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Trump trifft Putin Ratlos nach Trumps Gipfel

Noch nie blieben wir Journalisten nach einem Auftritt von US-Präsident Trump mit so vielen Fragezeichen zurück. Die sogenannte «Pressekonferenz» nach weniger als drei Stunden Gespräch zwischen den Präsidenten der USA und Russlands war keine. Der Kreml war noch am Vormittag von sechs- bis siebenstündigen Gesprächen ausgegangen, ein gemeinsames Arbeitsessen in erweiterter Runde wurde kurzerhand abgesagt.

Fragen beantwortete weder Donald Trump noch Wladimir Putin. Putin – der zuerst sprach! – redete vage von einer «Übereinkunft», die die Europäer hoffentlich «nicht torpedieren» würden, ohne auf Details einzugehen.

Trump sprach von einem «produktivem Treffen» und von «vielen Punkten», in denen sich er und Putin «einig» seien, sagte aber auch, dass vor allem ein bestimmter Punkt – «vielleicht der wichtigste» – ungelöst bleibe.

Erfolg für Putin – nicht so für Trump

Mehr sagte Trump nicht, und wenn seine nun folgenden Telefonanrufe nach Europa und an den ukrainischen Präsidenten Selenski keine Überraschungen zutage fördern, gibt es auch nicht viel mehr zu sagen für den Präsidenten der USA.

Denn so wie es unmittelbar nach diesem gemeinsamen Auftritt von Trump und Putin aussieht, war dieser Gipfel in Anchorage ein Erfolg für Russlands Präsidenten Putin, aber keiner für Donald Trump.

Im historischen Gedächtnis wird der freundschaftliche Empfang von Wladimir Putin durch Donald Trump auf dem roten Teppich von Anchorage bleiben. Das Bild, das dieses Gipfeltreffen vielleicht am besten beschreibt, ist jenes des zufrieden lächelnden Putin im «Beast», der schwer gepanzerten Limousine des US-Präsidenten.

Donald Trump brachte Wladimir Putin zurück auf die Weltbühne, ohne dass er ihm dafür offensichtliche Zugeständnisse in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine abringen konnte.

Kein Wort zu Waffenruhe

Das Wort «Waffenruhe» fiel während des gesamten Auftritts nicht. Dabei hatte Trump im Vorfeld betont, dass er sehr enttäuscht sein würde, wenn er ohne eine Art Übereinkunft, die zu einer solchen Waffenruhe führen würde, aus Alaska abreisen müsste, und er hatte Putin für diesen Fall schwerwiegende Konsequenzen angedroht. Nach dem Treffen mit Putin war davon keine Rede mehr.

Dafür suggerierte Trump nach dem Treffen in einem Interview mit Fox News, es liege nun am ukrainischen Präsidenten Selenski, eine Übereinkunft abzuschliessen. Trump blieb auch hier vage und deutete nur an, dass es zu einem Treffen zwischen Putin und Selenski kommen könnte, ohne aber weiter darauf einzugehen.

Schales Gefühl und Verwirrung

So bleibt von diesem Gipfel ein schales Gefühl und noch mehr Verwirrung. Trump hat offenkundig nicht erhalten, was er wollte. Putin scheint ihm aber genügend geboten zu haben, dass Trump – zumindest für den Moment – gewillt scheint, weiterhin engagiert zu bleiben.

Was das ist, wusste die Welt zu dem Zeitpunkt, als die beiden Präsidentenmaschinen kurz nacheinander und nach sehr viel kürzerem Aufenthalt als geplant wieder von Anchorage abhoben, nicht.

Pascal Weber

USA-Korrespondent

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Pascal Weber arbeitet seit 1999 für SRF. Als Redaktor und Produzent war er zunächst in der Sportredaktion tätig, danach bei «10vor10». Von 2010 bis 2021 war er als Korrespondent im Nahen Osten. Er lebte zuerst in Tel Aviv, dann lange Jahre in Kairo und Beirut. Nun arbeitet er für SRF in Washington.

SRF 4 News, 16.08.2025, 3 Uhr

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