Es gibt fast nichts, was nicht untersucht wird: 18 Ermittlungen laufen insgesamt gegen Präsident Trump und seine Institutionen – und das im politischen, geschäftlichen und privaten Bereich.
Businessdeals seines Immobilienkonzerns werden genauso untersucht wie Schweigegeldzahlungen an seine Affären und seine Verbindungen zu Russland während des Wahlkampfs.
Es gibt dieses unglaublich seltsame und konsequente Muster von Lügen, bei den Mitarbeitern seines Wahlkampfteams und des Weissen Hauses.
Auffallend dabei: erstaunlich viele ehemalige Mitarbeiter haben über ihre Kontakte zu Russen gelogen, haben sich dafür schuldig bekannt, oder sind angeklagt. «Es gibt dieses unglaublich seltsame und konsequente Muster von Lügen, bei den Mitarbeitern seines Wahlkampfteams und des Weissen Hauses», sagt Garrett Graff. Der Buchautor und Journalist beschäftigt sich intensiv mit der Russland-Untersuchung von Sonderermittler Mueller.
Russen-Kontakte nie gemeldet
Während des Wahlkampfes seien Trump-Mitarbeiter auf Avancen von Russen immer eingestiegen, sehr interessiert gewesen an heimlichen Kontakten. Und während es in der US-Politik normal ist, dass man solche Annäherungen der Bundespolizei FBI meldet, rapportierte das Trump-Team nichts. Das ist sehr aussergewöhnlich.
Aussergewöhnlich ist auch die Anzahl derjenigen Kontakte, die Personen aus Trumps Umfeld mit den Russen hatten. Die New York Times trug kürzlich eine Liste mit über 100 Kontakten zusammen. Darunter befindet sich auch die Verbindung zwischen Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen mit Mitarbeitern der russischen Regierung.
Es ging um die Unterstützung des Kremls für einen Trump-Tower in Moskau. Vor einem Kongressausschuss hat Cohen über Dauer dieses Kontaktes gelogen.
«Enfant terrible» Roger Stone ebenfalls angeklagt
Seit zwei Wochen ist auch Roger Stone angeklagt, ein naher Vertrauer Trumps. Er soll unter anderem über seine Kontakte zu Wikileaks gelogen haben. Die Enthüllungsplattform hat die von Russland gehackten Emails der Demokraten veröffentlicht und so den Wahlkampf beeinflusst.
Stone, der wohl kontroverseste politische Strippen-Zieher in Washington hat Donald Trump in die Politik gebracht. Hat früh erkannt, dass Trump erfolgreich sein könnte. Der extravagante Paradiesvogel mit Nixon-Tattoo bezeichnet sich gern selbst als Trickster und Schummler.
Viele Leute in der Politik agieren mit dreckigen Tricks und decken das zu. Roger Stone war nur zu glücklich, ein schmutziger Schwindler zu sein.
Morgan Pehme, der Co-Produzent eines Dokumentarfilmes über Stone sagt: «Viele Leute in der Politik agieren mit dreckigen Tricks und decken das zu. Roger Stone war nur zu glücklich, ein schmutziger Schwindler zu sein.»
Pehme hat Stone stundenlang interviewt und so eine Einsicht in das von Stone mitgeprägte Trump-Wahlkampf-Team bekommen. «Viele rund um Trump, und auch er selbst dachten, die Chance, dass er die Wahl gewinne, sei sehr gering.»
Russland-Ermittlungen
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Bild 1 von 4. Michael Cohen: Präsident Trumps früherer Anwalt wurde am 12. Dezember 2018 unter anderem wegen Lügen gegenüber dem Kongress zu drei Jahren Haft verurteilt. Cohen hatte eingeräumt, den Kongress bei dessen Russland-Untersuchungen im Zusammenhang mit einem geplanten Bauprojekt Trumps in Moskau angelogen zu haben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 4. Paul Manafort: Trumps früherer Wahlkampfleiter wurde im August wegen Banken- und Steuerbetrugs schuldig gesprochen. Später gab er weitere Delikte zu und versprach den Ermittlern seine Kooperation. Doch Sonderermittler Mueller bezichtigte Manafort der fortgesetzten Lüge. Der Fall Manafort war die erste Verurteilung im Zuge der Russland-Affäre. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 4. George Papadopoulos: Im September wurde der frühere Wahlkampfberater des US-Präsidenten wegen Falschaussagen über seine Russlandkontakte zu 14 Tagen Haft verurteilt. Er soll bereits im April 2016 gewusst haben, dass Russland im Besitz von E-Mails der damaligen demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton war. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 4. Michael Flynn: Ein Gericht in Washington verkündete am Dienstag das Strafmass gegen den ehemaligen Nationalen Sicherheitsberater. Flynn gab zu, vorsätzlich falsche Angaben über seine Kontakte zum früheren russischen Botschafter Kisljak gemacht zu haben. Sonderermittler Mueller forderte eine milde Strafe, weil Flynn «hervorragend» kooperiert habe. Bildquelle: Keystone.
Sie glaubten deshalb nicht, dass sich je jemand mit ihren unsauberen Aktionen beschäftigen würde. Als Trump dann plötzlich gewann, warf das ein Schlaglicht auf die Schattenwelt, in der Leute wie Roger Stone agierten.
Warum all die Lügen?
Nach 21 Monaten Mueller-Untersuchung bleibt die Frage, warum die Trump-Leute alles abstreiten. Warum so viele lügen, wenn es, wie das Weisse Haus praktisch täglich beteuert, keine Zusammenarbeit mit Russen gegeben hat.
Donald Trump ist in Gerichtsdokumenten schon indirekt mit einer Straftat in Verbindung gebracht worden. Und in der Anklageschrift gegen Stone deutet Sonderermittler Mueller an, dass er mehr wissen könnte, ob Donald Trump selbst in Kontakte mit Russen verwickelt war oder davon wusste.
Mueller hat aber nichts Konkretes publiziert, was den Präsidenten belasten würde. Bis sein Schlussbericht vorliegt, bleibt offen, ob die vielen Kontakte mit Russen naive Einzelaktionen waren oder ob es sich um eine koordinierte Zusammenarbeit mit einer feindlichen Regierung handelt, von der Trump wusste.
Die Antworten auf diese Fragen werden entscheiden, ob der Präsident das politisch überleben wird.