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Reaktionen auf den Tod Kissingers
Aus Tagesschau vom 30.11.2023.
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Tod des Ex-US-Aussenministers Henry Kissinger: Prägendste Stationen seines politischen Wirkens

Bewundert und verachtet zugleich: Henry Kissinger war der vielleicht berühmteste Diplomat der USA. Ein Blick zurück.

Die einen haben ihn bewundert, die anderen verachtet: Henry Kissinger war der vielleicht berühmteste Diplomat in der Geschichte der USA. Die einen lobten den Ex-US-Aussenminister als brillanten Realpolitiker mit Verhandlungsgeschick, die anderen sahen ihn als skrupellosen Machtmenschen – ja gar als Kriegsverbrecher.

Nun ist der im mittelfränkischen Fürth als Heinz Alfred geborene Kissinger gestorben. Ein Blick zurück auf die prägendsten Stationen seines politischen Wirkens.

Vietnamkrieg / Kambodscha

Es war Krieg in Vietnam – bereits mehr als ein Jahrzehnt. Kissinger wurde unter dem frisch gewählten US-Präsidenten Richard Nixon 1968 zu einem wichtigen Sicherheitsberater.

Schon bald stand Kissinger in der Kritik: Er soll die Bombardierung Kambodschas durch die US-Luftwaffe genehmigt und vor der Öffentlichkeit geheim gehalten haben. Die Angriffe kosteten Schätzungen zufolge mindestens 150'000 Menschen das Leben.

Kritikerinnen und Kritiker warfen ihm vor, dass die Folgen seines Vorgehens das Land destabilisiert und den Roten Khmer in Kambodscha zur Macht verholfen hatten.

Bomben auf Nordvietnam

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Nixon und Kissinger wollten auch Hanoi mit Bomben den Frieden diktieren. Wie gross der Appetit auf Verheerung war, kann man auf den sogenannten Nixon-Tapes hören, den geheimen Aufnahmen, die Nixon von allen Gesprächen im Weissen Haus machte. «Das müssen wir tun, Herr Präsident», sagte Kissinger seinem Chef. Er meinte die flächendeckende Bombardierung von Nordvietnam im Dezember 1971.

1973 mündeten Kissingers jahrelangen Geheimverhandlungen mit dem nordvietnamesischen Unterhändler Le Duc Tho schliesslich in einem Friedensvertrag. Beide erhielten dafür den Friedensnobelpreis, obwohl der Krieg noch bis 1975 weiterging.

Die drei Politiker sitzen an einem Tisch.
Legende: Kissinger (rechts) berichtete Nixon (Mitte) beim Frühstück im Weissen Haus über seine viertägigen Gespräche in Paris mit den Unterhändlern Nordvietnams. (13.11.1972). AP Photo/John Duricka

Positiv gewertet wurden hingegen seine Bemühungen für eine Normalisierung der Beziehungen zu China. Kissinger reiste anfangs der 1970er zweimal im Geheimen nach China, um in Gesprächen mit dem damaligen Premierminister Chou En Lai einen Besuch Nixons in der Volksrepublik einzufädeln.

Kissinger hatte Erfolg. 1972 traf Nixon Parteiführer Mao Zedong. Es war ein bedeutender Besuch: Erstmals seit der Gründung Chinas 1949 besuchte ein US-Präsident das Land, obwohl China die USA als einen ihrer erbittertsten Gegner ansah.

Kissinger spricht mit zwei chinesischen Politikern
Legende: Kissinger (links) im Gespräch mit dem chinesischen Parteiführer Mao Zedong (rechts), und Premierminister Chou En Lai (Mitte). (22.02.1973). KEYSTONE/Str

Gemäss dem diplomatischen Korrespondenten Fredy Gsteiger habe Kissinger als einer der ersten erkannt, wie wichtig China werden würde.

Entspannungspolitik mit der UdSSR

Wichtig für die USA zu dieser Zeit war auch die ehemalige Sowjetunion. Fast gleichzeitig mit den Geheimtreffen in China versuchte Kissinger, mit der damaligen UdSSR eine Politik der Entspannung zu fahren.

In Geheimgesprächen gelang es Kissinger, mit der Sowjetunion das erste Abkommen zur strategischen Rüstungsbegrenzung zu verhandeln, das 1972 in der Unterzeichnung den sogenannten Salt-1-Verträgen mündete.

Zwei Männer sitzen und unterschreiben ein Abkommen, während sechs weitere Männer hinter ihnen stehen.
Legende: Während der Unterzeichnung der Wladiwostok-Erklärung, ein weiterführendes Abkommen von Salt 1, durch US-Präsident Gerald Ford (links) und dem sowjetischen Generalsekretär Leonid Breschnew (rechts). Auch Kissinger (links am Rand) war mit dabei. (24.11.1974) KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str

Auf Friedensmission in Nahost

Kissingers diplomatisches Geschick spielte auch im neu aufgeflammten Nahostkonflikt eine bedeutende Rolle. Der Jom-Kippur-Krieg war ausgebrochen, die arabischen Staaten Ägypten und Syrien griffen überraschend das verfeindete Israel am höchsten jüdischen Feiertag – Jom Kippur – an.

Kissinger, der zu dieser Zeit zum Aussenminister der Vereinigten Staaten aufgestiegen war, war damals an den Friedensverhandlungen beteiligt. Der Krieg endete knapp drei Wochen nach dessen Ausbruch mit einem Waffenstillstandsabkommen der UNO.

Schwarz-weiss-Foto: Die Politiker sitzen in einem Halbkreis auf Sofastühlen zusammen.
Legende: Nixon und Kissinger trafen am 17. Oktober 1973 im Weissen Haus mit den Aussenministern von vier arabischen Staaten zur Lage im Nahen Osten zusammen. Von links: Abdelaziz Bouteflika, Algerien; Sabah Al-Ahmad Al-Jaber Al-Sabah, Kuwait; Umar al-Saqqaf, Saudi-Arabien; Nixon, Kissinger; und Ahmed Taibi Benhima, Marokko. AP-Foto

Kissingers Pendeldiplomatie, ständig zwischen den Konfliktparteien hin und her zu reisen auf der Suche nach politischen Lösungen, legte in den frühen 70er-Jahren den Grundstein zur Annäherung von Ägypten und Syrien mit Israel.

Putsch in Chile

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Zusammen mit dem US-Geheimdienst CIA soll Kissinger 1973 ausserdem in den blutigen Putsch von General Augusto Pinochet gegen Chiles gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende verstrickt gewesen sein. Kissinger erhielt Vorladungen von Gerichten in verschiedenen Ländern, erschien aber nie.

Die Vorwürfe gegen ihn hat er stets zurückgewiesen – zumindest öffentlich war er sich keiner Schuld bewusst. Die jüngere Generation, die ihn verurteile, stellte er in einem TV-Interview zu seinem 100. Geburtstag als ignorant dar.

Bis ins hohe Alter war Henry Kissinger ein gefragter Redner, wenn es um aussenpolitische Einschätzungen ging.

Rendez-vous, 30.11.2023, 12:30 Uhr;

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