- Israel und der Libanon haben ein Abkommen zur gemeinsamen Seegrenze im Mittelmeer unterzeichnet.
- Damit geht ein jahrzehntelanger Streit um Gasförderung im Mittelmeer zu Ende.
- Das geförderte Gas könnte auch zur Linderung der Energiekrise in Europa beitragen.
«Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ein feindliches Land den Staat Israel in einem schriftlichen Abkommen vor der internationalen Gemeinschaft anerkennt», erklärt der israelische Ministerpräsident Lapid. Denn offiziell befinden sich die beiden Nachbarn im Krieg.
Langer Streit geht zu Ende
Der libanesische Präsident Aoun betonte, das Abkommen habe «keine politischen Dimensionen oder Auswirkungen, die im Widerspruch zur Aussenpolitik des Libanons stehen».
Mit der Einigung geht ein langer Streit über eine Meeresfläche vor der Küste zu Ende, der sich nach der Entdeckung grosser Mengen Erdgas nochmals verschärft hatte.
Lapid und Aoun unterschreiben das Abkommen
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sendete nach der Unterzeichnung Signale der Entspannung. Die «aussergewöhnliche» Mobilisierung gegen Israel werde beendet, kündigte er in einer Ansprache an. Das Abkommen sei ein «sehr grosser Erfolg» für den Libanon.
Die Schiitenmiliz hatte Israel in den vergangenen Monaten mit Angriffen gedroht und eine Gasförderung vor der Einigung als «rote Linie» bezeichnet.
US-Präsident Joe Biden betonte, die Einigung sichere die Interessen beider Länder und schaffe die Voraussetzungen für eine stabilere und wohlhabendere Region.
Libanon fördert Gas – auf israelischem Boden
Dem wirtschaftlich angeschlagenen Libanon soll durch das Abkommen die Erschliessung des Offshore-Gasfeldes Qana ermöglicht werden. Wie viel Gas dort tatsächlich gefördert werden kann, ist noch unklar.
Das Gebiet rund um die Karisch-Gasplattform – nordöstlich der israelischen Hafenstadt Haifa – bleibt im israelischen Hoheitsgebiet. Das Land hatte am Mittwoch dort mit der Gasförderung begonnen.
Das Gas aus Israel könnte auch zur Linderung der Energiekrise in Europa beitragen. Seit der russischen Invasion in der Ukraine sucht die EU dringend nach anderen Lieferanten.