Es dauerte fast zwölf Stunden, bis die Aussenwelt wusste, was am 26. Dezember 2004 in Banda Aceh geschehen war. Erst abends um 19 Uhr zeigte das indonesische Fernsehen die ersten Bilder der Zerstörung. Einen Tsunami hatte hier, an der Nordküste von Sumatra, niemand erwartet. Statt sich in Sicherheit zu bringen, begannen die Menschen vor Ort Fische zu sammeln, als sich das Meer zurückzog.
Das wäre heute anders. Nicht nur in Indonesien, sondern auf der ganzen Welt. Der Jahrhundert-Tsunami hat das Phänomen weltweit bekannt gemacht. Das heute gängige japanische Wort «Tsunami» ist erst seit dann international gebräuchlich und in vielen anderen Sprachen übernommen worden.
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Bild 1 von 4. Eine Luftaufnahme zeigt die vom Tsunami verwüstete Stadt Banda Aceh auf der indonesischen Insel Sumatra am 26. Januar 2005. Bildquelle: REUTERS / Kimimasa Mayama KM / LA.
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Bild 2 von 4. Die Stadt im Norden Sumatras wurde komplett verwüstet. (Bild: 25.1.2005). Bildquelle: REUTERS / Kimimasa Mayama KM / CN.
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Bild 3 von 4. 167'000 Menschen sind umgekommen, etliche wurden verletzt. (Bild: 25.4.2005). Bildquelle: Reuters / STR New.
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Bild 4 von 4. Mai 2005: Ein junger Mann baut sein Haus in Tibang, einem Dorf nahe Banda Aceh, wieder auf. Bildquelle: REUTERS / Tarmizy Harva de.
«Wir können heute innerhalb von fünf bis sieben Minuten nach einem Erdbeben eine Warnung herausgeben», sagt Ardito M. Kodijat. Er ist der indonesische Vertreter beim Tsunami-Informationszentrum für den Indischen Ozean (IOTIC).
Früher gab es ein solches Zentrum nur für den Pazifik und auf Hawaii. Dieses versuchte vor 20 Jahren verzweifelt und zu spät, die Länder im Indischen Ozean über die Gefahr zu informieren.
Neue Methoden zur Frühwarnung
Auch vor Ort haben die Behörden aufgerüstet. Die Agentur für Meteorologie, Klimatologie und Geophysik (BMKG) ist für Erdbeben und Tsunamis zuständig. In der Provinz Aceh messen heute 20 Sensoren an verschiedenen Orten, ob die Erde bebt, statt nur eines einzigen wie im Jahr 2004. Die Station registrierte zwar damals das Erdbeben, aber nicht, wo es stattgefunden hatte.
«Wir wissen heute auch, dass sich dieses Erdbeben periodisch wiederholt», sagt Abdi Jihat von der Erdbebenmessstation an der Nordspitze der Provinz. Historische Ausgrabungen haben Hinweise zu etwa 20 ähnlichen Tsunamis in der Vergangenheit zutage gebracht.
Die Tsunami-Gefahr ist in Banda Aceh heute omnipräsent. Evakuierungsschilder und Türme mit Sirenen säumen die Strassen der Stadt. Erdbeben und Tsunamis sind Schulstoff. Im Zentrum von Banda Aceh steht ein riesiges Museum. Die Menschen vor Ort kennen einfache Regeln: Wenn man bei einem Erdbeben nicht länger als fünf Sekunden stehen kann – sofort evakuieren.
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Bild 1 von 3. Abdi Jihat (rechts) bei seiner Arbeit. 20 Sensoren überwachen heute die Provinz Aceh. Bildquelle: SRF / Lukas Messmer.
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Bild 2 von 3. Ein Schild zeigt die Tsunami-Evakuierungsroute an. (Banda Aceh, 2017). Bildquelle: EPA / HOTLI SIMANJUNTAK.
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Bild 3 von 3. Laut Syamsidik braucht es weitere Massnahmen, um das Gebiet vor einem Tsunami zu schützen. Bildquelle: SRF / Lukas Messmer.
Syamsidik, der wie viele Indonesierinnen und Indonesier nur einen Namen trägt, ist Koordinator am Forschungszentrum für Tsunami- und Katastrophenschutz (TDMRC) in Banda Aceh. «Wir haben heute das Wissen», sagt er, «aber es fehlt weiterhin an Infrastruktur».
Es würden sichere Zonen fehlen, die innerhalb von 30 Minuten erreichbar seien, sagt Syamsidik. Es gebe auch bis heute keine Notfallpläne, um ein Verkehrschaos bei einer Evakuierung zu managen.