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Techfirmen bestätigen Regierungen benutzen Push-Nachrichten zur heimlichen Überwachung

Der US-Senator Ron Wyden hat letzte Woche aufgedeckt, dass «unbekannte Regierungen» Nutzerdaten über Push-Benachrichtigungen auf Smartphones sammeln. Apple und Google bestätigen dies auf Anfrage von Reuters. SRF-Digitalredaktor Jürg Tschirren mit den wichtigsten Antworten.

Jürg Tschirren

Digitalredaktor

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Jürg Tschirren hat Zeitgeschichte und Journalismus studiert. Er arbeitet seit 2007 für SRF und berichtet über IT, Kommunikation, Unterhaltungselektronik, digitale Distribution, soziale Netzwerke, Datenschutz, Computersicherheit und Games.

Was für Informationen können Regierungen über Push-Nachrichten auf Smartphones sammeln?

Es geht vor allem um die sogenannten Metadaten, also nicht um die eigentlichen Inhalte von Nachrichten, sondern um Daten, die zum Beispiel verraten können, welche App jemand braucht, wer jemandem eine Nachricht geschickt hat oder wann diese Nachricht geschickt wurde. In manchen Fällen sei es laut der Washington Post aber auch möglich, die eigentlichen Inhalte der Push-Nachricht zu sammeln.

Wie funktioniert das Datensammeln über Push-Nachrichten genau?

Wenn Apps Push-Nachrichten an Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer schicken, dann geschieht das über das Betriebssystem des jeweiligen Smartphones. Bei iPhones läuft das dann über die Server von Apple, bei Android-Smartphones über die Server von Google. Apple und Google wissen, zu welchem Konto ein entsprechendes Smartphone gehört und können die Daten der Push-Nachrichten der Person zuordnen. Behörden können im Anschluss auf dem rechtlichen Weg über diese Techfirmen an die Informationen gelangen.

Was sind Push-Nachrichten?

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Eine Push-Nachricht ist eine kurze Nachricht, die auf dem Smartphone-Bildschirm auftaucht, um zu informieren, dass neue Inhalte für die Userin verfügbar sind. Beispielsweise erhalten User von einem Kurznachrichtendienst eine Mitteilung, wenn ein anderer User sie angeschrieben hat. Newsportale hingegen verschicken Push-Nachrichten, um auf Inhalte hinzuweisen, die neu auf ihrer Seite publiziert wurden.

Push-Nachrichten müssen in der Regel von der Userin ausdrücklich angewählt werden, damit sie erscheinen. Ohne die Einwilligung der Userin können sie nicht verschickt werden.

Welche Regierungen benutzen Push-Nachrichten zum Datensammeln?

Das kann man so nicht genau sagen. Die ganze Sache ist erst letzte Woche bekannt geworden, als US-Senator Ron Wyden das US-Justizdepartement aufgefordert hat, Apple und Google das Recht zu geben, Kundinnen und Kunden über diese Art von Überwachung überhaupt erst zu informieren. Bis jetzt hat das US-Justizdepartement den Unternehmen verboten, dies zu tun. Deshalb ist davon auszugehen, dass die USA selber die Möglichkeit dieser Überwachung nutzen. Der Senator sagte zudem, er habe einen Tipp von einem Informanten erhalten, dass auch ausländische Regierungen damit angefangen hätten, diese Daten zu verlangen. Es ist allerdings nicht klar, welche Regierungen das sind.

Was bedeuten die neuen Erkenntnisse aus Sicht der Smartphone-Userinnen?

Es zeigt einmal mehr auf, dass wir beim Gebrauch des Smartphones eine grosse Datenspur hinterlassen und dass diese Daten meist zentral irgendwo gesammelt werden, wie in diesem Fall bei Apple oder Google. Und dass sie dort dann für die Behörden bereitliegen, wenn diese Zugriff darauf wollen. Allerdings muss man in diesem Fall hinzufügen, dass die Überwachung mittels Push-Nachrichten wohl nur einen kleinen Teil der Möglichkeiten zur digitalen Überwachung ausmacht. Staaten wie zum Beispiel die USA haben zu diesem Zweck noch ganz andere Möglichkeiten. Das haben die Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden vor einigen Jahren klargemacht.

Handy mit nachrichten
Legende: «Bling» – und man ist informiert, was in der Welt passiert oder wer einen sucht. Push-Nachrichten sind praktisch, können aber zur Überwachung missbraucht werden. Mauritius Images/Alamy/Jorge Pérez

Ist eine Deaktivierung von Push-Nachrichten sinnvoll, wenn ich mich schützen will?

Wer sich vor Überwachung schützen will, der kann sich kaum sicherer fühlen, wenn er die Push-Nachrichten auf dem Smartphone deaktiviert. Da müsste man konsequenterweise gleich ganz auf das Smartphone verzichten und wohl auch auf viele andere digitale Dienste. Ich glaube aber nicht, dass Push-Nachrichten für eine massenhafte Überwachung genutzt werden. Denn für die staatlichen Stellen ist es immer mit Aufwand verbunden, an diese Daten zu kommen. Sie müssen auf dem Rechtsweg auf Unternehmen wie Apple oder Google zugehen. Zudem gibt es für die massenhafte staatliche Überwachung andere, einfachere Mittel und Wege.

SRF 4 News, 12.12.2023, 17:30 Uhr ; 

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