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Terrorakt in Sydney Attentäter wurden mutmasslich auf den Philippinen ausgebildet

Zwar hat man letztens nicht mehr viel von der Terrormiliz IS gehört. Doch die Organisation ist nach wie vor brandgefährlich.

Was ist über die Attentäter in Bondi Beach bekannt? Wie die indische Polizei bekannt gab, stammt der Attentäter, der bei dem Terrorakt getötet wurde, aus Hyderabad in Indien. Kontakte zur Familie in Indien habe der Vater nur noch begrenzt gehabt, nachdem er 1998 nach Australien umgezogen sei. Seiner Familie in Indien sei nicht bekannt gewesen, dass er sich radikalisiert habe, schreibt die indische Polizei.

Schwerer Anschlag an Chanukka

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Mehr als Tausend Menschen waren nach Polizeiangaben vor Ort, als die zwei Männer mit Langwaffen das Feuer in Bondi Beach am vergangenen Sonntag in Sydney eröffneten. Die Zahl der Toten gibt die Polizei mittlerweile mit 16 an, eine 10-Jährige und ein 40-Jähriger starben später im Spital. Der ältere der beiden Attentäter kam bei dem Terrorangriff ebenfalls ums Leben. Der jüngere liegt im Spital. Der Ältere war 50 Jahre alt, der jüngere ist 24. Es handelt sich um Vater und Sohn.

Woher weiss man, dass die Attentäter Anhänger des IS waren? Nach dem Terrorakt wurden in ihrem Auto neben Sprengsätzen zwei Flaggen des Islamischen Staates (IS) gefunden. Der jüngere Attentäter habe seit Langem Verbindungen zu Mitgliedern eines australischen Netzwerks von IS-Unterstützern gehabt, wie der Fernsehsender ABC berichtete. Der australische Premierminister Albanese sagte, der australische Inlandgeheimdienst habe den Jüngeren, damals ein Teenager, vor sechs Jahren wegen Verbindungen zu einer Terrorzelle des IS überprüft.

Wo wurden die beiden ausgebildet? Die zwei Männer haben in einem Trainingslager in der Stadt Davao auf der Insel Mindanao auf den Philippinen eine militärähnliche Ausbildung erhalten, wie der TV-Sender ABC herausgefunden hat. Der Ältere sei mit seinem indischen Pass eingereist, der Jüngere mit seinem australischen Pass. Sie hätten sich zwischen dem 1. und dem 28. November 2025 auf den Philippinen aufgehalten, teilte die Einwanderungsbehörde in Manila mit.

Warum schlugen die Attentäter vergangenen Sonntag zu?

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Chanukka ist das jüdische Lichterfest zum Gedenken an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor Christus (3597 in der jüdischen Zeitrechnung). Es sei den Attentätern bekannt gewesen, dass sich viele Jüdinnen und Juden zu Chanukka öffentlich versammeln würden, sagt Guido Steinberg, Islamismus-Experte von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.

Warum erhielten die Attentäter eine Ausbildung auf den Philippinen? Der IS ist auf den Philippinen über lokale dschihadistische Gruppen wie die Maute-Gruppe, Abu Sayyaf, Dawlah Islamiyah und die Bangsamoro Islamic Freedom Fighters aktiv. Dazu sagt Islamismus-Experte Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin: «Die terroristische Aktivität ist stark auf die sogenannten IS-Provinzen übergegangen.» IS-Ableger gebe es auch in Niger, Somalia, Afghanistan. «Auf den Philippinen wurden diese Ableger zwischen 2017 und 2019 militärisch geschlagen.» Doch es gebe dort nach wie vor mehrere Hundert IS-Kämpfer. «Man darf diese Gruppierung nicht abschreiben.»

Das wirklich Überraschende ist, dass es Leuten gelungen ist, wieder zum IS zu gelangen.
Autor: Guido Steinberg Islamismus-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik

Werden solche Ausbildungslager bekämpft? Gegen solche Lager werde durchaus vorgegangen, sagt der Experte. Vor einigen Jahren habe der IS Leute vor allem in Syrien, im Irak und in Libyen ausgebildet und dann nach Europa geschickt. In der Zwischenzeit sei es potenziellen Attentätern jedoch nicht mehr gelungen, bis zum IS vorzustossen. Deshalb habe es in Europa Einzeltäteranschläge gegeben, ohne Beteiligung der Organisation. «Das wirklich Überraschende ist, dass es Leuten gelungen ist, wieder zum IS zu gelangen. Ich denke, dass die australischen Sicherheitsbehörden ihre Arbeit nicht so gut gemacht haben», so Steinberg. Im Normalfall gelinge es westlichen Sicherheitsbehörden, solche Ausreisen zu verhindern oder bei der Einreise die IS-Rekruten zu verhaften.

Wie stark ist der IS in Australien? «Der IS ist durchaus stark in Australien», sagt Steinberg. In Australien habe man in den letzten vierzehn Jahren eine grosse Ausreisewelle nach Syrien und in den Irak beobachten können. Es habe sich dabei vor allem um Australier libanesischer Herkunft gehandelt, aber auch um solche, die aus Südasien stammten. Auch in den letzten Jahren habe der IS noch Menschen in Australien mobilisieren können wie auch aus anderen Ländern mit einer starken muslimischen Gemeinschaft.

Rendez-vous, 16.12.2025, 12:30 Uhr ; 

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