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Streit um die Kurilen geht in die nächste Runde
Aus HeuteMorgen vom 22.01.2019.
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Streit um Kurilen Putin wird nicht auf Territorium verzichten

Japans Premierminister Shinzo Abe reist nach Moskau. Er will die Inselgruppe der Kurilen zurück. Seine Chancen sind klein.

Worum geht es? Japans Premierminister Shinzo Abe besucht heute Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Er will mit ihm über die Rückgabe der Kurilen verhandeln. Genauer: über vier der Inseln. Sie liegen im Nordosten, unmittelbar vor Japan. Sie gingen Ende des 2. Weltkriegs an die Sowjetunion und gehören noch heute zu Russland. Der Streit um die Kurilen ist auch der Grund, weshalb Japan und Russland bis heute keinen Friedensvertrag unterzeichnet haben.

Häuser an der Küste, im Hintergrund ein schneebedeckter Berg
Legende: 16'000 Russen leben auf den Kurilen von Fischfang und Militär, die Japaner wurden deportiert. Keystone

Wieso sind die Kurilen für Japan wichtig? Es geht ums Prinzip. Japan sieht nicht ein, weshalb es eigenes Staatsgebiet, das es nach dem 2. Weltkrieg verloren hat, nicht zurückerhält. Für Shinzo Abe wäre eine Einigung im jahrzehntealten Streit zudem auch von hohem symbolischen Wert: Er wäre der Premier, der er schafft, dieses Problem nach 73 Jahren endlich zu lösen.

Wieso sind die Kurilen für Russland wichtig? Sie haben vor allem einen innenpolitischen Wert. Der Kreml beschwört seit Jahren die Grösse Russlands, und Präsident Wladimir Putin inszeniert sich als «Sammler russischer Erde», als der, der die Krim zurückgeholt hat. Nun kann er schlecht am anderen Ende des Landes plötzlich Land weggeben – erst noch welches, das die Sowjetunion im 2. Weltkrieg gewonnen hat. Dies, obwohl die Inselgruppe sehr abgelegen ist und es keine direkten Flüge von Moskau gibt. Entsprechend einfach ist dort die Wirtschaft. Es wird vor allem Fischfang betrieben und etwas Landwirtschaft.

Karte der Kurilen
Legende: Der 1200 Kilometer lange Archipel zwischen Japan und der russischen Kamtschatka-Halbinsel. SRF

Welche Optionen hat nun Shinzo Abe? Im November letzten Jahres kam Bewegung in den Streit. Japan signalisierte Bereitschaft, nur zwei der vier Inseln zurück zu wollen. Dabei berief sich Tokio auf Verhandlungen mit Russland, die in den 50er Jahren stattgefunden hatten. Wenn Abe also die zwei kleineren Inseln, die näher bei Japan liegen, zurückerhält, könnte er dies im Inland als Erfolg verbuchen, und den Streit um die anderen Inseln vertagen.

Besteht die Chance auf einen Kompromiss? Der Ton in Moskau ist seit November härter geworden: Japan müsse zuerst anerkennen, dass die Inseln russisch seien. Vorher gebe es nicht viel zu besprechen, heisst es dort.

Wie die SRF-Korrespondenten die Lage einschätzen

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«Dieser neue Ton ist eine Folge davon, dass es insbesondere im Internet eine Welle von Unmut gab», so SRF-Russlandkorrespondent David Nauer. «Es hiess, Putin wolle die Kurilen quasi an die Japaner verschenken. Der Kreml reagiert auf diesen Volkszorn mit einer harten Linie.» Putin müsse zudem auf seine Beliebtheitswerte schauen. Diese sind in letzter Zeit merklich abgesackt.

Der Kreml signalisierte, dass die Inseln völkerrechtlich russisches Territorium bleiben, die Japaner aber das Nutzungsrecht bekommen könnten. Ob Tokio mit einer solchen «halben Übergabe» einverstanden ist, ist fraglich.

Doch: «Alle vier Inseln zurückzubekommen, ist inzwischen sowieso nicht mehr realistisch», glaubt SRF-Nordostasienkorrespondent Martin Aldrovandi. «Putin ist in der stärkeren Position. Wirtschaftliche Hilfe aus Japan scheint wenig zu helfen.»

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