Das Verhältnis von Südafrika zu Grossbritannien ist belastet: Noch bis 1926 war Südafrika Herrschaftsgebiet im britischen Commonwealth. Zu Zeiten von Premierministerin Margreth Thatcher war Nelson Mandela noch auf Grossbritanniens Terrorliste.
Grossbritannien noch immer verschmäht
«Es ist vor allem kein einfaches Verhältnis zum jetzigen Regierungschef Grossbritanniens, David Cameron», sagt Barbara Müller. Sie ist Geschäftsführerin des Fonds für Entwicklung und Partnerschaft in Afrika. «Cameron war 1989 in Südafrika. Damals hatte er sich noch überhaupt nicht für die Freilassung von Mandela ausgesprochen», sagt Müller.
Cameron hat die Apartheidregierung, den rassistischen Sonderweg, unterstützt. «Auch wenn man viel von Versöhnung spricht. Das heisst nicht, dass die Südafrikaner alles vergessen. Sie wissen genau, wer wann was getan hat. Das Verhältnis ist also noch immer belastet», so Müller.
Grossbritannien ist denn auch nicht auf der offiziellen Rednerliste für die Trauerfeier von Mandela vertreten. Auch europäische Staatsmänner sind auf der Liste nicht zu finden. Es sei nicht nur die Geschichte zu den Europäern, die belaste, sagt Ruedi Küng, ehemaliger Afrika-Korrespondent von Radio SRF. Auch die aktuelle Situation sei ausschlaggebend.
Europas Stern ist im Sinken begriffen
«Wir stellen fest: Europa hat an Einfluss verloren. Der amerikanische Stern sinkt auch etwas. Aber nicht so stark wie der europäische», so Küng. Das habe wahrscheinlich mit dem amerikanischem Mythos zu tun, dass man alles erreichen kann, dass alles möglich ist. «Das wird bewundert.» Im Moment geht vor allem der asiatische Stern auf.
«Wir denken dabei nur an China, was falsch ist. Denn mit China kommen Indien und andere ostasiatische Staaten, die finanzstark sind. Sie treten als mögliche und tatsächliche Investoren in Südafrika und an anderen Orten in Afrika auf», so Küng. Die neuen Allianzen sind für Südafrika wichtig. Denn das Land am Kap gehört zu den BRICS-Staaten. Das sind jene wirtschaftlich aufstrebende Staaten, die zusammen mit Brasilien, Russland, Indien und China eine neue Einheit bilden.