Der Nordirland-Konflikt in Bildern
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Bild 1 von 13. 30. Januar 1972. – Der «Bloody Sunday». An diesem Tag wurden in der nordirischen Stadt Derry während einer Demonstration für Bürgerrechte und gegen die Masseninternierung mutmasslicher Terroristen ohne Prozess 13 Menschen von britischen Soldaten erschossen. Dies führte zur Eskalation des Nordirlandkonflikts. Die IRA verübte darauf mehrere Anschläge und Racheakte. Bildquelle: Getty Images.
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Bild 2 von 13. März 1972. – Die britische Regierung löst das nordirische Parlament auf und übernimmt die Direktregierung der Provinz. Bildquelle: Getty Images.
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Bild 3 von 13. 08. November 1987. – Die IRA zündet in Enniskillen, County Fermanagh, eine Bombe während der Gedenkveranstaltung für die Toten des Ersten Weltkrieges. 11 Personen, allesamt Protestanten, sterben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 13. 31. August 1994. – Die katholische Untergrundorganisation IRA ruft einen Waffenstillstand aus. Die Bedingung: Die Partei Sinn Féin muss in die politischen Gespräche für eine Lösung mit einbezogen werden. Als dies nicht geschieht, kündigt die IRA ihre Waffenruhe vom Februar 1996 bis Juli 1997 auf und unternimmt mehrere Bombenattentate und Schiessereien. Bildquelle: AFP.
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Bild 5 von 13. 10. April 1998. – Das so genannte Karfreitagsabkommen für Nordirland durch die Regierungen Grossbritanniens und der Republik Irland sowie nordirischer Parteien wird Tatsache. Ein halbautonomer Status wird zugesagt. Damit kann der in der irischen Verfassung verankerte Anspruch auf Nordirland aufgegeben werden. Bildquelle: AFP.
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Bild 6 von 13. 1. Juli 1998. – Der Chef der Unionistenpartei UUP, David Trimble, wird vom nordirischen Parlament mit 61:27 Stimmen zum Ersten Minister gewählt, zum Stellvertreter wird Séamus Mallon (SDLP) gewählt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 13. 15. August 1998. – Es gibt 29 Tote und 350 Verletzte beim schwersten Bombenanschlag in der Geschichte des Nordirlandkonflikts. Die Splittergruppe «Wahre IRA» bekennt sich zu der Tat in Omagh in der Grafschaft Tyrone. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 13. 28. Juli 2005. – Neue Hoffnung für den Friedensprozess: Die IRA erklärt den «bewaffneten Kampf» für beendet, ihre Kämpfer sollen «die Waffen wegwerfen». Der Prozess ist im September abgeschlossen. Die IRA-Führung bestätigt, der Prozess der nachprüfbaren Entwaffnung sei beendet. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 13. Januar 2007 . – Mit einer überwältigenden Mehrheit haben die rund 900 stimmberechtigten Delegierten der Sinn-Féin-Partei in Dublin dem Antrag der Parteiführung zugestimmt, Polizei und Justiz in Nordirland anzuerkennen. Damit stellt sich die älteste Partei Irlands hinter das britische Gewaltmonopol im nach wie vor britisch verwalteten Nordosten der Insel. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 13. 08. Mai 2007 . – Nordirland hat wieder eine eigenständige Regierung. Als neuer Regierungschef wird der Protestant Ian Paisley vereidigt. Sein gleichberechtigter Stellvertreter ist Martin McGuinness. Es ist eine Gemeinschaftsregierung zwischen Unionisten und katholischen Nationalisten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 13. 27. Juni 2012 . – In einer historischen Geste der Versöhnung reichen sich Queen Elizabeth II. und der frühere IRA-Mann Martin McGuinness in Belfast die Hände. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 13. Januar 2017. – Der stellvertretende Regierungschef Nordirlands, Martin McGuinness, reicht seinen Rücktritt ein und fordert Neuwahlen. Die Sinn Féin-Partei will damit gegen den Umgang der Regierung mit einem Skandal rund um die Förderung erneuerbarer Energien demonstrieren. Regierungschefin Arlene Foster von den Unionisten muss ebenfalls zurücktreten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 13. März 2017. – Um das Regierungsbündnis fortzusetzen, müsste Sinn Féin einen Nachfolger für McGuinness bestimmen. Die Partei erklärt aber, dass sie dies nicht tun werde. Damit werden vorgezogene Parlamentswahlen nötig. Bei den Wahlen vom 2. März verlieren die Unionisten zahlreiche Sitze und das absolute Mehr im Parlament. Am 21. März stirbt Martin McGuinness. Bildquelle: Keystone.
SRF News: Martin McGuinness kam aus der IRA wurde aber später zum Friedensstifter. Wie kam es dazu?
Martin Alioth: Ich glaube, man kann McGuinness in eine Linie stellen mit Nelson Mandela oder Yassir Arafat. Also mit Männern, die in einer bestimmten historischen Situation zur Methode der Gewalt griffen. Im Falle von McGuinness wurde diese mit absoluter Ruchlosigkeit ausgeübt. Bis zu einem Punkt in den 1980er-Jahren, als er und andere – wie namentlich Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams – zum Schluss kamen, dass der Militarismus letztlich nicht zum Erfolg führen kann. Damals schlug er die politische Route ein und überzeugte andere von gewaltlosen Methoden.
McGuinness war vermutlich bis in die 1990er-Jahre hinein in führender Rolle für die IRA tätig.
Welche Funktion hatte McGuinness während der IRA-Anschläge in den 1970er- bis 1990er-Jahren?
Das ist umstritten. Er ist einer der wenigen IRA-Kommandanten, die zugegeben haben, dass sie diese Funktion ausgeübt hatten. Er selbst sagte aus, er sei 1972 während des sogenannten «Bloody Sundays», stellvertretender Kommandant der lokalen IRA in Derry gewesen.
Nach eigenen Angaben schied er 1974, nach Verbüssung einer Gefängnisstrafe, aus der IRA aus. Das entspricht aber wohl nicht der Wahrheit. McGuinness war vermutlich bis in die 1990er-Jahre hinein in führender Rolle, vermutlich als Stabschef, für die gesamte IRA tätig. Er galt als das Gesicht der IRA.
Später setzte er sich für den Friedensprozess in Nordirland ein. Wie glaubwürdig war er da als ehemaliges IRA-Mitglied?
Für die Protestanten war McGuinness anfänglich ein rotes Tuch. Er war der Terrorist, dem sie die ganze Malaise des akuten Nordirland-Konflikts in die Schuhe schoben. Er hatte aber die Glaubwürdigkeit des ehemaligen Militaristen.
Persönlich bin ich der Meinung, dass nur er die IRA in den frühen 2000er-Jahren davon überzeugen konnte, die Waffen niederzulegen – und sie gar zu verschrotten. Er selbst war zuerst nicht überzeugt, dass das nötig war und empfand es auch als Demütigung. Er sah aber später die politische Notwendigkeit dieses Schrittes ein, um den Beweis für den guten Willen der IRA zu erbringen.
Zudem war es McGuinness, der Sinn Féin, den politischen Arm der IRA, davon überzeugte, die nordirische Polizei nach Reformen anzuerkennen. Das war die Voraussetzung für die Regierungsbildung im Frühling 2007 mit McGuiness als stellvertretendem Ministerpräsidenten unter Ian Paisley, dem rabiaten Presbytianer-Pfarrer. Eine Kombination, die man für unmöglich gehalten hatte. Aber die beiden Männer kamen gut miteinander aus.
Das Gespräch führte Susanne Stöckl.