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Touristen müssen sich schützen «Bei Zika haben vier von fünf Menschen keine Symptome»

Die Epidemie ist am Abflauen. Das hat damit zu tun, dass sich – ausser Touristen – fast niemand mehr infizieren kann.

Christoph Hatz

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Hatz ist Chefarzt am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut. Seine speziellen Interessen sind die Reisemedizin, die Medizin in den Tropen, die Verbindung von infektiösen und nicht-infektiösen Krankheiten sowie die Migrations-Medizin.

SRF News: Wie sieht die Lage rund um das Zika-Virus aus?

Christoph Hatz: Gegenwärtig gehen wir davon aus, dass in sämtlichen Ländern, in denen Zika nachgewiesen worden ist, das Virus noch vorhanden ist. Es gibt aber Hinweise – wenn auch nicht genaue Zahlen –, dass die Epidemie in ganz grossem Stil zumindest in Lateinamerika am Abflachen ist. Vorsichtshalber muss jedoch gesagt werden, dass das Virus immer noch übertragen wird und dass es speziell Touristen noch betrifft, wenn sie in diese Gebiete reisen.

Die Epidemie scheint abzuflachen. Was sind die Gründe dafür und welche Rolle spielen die kälteren Temperaturen?

Es ist ein typisches Phänomen: Wenn eine Epidemie so hart zuschlägt wie wir das bei Zika gesehen haben und wenn ein Grossteil der Bevölkerung, die diese Krankheit überhaupt bekommen kann, diese bereits hinter sich hat, flaut die Epidemie ab. Denn dann sind nicht mehr genügend Leute vorhanden, die infiziert werden können. Inwiefern auch die klimatischen Bedingungen einen Beitrag dazu leisten, dass die Epidemie rückläufig ist, weiss ich detailliert nach Ländern nicht. Das hat damit zu tun, dass bei Kälte weniger Mücken vorhanden sind und dass deshalb die Übertragung geringer wird.

In Lateinamerika braucht es mehrere Jahre, bis es wieder genügend Menschen gibt, die überhaupt für dieses Virus empfänglich sind.
Autor: Christoph Hatz Chefarzt am Schweizerischen Tropeninstitut

Gehen Sie davon aus, dass die Epidemie im Sommer wieder aufflammt?

Es wird sicher weitere Epidemien geben, ich nehme an, eher kleinere in Lateinamerika. Es braucht mehrere Jahre, bis es wieder genügend Menschen gibt, die überhaupt empfänglich sind für dieses Virus. Anders könnte es in Asien oder in Afrika aussehen. Dort können wir im Moment nicht sagen, wie weit ein epidemisches Potential vorhanden ist, weil wir ja wissen, dass dieses Virus seit Jahren in vielen dieser Länder, zum Beispiel in Thailand, Myanmar, Indonesien oder auf den Philippinen, bereits vorhanden gewesen ist. Offensichtlich hat es nie zu grossen Epidemien geführt.

Weshalb ist das Interesse in den betroffenen Ländern so klein, gute Daten zu erheben?

Beim Zika-Virus ist es ein grosses Problem, die Daten zu erheben. Vier Fünftel der Leute haben keine oder nur sehr wenige Symptome, sind aber infiziert. Und die melden sich natürlich nicht.

Vor Reisen in welche Länder würden Sie Touristen jetzt abraten?

Ich wäre sehr zurückhaltend, den Leuten zu sagen, wo sie nicht hinreisen sollen. Dies ist letztlich die Entscheidung jedes Einzelnen. Man muss klar sehen, diejenigen Einheimischen die die Krankheit bereits durchgemacht haben, bekommen sie nicht mehr. Und die Einheimischen, die nicht erkrankt sind, haben entweder die Krankheit durchgemacht und es gar nicht gemerkt, oder sie werden aus anderen immunologischen Gründen nicht infiziert. Die nicht-immunen Reisenden, und damit meine ich die Europäer und Amerikaner, haben keinen Vorschutz und wenn sie mit diesen Mücken in Kontakt kommen, dann besteht das Risiko nach wie vor.

Meistens rufen ja Paare an, die sich überlegen, mit der Familienplanung zu beginnen und trotzdem noch verreisen zu wollen. Denen sage ich, dass es im Moment zwei Sichtweisen gibt. Wenn man absolute Sicherheit möchte und das Paar gemeinsam reist, dann sollte man sechs Monate nach der Rückkehr mit Kondom Geschlechtsverkehr haben, um eine Virusübertragung durch das Sperma zu verhindern. Das ist das Optimum. Leute, die ein gewisses Grundrisiko akzeptieren – wir sprechen von einem Risiko im Promillebereich, nicht von Prozenten –, denen können wir auch nicht abraten. Sie können sich mit Mückenschutz schützen.

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