«Kwarosa» bedeutet auf Koreanisch «Tod durch Überarbeitung». Nach dem japanischen «Karoshi» und dem chinesischen «Guolaosi» hat nun auch Südkorea einen eigenen Begriff für Todesfälle wegen Überstunden. So schockten in den letzten zwei Jahren mehrere Fälle von Briefträgern die Nation, die bis zum umfallen Pakete austrugen.
Ich fühle mich oft unwohl und krank.
Aber auch andere Berufsgruppen sind von langen Arbeitszeiten betroffen. Die Koreanerinnen und Koreaner arbeiten laut einer OECD-Studie im Jahr 300 Stunden mehr als der Durchschnitt. Das ist sogar mehr als bei den Nachbarn in Japan.
Auch der Büroangestellte Moon Seong-geong verbringt kaum Zeit zuhause. Der 34-Jährige hat vor einem Jahr geheiratet, seine Ehefrau sieht er nur spätabends. «Früher musste ich sogar 15 Stunden täglich arbeiten, dann wechselte ich in eine andere Abteilung. Jetzt sind es noch zwölf Stunden.» Die Folge davon: Er fühle sich oft unwohl und krank, sagt Moon.
Ich war so überrascht, wie entspannt die Menschen in Kanada waren. Dann habe ich gemerkt, es muss mit der Arbeit zu tun haben.
Gar nicht mehr arbeiten mag Zhang Sanyang. Die 22-Jährige war bei einer Eventagentur angestellt. Davor verbrachte sie ein Jahr als Austauschstudentin in Kanada. An jene Zeit denke sie mit Wehmut zurück, sagt sie: «Ich war so überrascht, wie entspannt die Menschen in Kanada waren. Dann habe ich gemerkt, es muss mit der Arbeit zu tun haben.»
Moon und Zhang gaben ihre Stimmen letztes Jahr Präsident Moon Jae-in. Er versprach vor seiner Wahl, er werde die langen Arbeitszeiten bekämpfen. Bisher haben sich Regierung, Opposition und Gewerkschaften aber noch nicht einigen können.
Zhang Sanyang sagt, sie müsse sich eigentlich eine neue Arbeit suchen, doch darauf habe sie nicht wirklich Lust: «Wenn ich einen Job finde, aber die Arbeitsbedingungen hart sind, was bringt es dann? Dann habe ich zwar eine Stelle, aber keine Freizeit mehr.»