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System unter Druck Commonwealth – hat der historische Nationenbund eine Zukunft?

Mit dem Tod der Queen dürfte für die zugehörigen Staaten die Hemmschwelle sinken, sich von der Monarchie loszusagen.

Im losen Staatenbund der ehemaligen britischen Kolonien rumort es – und nach dem Tod der Queen kommt das ganze System Commonwealth weiter unter Druck.

König Charles III hat sich deshalb mit der Generalsekretärin des Commonwealth getroffen. In seiner Rede am Freitag an die Nation betonte der König die Bedeutung des Commonwealth: «Wir teilen unseren Schmerz mit Menschen in so vielen Ländern, in denen die Königin Staatsoberhaupt war, im Commonwealth auf der ganzen Welt.»

Ehemalige Territorien sagen sich los

Dem Commonwealth of Nations, oder kurz Commonwealth, gehören heute 56 Staaten an, von denen 15 den britischen Monarchen als Staatsoberhaupt haben. Der weltumspannende lose Nationenbund wurde einst gegründet, um den Autonomiebestrebungen ehemaliger Kolonien wie Kanada, Kenia oder Australien entgegenzuwirken.

Einige Mitglieder, wie zuletzt Barbados letzten November, haben sich jedoch bereits von der Krone abgewandt und zu Republiken erklärt. Während der feierlichen Zeremonie schlief der damalige Prinz Charles ein – ein diplomatischer Fauxpas der groben Art.

Am Sonntag kündigte der karibische Inselstaat Antigua & Barbuda den Bruch mit der Monarchie an.  Auch in Australien, Neuseeland und Jamaika denkt man darüber nach. Das Königshaus versucht, mit Besuchen Gegensteuer zu geben. So besuchten etwa Prinz William und seine Frau diesen Frühling Jamaika. Denn konfliktfrei ist der Bruch mit der Monarchie selten.

Ablehnung gegenüber Reparationszahlungen

SRF-Korrespondent Michael Gerber erklärt, das Königshaus habe sich unter Queen Elizabeth II. offen gezeigt, wenn Länder sich von der Krone lossagen wollten. «Eisig wird die Stimmung jedoch jeweils, wenn aus ehemaligen Kolonien Forderungen kommen, die Krone müsse begangenes Unrecht anerkennen – wie die Landnahme durch das Britisch Empire, wie Ausbeutung und die Sklaverei. Ein solches Schuldeingeständnis – oder gar Reparationszahlungen – kommen weder für das britische Königshaus noch für die Regierung infrage.»

Mit dem Tod der Queen, dürfte für die verbleibenden Staaten unter der britischen Krone die Hemmschwelle sinken, sich von der Monarchie loszusagen.

 

Tagesschau, 11.09.2022, 19:30 Uhr ; 

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