Bei der Fussball-Europameisterschaft in Deutschland häufen sich die Sicherheitspannen in den Stadien. Zuschauer gelangen auf den Rasen, um mit den Spielern ein Selfie zu machen. Ein vermummter Mann klettert ungehindert bis unter das Stadiondach. Ein YouTuber schleicht sich als Fake-Maskottchen ohne Ticket ins Stadion.
Es bestehen offensichtlich Sicherheitslücken, trotz Sicherung der Stadien. Doch glücklicherweise sind bisher keine grossen Sicherheitsprobleme aufgetreten. Es gab weder Terrorangriffe noch gewalttätige Demonstrationen während der EM, wie der Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler in Berlin sagt: «Diese Vorfälle sind nicht desaströs.»
Die EM fällt auf einen komplexen Zeitpunkt, was die Sicherheitslage in Europa angeht. Schindler beschreibt sie als äusserst angespannt. Die terroristische Bedrohungslage bestehe immer, doch seit dem Hamas-Angriff am 7. Oktober sei diese verstärkt. Die Sicherheitslage werde durch verschiedene extremistische Strömungen zusätzlich erschwert – IS, Al-Qaida, gewaltorientierte Rechtsextremisten, Reichsbürger, Querdenker.
Die EM als weltweites Ereignis stellt ein attraktives Ziel für Extremisten und Terroristen dar, die die erhöhte Aufmerksamkeit nutzen wollen. Die Verbreitung von Informationen über soziale Medien hat zudem die Möglichkeiten zur Mobilisierung und Durchführung von Anschlägen erheblich vereinfacht.
Sicherheitskonzepte bei der EM
Sicherheitskonzepte werden entsprechend der Bedrohungslage immer wieder angepasst. «Das Grundkonzept wurde schon Jahre vorher ausgearbeitet. Teilnehmende Staaten arbeiten im Sicherheitsbereich eng zusammen», erklärt Experte Schindler. Informationen, Einschätzungen und Hinweise werden international ausgetauscht. Verstärkte Sicherheitskontrollen an Flughäfen, Bahnhöfen und Landesgrenzen sind ebenfalls Teil der Massnahmen.
Doch trotz aller Bemühungen blieben immer Restrisiken, sagt Schindler: Ordner, die nicht aufpassen oder die jemanden einschleusen beispielsweise: «Es gibt immer Möglichkeiten, die Sicherheitskonzepte zu umgehen.»
Private Feiern, Strassenfeste und Public Viewings können zudem nicht flächendeckend geschützt werden – dafür fehlen Polizeibeamte. Und der Terrorismusexperte betont: «Deutschland soll bei einem internationalen Fussballfest auch nicht in eine militärische oder polizeiliche Hochburg verwandelt werden. Das ist nicht im Sinne des Turniers.»