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Terror-Anschläge in Sri Lanka EDA bestätigt: Zwei Schweizer getötet

  • Grosse Trauer nach der Serie von Explosionen in Hotels und Kirchen in Sri Lanka – die Zahl der Toten ist auf 290 gestiegen.
  • Die Angriffe seien von Selbstmord-Attentätern verübt worden, so das Verteidigungsministerium. Einheimische Islamisten stehen unter Verdacht.
  • Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigt zwei Schweizer Todesopfer.

Eines der beiden Schweizer Opfer besass laut EDA eine zweite Staatsangehörigkeit. Ein drittes Mitglied dieser Familie, das über zwei ausländische Nationalitäten verfügte, starb ebenfalls. Man sei mit den Angehörigen in Kontakt, teilte das Aussendepartement weiter mit.

Die Schweizer Botschaft in Colombo unterstützt zudem eine in der Schweiz lebende schweizerisch-srilankische Familie, deren Eltern unter den Todesopfern sind. Für Rückfragen von besorgten Angehörigen hat das EDA eine Helpline eingerichtet.

Radikale Islamisten-Gruppe im Visier

Die Bestürzung nach den Anschlägen am Ostersonntag ist weiterhin riesig. US-Aussenminister Mike Pompeo sicherte der Regierung Sri Lankas Unterstützung zu. Die Vorfälle seien herzzerreissend – «und das in einem Land, das sich in den vergangenen Jahren so sehr um Frieden bemühte», so Pompeo. Sri Lanka sei nicht alleine. «Das ist auch Amerikas Kampf.»

Bei den koordinierten Explosionen waren insgesamt acht Detonationen gemeldet worden – darunter drei in Kirchen und drei weitere in Luxushotels. Sri Lankas Regierung macht eine einheimische radikal-islamische Gruppe für die Anschläge verantwortlich. Die Regierung sei fest davon überzeugt, dass die Gruppe National Thowheeth Jama'ath die Selbstmordattentate verübt habe, sagte Kabinettssprecher Rajitha Senaratne. Zuvor habe es Hinweise auf Anschlagspläne der Gruppe gegeben.

Polizei warnte vor Anschlägen

Am 11. April hatte der stellvertretende Polizeichef ein Schreiben verfasst, in dem er von Anschlagsplänen einer einheimischen radikal-islamischen Gruppe auf katholische Kirchen sowie auf die indische Botschaft in Sri Lanka warnte.

Namentlich genannte Verdächtige hätten nach dem Anschlag auf zwei Moscheen im März im neuseeländischen Christchurch gegen andere Religionen gehetzt, hiess es.

Sechs Detonationen innerhalb von 30 Minuten

Bei den betroffenen Kirchen handelte es sich um die St.-Antonius-Kirche in der Hauptstadt Colombo, die St.-Sebastians-Kirche im rund 30 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Negombo sowie die Zionskirche in Batticaloa, rund 250 Kilometer östlich von Colombo. In den Gotteshäusern fanden gerade Ostermessen statt. Dort gab es die meisten Opfer. Allein in der Kirche in Negombo starben nach offiziellen Angaben mehr als 100 Menschen.

Ausserdem gab es Explosionen in drei Luxushotels in Colombo. Dort sollen auch Ausländer verletzt worden sein. Später wurde eine siebte Explosion in einem kleinen Hotel in einem Vorort der Hauptstadt Colombo gemeldet. Dort riss ein Selbstmordattentäter nach Polizeiangaben drei Polizisten mit in den Tod. Eine achte Explosion ereignete sich am Nachmittag in einem anderen Vorort Colombos.

Karte von Sri Lanka.
Legende: Die betroffenen Städte Colombo, Negombo und Batticaloa. SRF

Laut Polizei wurden inzwischen 24 Verdächtige festgenommen. Sie stammen alle aus Sri Lanka. Noch unklar ist laut der Regierung, ob die Angreifer Verbindungen zum internationalen Terrorismus hätten

Christen in Sri Lanka

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In Sri Lanka leben über 21 Millionen Menschen, rund sieben Prozent von ihnen sind Christen. Zu ihnen gehören Mitglieder der tamilischen Minderheit und der singhalesischen Mehrheit. Die Mehrheit im Land sind Buddhisten. Nur rund zehn Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Muslime. Islamistische Terrorangriffe hatte es bisher in dem Inselstaat nicht gegeben.

Sri Lankas 26 Jahre andauernder Bürgerkrieg war 2009 zu Ende gegangen. Die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hatten für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden des Landes gekämpft. Die Armee besiegte die Aufständischen schliesslich mit aller Härte. Die UNO wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen vor.

Einschätzung von Südasien-Korrespondent Thomas Gutersohn

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Ziel der Anschläge waren offenbar Christen. Sie machen 7 Prozent der Bevölkerung aus. Laut der Christlichen Organisation «National Christian Evangelical Alliance of Sri-Lanka» haben Übergriffe auf die christliche Minderheit in Sri Lanka deutlich zugenommen. Letztes Jahr zählte die Organisation über 60 Fälle. Diese erreichten aber nie das Ausmass der heutigen Anschläge, sondern beschränkten sich bisher auf Vandalismus oder Störungen von Gottesdiensten und Belästigungen. Auch gegenüber der muslimischen Minderheit gibt es regelmässig Angriffe. Die sri lankische Verfassung garantiert zwar die Religionsfreiheit, bietet aber der buddhistischen Mehrheitsreligion eine primäre Position.

Christen gelten in Sri Lanka als vereinheitlichender Faktor, da die christliche Religion unter den Tamilen wie auch unter den Singhalesen im Land vertreten ist. Diese lieferten sich einen 25-jährigen Bürgerkrieg, der 2009 vom Militär blutig beendet wurde. Oft kommen Christen in Sri Lanka aber in die Kritik, da sie externe Berichte unterstützten, welche die Kriegsverbrechen gegen die Tamilen untersuchen.

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Aus Rücksicht auf die Opfer und ihre Angehörigen ist die Kommentarfunktion unter diesem Artikel deaktiviert. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis. Redaktion SRF News

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