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«Syrien-Gipfel» in Teheran Das Pokerspiel um Idlib

Der türkische Präsident Erdogan warnt, wenn auf die Provinz im Grenzgebiet zur Türkei die Raketen niederregneten, drohe ein Massaker. Er hoffe, der «Extremismus des syrischen Regimes» könne in Idlib verhindert werden. Der Gipfel von Teheran sei die Chance dazu.

Verhandlungen um Rebellenbastion

Die Türkei hat seit Kriegsbeginn in der Provinz (und anderswo in Nordsyrien) Aufständische unterstützt. Unklar ist, wie gross ihr Einfluss noch ist. Die dominierende Kraft in Idlib sind Dschihadisten der sogenannten Hayat Tahrir asch-Sham, die der Al-Kaida nahesteht – Terroristen, inzwischen selbst nach türkischem Dafürhalten.

Karte Syrien
Legende: Die Provinz Idlib grenzt an die Türkei. SRF

Dem syrischen Regime und dessen wichtigsten Verbündeten, Russland und Iran, gibt das ihr stärkstes Argument, um eine militärische Offensive in Idlib zu rechtfertigen, als «Antiterroroperation». Anfang Woche liefen offenbar schon Verhandlungen über das Schicksal der letzten grossen Rebellenbastion Syriens zwischen Russland und der Türkei, ohne dass ein Ergebnis erkennbar geworden wäre. Die Türkei versuchte, auf die Dschihadisten einzuwirken.

Drei Millionen Zivilisten

Die Kämpfer der ehemaligen «Nusrafront» haben sich gewiss als gewiefte Taktiker erwiesen und verschiedentlich «gehäutet» in den mehr als sieben Kriegsjahren: Sie suchten mal Nähe, mal Distanz zu weniger radikalen Rebellengruppen. Doch einlenken, gar kapitulieren, ist nicht Teil der dschihadistischen Weltsicht.

Idlib ist allerdings nicht nur Bastion von Extremisten. Dort harren auch schätzungsweise drei Millionen Zivilisten aus, mehr als die Hälfte von ihnen vertriebene aus andern Gebieten Syriens. Humanitäre Organisationen warnen seit Wochen vor neuem unbeschreiblichem menschlichem Leid in Syrien. Die Türkei befürchtet eine Massenflucht über ihre Grenze, während ihr Staatschef versucht, die Scherben seiner Syrienpolitik zu kitten.

Am Tisch der «Sieger»

Russland hat die Syriendiplomatie aus dem Rahmen der UNO herausgeholt, schuf sich mit dem sogenannten «Astana-Prozess» ein eigenes Format. In Astana bekam Erdogan am Tisch der «Sieger» einen Platz, wenn auch nur als Juniorpartner. Moskau setzt offensichtlich auf Assad, glaubt mit ihm in Damaskus Syriens Stabilität sichern zu können und gleichzeitig seinen eigenen Einfluss in der Region. Allerdings, den Wiederaufbau Syriens kann Russland nicht bezahlen.

Putin versucht deshalb neuerdings auch wieder Europa zu hofieren – als potentiellen Zahlmeister, um die enorme Herausforderung des Aufbaus anzugehen.

Läge dort ein Hebel für den Westen, um mit diplomatischem Druck den Sturm auf Idlib noch zu verhindern? Manche Politbeobachter halten das für möglich. Der Chor der westlichen Warner und Mahner jetzt vor dem Gipfel von Teheran jedenfalls ist eindrücklich. Doch der Truppenaufmarsch ist abgeschlossen.

Bereits Luftangriffe geflogen

Die russische Luftwaffe bombardierte diese Woche bereits Ziele im Westen der Provinz, genau dort wo gemäss manchen syrischen Angaben der Sturm auf Idlib beginnen soll.

Und Iran? Das Land wird sich einer militärischen Antwort auch in Idlib kaum widersetzen. Es unterstützt Assad seit Kriegsbeginn beharrlich mit Geld, Waffen und Milizen. Teheran stellt sich auch hinter dessen erklärtes Ziel, jeden Quadratmeter Syriens wieder unter syrische Regierungskontrolle zu bringen.

Hassan Rohani (links), Recep Tayyip Erdogan (Bildmitte) und Wladimir Putin (rechts).
Legende: Iran setzt auf Milizen und befreundete Regimes. Keystone/Archiv

Das Bündnis mit dem syrischen Staatschef wird von Teheran als Teil einer iranischen Vorwärtsverteidigung im Nahen Osten begriffen. Iran setzt auf Milizen und befreundete Regimes, während sämtliche Rivalen Irans in der Region mit amerikanischen Präzisionswaffen hochgerüstet werden.

Philipp Scholkmann

Auslandredaktor

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Auslandredaktor Philipp Scholkmann war langjähriger Nahost-Korrespondent von Radio SRF. Vor seiner Tätigkeit im Nahen Osten war er Korrespondent in Paris und Moderator beim «Echo der Zeit».

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