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Terroranschlag auf Velofahrer «Es war ein sehr, sehr trauriges Ereignis»

Bei einem Angriff auf Touristen in Tadschikistan wurden Ende Juli auch ein Schweizer getötet und eine Schweizerin verletzt. Walburga Roos erklärt, wie sie und ihr Team konsularische Hilfe leisteten.

SRF: Wie haben Sie den 29. Juli 2018 erlebt?

Walburga Roos: Es war für uns alle ein sehr, sehr trauriges Ereignis.

Was haben Sie und die offizielle Schweiz an diesem Tag konkret unternommen?

Wir haben sofort alle möglichen Ressourcen mobil gemacht. Nach der Alarmierung des Pikett-Dienstes beim Schweizer Aussendepartement ist sofort ein Team von uns in Richtung Süden gefahren, um möglichst schnell und auch möglichst persönlich Kontakt mit den Betroffenen aufzunehmen.

Die Zusammenarbeit und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind sehr gut.

Wir haben die verletzte Schweizerin während ihres gesamten Spitalaufenthalts begleitet und zusammen mit den Partnern in der Schweiz veranlasst, dass sie möglichst schnell in die Schweiz verlegt werden konnte.

Der konsularische Schutz ist also enorm wichtig in einer solchen Situation?

Ja. Und es ist wohl für alle Schweizer Bürgerinnen und Bürger wichtig zu wissen, dass es einen solchen Schutz gibt.

Wie ist die Zusammenarbeit zwischen der offiziellen Schweiz mit den Behörden von Tadschikistan?

Im Rahmen der Aktivitäten des Koordinationsbüros sind die Zusammenarbeit und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sehr gut.

Die Schweiz und Tadschikistan

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Seit 26 Jahren bestehen zwischen der Schweiz und Tadschikistan diplomatische Beziehungen, seit gut 20 Jahren gibt es in der Hauptstadt Duschanbe ein Schweizer Koordinationsbüro mit einer integrierten Konsularagentur. Tadschikistan ist ein Schwerpunktland der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit. Die Schweiz ist einer der grössten bilateralen Geldgeber in Tadschikistan. Rund 30 Millionen Franken gehen jährlich unter anderem in die Bereiche Wasser, Infrastruktur und Klimaschutz, Gesundheit, Governance und wirtschaftliche Entwicklung.

Dazu kommen verschiedene Aspekte, die unsere Länder verbinden. Beide sind Binnenländer, beide haben viele Berge und sind reich an Wasserressourcen. Beide wissen um die Gefahren dieser Berge und des Klimawandels.

Wie ist die Zusammenarbeit bei den Ermittlungen im Fall des Terroranschlags?

Dazu kann ich nichts sagen.

Viele Schweizer fragen sich nun, wie sicher es ist, nach Tadschikistan zu reisen. Was sagen sie diesen Leuten?

Da verweisen wir zunächst einmal auf die EDA-Reisehinweise. Diese werde regelmässig aktualisiert. Und dort hatten wir schon vor dem 29. Juli einen Hinweis darauf, dass eventuell ein Risiko auf Terroranschlägen bestehen könnte.

Wir empfehlen aber, andere Quellen wie die Medien oder Reiseführer zu konsultieren oder die Reise vielleicht über ein Reisebüro zu buchen. Diese haben oft Mitarbeiter vor Ort, die die Situation im Land kennen. Schliesslich empfehlen wir, eine Reiseversicherung abzuschliessen, die die Kosten auch in einem Notfall abdeckt. Und nicht zuletzt würden wir allen empfehlen, sich auf dem EDA-Portal «Itineris» einzuschreiben.

Letztendlich ist es aber jedem Schweizer und jeder Schweizerin selbst überlassen, nach Tadschikistan zu reisen und die Verantwortung dafür auch selbst zu tragen.

Das EDA-Portal Itineris

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Mit Itineris bietet das Eidgenössische Aussendepartement (EDA) die Online-Registrierung für Auslandreisende an. Daten von Kurzzeitaufenthalten – sei es zu Tourismus- oder Geschäftszwecken – können in diesem Portal erfasst werden und dienen dem EDA dazu, Schweizerinnen und Schweizer bei einer schweren Krise im Reiseland besser lokalisieren und kontaktieren zu können. Zudem erhalten Registrierte eine Meldung, wenn sich in einem Gebiet die Sicherheitslage unerwartet markant verschlechtert.

Die offizielle Schweiz rät also nicht ab von Reisen nach Tadschikistan?

Es ist nicht unsere Aufgabe, von Reisen abzuraten. Wir weisen lediglich auf eventuelle Risiken hin – wie zum Beispiel die mangelhafte Gesundheitsversorgung, aber auch die Strassenverhältnisse oder teilweise die Fahrpraxis in Tadschikistan, die nicht immer den westlichen Normen entspricht. Dazu kommen Naturgefahren in diesem bergigen Land.

Und sie erwähnen Terroranschläge.

Wie gesagt, ja. Da besteht heutzutage in vielen Ländern eine gewisse Möglichkeit.

Und wie erleben Sie persönlich Tadschikistan?

Persönlich gefällt es mir hier sehr gut. Mir gefallen die Berge, die Leute sind sehr freundlich. Und es ist ein Privileg, hier für die Schweiz diese abwechslungsreiche Arbeit mit einem tollen Team zu machen.

Das Interview führte Marc Meschenmoser.

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