warum reagiert Australien erst jetzt auf Chinas Machtansprüche? Australien hat seit kurzem eine neue Regierung. Australien sei an sich traditionell der Hauptverbündete dieser Region, sagt Wälterlin. Doch «die vorherige, konservative Regierung hat den Pazifik vernachlässigt.» Der australische Ex-Premierminister Scott Morrison habe die Entwicklungshilfe für die Inselstaaten gestrichen und sich sogar über die wachsende Bedrohung der Inselstaaten durch den Klimawandel lustig gemacht. «Bei den Inselstaaten kam das verständlicherweise nicht gut an», so Wälterlin.

Rendez-vous vom 30.05.2022, 12:30 Uhr ; 

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