Die Infektionskrankheit Malaria stellt vor allem in Afrika ein grosses Gesundheitsrisiko dar, 95 Prozent aller Fälle weltweit werden dort verzeichnet. 2021 wurden weltweit 247 Millionen Malariainfektionen gezählt. Jedes Jahr sterben daran mehr als 600’000 Menschen. Die Mehrheit von ihnen sind Kinder unter fünf Jahren. Vor allem die Covid-19-Pandemie, die zunehmenden Resistenzen gegen Insektizide und wirtschaftliche Probleme haben aber den weltweiten Kampf gegen Malaria in den vergangenen Jahren behindert.
Start des Impfprogramms in Kamerun: Nach erfolgreichen Versuchen, unter anderem in Ghana und Kenia, hat Kamerun diese Woche das weltweit erste Malaria-Impfprogramm gestartet. Rund 6.6 Millionen Kinder sollen in Afrika bis 2025 gegen Malaria geimpft werden, teilt die Impfstoffallianz Gavi mit. Mehr als 30 afrikanische Länder zeigen Interesse an einer Malariaimpfung.
Die meisten Infektionen und auch Todesfälle geschehen dort, wo die Gesundheitssysteme am schwächsten sind.
Was erhofft man sich von diesem Impfprogramm?
Manuel Hetzel ist Epidemiologe und Malaria-Experte am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH). Als Fachmann erhofft er sich weniger Malariafälle und weniger Todesfälle und damit eine riesige Entlastung für die betroffenen Menschen und Länder. «Die grösste Herausforderung ist es, Kinder in den stark betroffenen Malaria-Gebieten erreichen zu können. Das ist in den meisten afrikanischen Ländern das Problem. Die meisten Infektionen und auch Todesfälle geschehen dort, wo die Gesundheitssysteme am schwächsten sind», sagt Hetzel. Die Kinder müssten rechtzeitig erreicht werden und vor allem müssten sie die notwendigen vier Impfdosen erhalten, damit der Impfstoff wirksam ist.
Wie effektiv ist der Malaria-Impfstoff?
In bis zu 40 Prozent der Fälle verhindert die Impfung eine Malariaerkrankung. Epidemiologe Hetzel erklärt die Relationen: In Kamerun gebe es jedes Jahr sechs Millionen Malariafälle. «Wenn davon 40 Prozent verhindert werden können, sind das über zwei Millionen weniger! Und selbst wenn Kinder nur zu einem gewissen Grad geschützt werden können, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie erkranken oder sterben.» Dazu komme auch ein ökonomischer Nutzen, weil eine Malariaerkrankung immer Folgekosten habe: Eltern müssten Geld organisieren für eine teure Behandlung. Wenn diese Folgeprobleme reduziert werden könnten, sei das ein grosser Fortschritt.
Die beste Massnahme sind wirklich Moskitonetze. Diese sollten möglichst immer benutzt werden.
Was hilft sonst im Kampf gegen Malaria? Neben der Impfung ist es sehr wichtig, dass man sich vor den Stichen der übertragenden Anophelesmücken schützen kann, erklärt Malaria-Experte Hetzel: «Die beste Massnahme sind wirklich Moskitonetze. Diese sollten möglichst immer benutzt werden.» Im Falle einer Erkrankung müsse diese möglichst rasch diagnostiziert und dann mit wirksamen Medikamenten behandelt werden. «Diese beiden Massnahmen sind absolut notwendig in Malariagebieten. Da ändert auch die Impfung dann nichts daran.»
Kann Malaria so ausgelöscht werden? Dieses Ziel verfolge man tatsächlich in den Ländern Afrikas, wo die meisten Kinder sterben, also in Nigeria, der Republik Kongo, Mosambik und auch Kamerun oder Tansania. Hier müsse die Last der Malaria und die hohe Sterblichkeit abnehmen, sagt Hetzel. Dies sei ein Beitrag, Malaria weltweit auszurotten. Dafür reiche der Impfstoff und die anderen verfügbaren Werkzeuge wahrscheinlich noch nicht aus. «Aber der Impfstoff ist ein ganz wichtiges Instrument, wenn er möglichst weit verbreitet angewendet werden kann.»