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Über 1100 Unfälle Neun Tote und über 1000 Verletzte nach starkem Erdbeben in Taiwan

  • Ein Erdbeben der Stärke 7.2 hat die ostasiatische Inselrepublik Taiwan erschüttert.
  • Japan und die Philippinen haben die zuvor ausgerufene Tsunami-Warnungen Stunden nach dem schweren Erdbeben aufgehoben.
  • Aus Taiwan berichten lokale Medien von erheblichen Schäden, die Zahl der Toten und Verletzten steigt.

Nach offiziellen Angaben sind mindestens neun Menschen ums Leben gekommen und über Tausend verletzt worden. Das bestätigte die nationale Feuerwehrbehörde der Insel. Mindestens 143 Menschen sind noch in Tunneln oder Gebäuden eingeschlossen. Darunter auch 71 Bergarbeiter, die in zwei Steinbrüchen festsitzen, so die Behörden. Zahlreiche Gebäude trugen immense Schäden davon. Insgesamt sprachen die Behörden Stand Nachmittag (Ortszeit) von mehr als 1100 Unfällen verschiedenster Art. 

«Keine Infos über betroffene Schweizer Staatsangehörige»

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Das EDA schreibt auf Anfrage: «Das EDA hat Kenntnis vom Erdbeben in Taiwan. The Trade Office of Swiss Industries in Taipei steht in Kontakt mit den zuständigen Behörden vor Ort. Das EDA hat von den zuständigen Behörden keine offizielle Anfrage für humanitäre Hilfe erhalten. Das EDA hat zurzeit keine Informationen über betroffene Schweizer Staatsangehörige. Entsprechende Abklärungen sind im Gang. Rund 400 Schweizer Staatsangehörige sind als in Taiwan wohnhaft angemeldet und rund 20 Personen auf Travel Admin (Durchreisende). Schweizer Staatsangehörige vor Ort werden gebeten, die Anweisungen der lokalen Behörden zu befolgen.»

Die taiwanische Wetterbehörde berichtet von einem Beben der Stärke 7.2. Das Epizentrum lag demnach südöstlich des osttaiwanischen Landkreises Hualien. Innerhalb von acht Stunden nach dem Beben wurden dort insgesamt mehr als 100 Nachbeben registriert.

Starkes Erdbeben erschüttert Taiwan

Augenzeugen erzählen, dass das Beben auch in der Hauptstadt Taipeh deutlich zu spüren gewesen sei. Menschen teilen in den sozialen Medien Bilder und Videos aus den betroffenen Regionen. Gebäude erzittern oder brechen ein. In Hualien an der taiwanischen Ostküste wurden Gebäude mitunter schwer beschädigt, wie lokale Medien berichten.

Der Schienenverkehr wurde in mehreren grossen Städten der Insel zumindest teil- und zeitweise ganz eingestellt.

Das grosse Nachbarland China bot Taiwan seine Hilfe an. Die chinesischen Behörden seien über die Lage sehr besorgt, sagte die Sprecherin des chinesischen Büros für Taiwan-Angelegenheiten, Zhu Fenglian, in Peking. Das Festland beobachte die Situation und sei bereit, Katastrophenhilfe anzubieten. 

Produktionsstopp bei wichtigem Chiphersteller

Ob Taiwan die Hilfe Chinas annehmen wird, blieb offen. Zwischen den beiden Staaten gibt es immer wieder Spannungen, weil Peking die Insel zum Gebiet Chinas zählt, obwohl in Taiwan seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung an der Macht ist.

Ostasienkorrespondent: «Taiwan hatte Glück im Unglück»

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«Viele Taiwanerinnen und Taiwaner waren gerade auf dem Weg zur Arbeit, als die Erde zu beben begann. Ein Beben, das hunderte Kilometer entfernt, bis auf das chinesische Festland zu spüren war.

Das Epizentrum lag vor der Ostküste Taiwans. Von hier gibt es denn auch Bilder von einzelnen eingestürzten Gebäuden, von beschädigten Strassen und Brücken. Verletzte werden vor allem vom kaum bewohnten, gebirgigen Hinterland gemeldet. Hier hat das starke Beben Erdrutsche ausgelöst. 

Es sieht aus, als hätte Taiwan Glück im Unglück. Ein ähnlich starkes Erdbeben vor 25 Jahren führte zu 2400 Toten. Jedoch ist die nun stärker betroffene Ostküste Taiwans deutlich weniger dicht besiedelt als die Westküste, wo die meisten der 23 Millionen Bewohnerinnen und Bewohner leben. Auch in den grossen Städten an der Westküste war das Beben zwar deutlich zu spüren, der vorübergehend eingestellte öffentliche Verkehr läuft bereits wieder.»

Ostasienkorrespondent Samuel Emch

Taiwans wichtiger Halbleiter-Hersteller TSMC hielt die Produktion an, wie die Behörde des Industrieparks der Stadt Hsinchu mitteilte. Die Firma evakuierte laut Berichten Arbeiter während des Bebens aus der Produktion. Gegenwärtig überprüfe die Firma den Zustand der Maschinen.

Ruine eines Hauses
Legende: Vor allem die Ostküste der Insel ist betroffen. Keystone/AP TVBS

Zudem beschädigten die Erdstösse diverse Strassen in Taiwan. Der staatseigene Energieversorger berichtete von rund 400'000 Haushalten in Taiwan, bei denen durch das Beben der Strom ausfiel. Zehntausende waren auch danach noch ohne Strom. Bereits am Nachmittag (Ortszeit) hatten laut der staatlichen Taiwan Power Company 99 Prozent der betroffenen Haushalte wieder Strom, berichtete die offizielle taiwanische Nachrichtenagentur CNA.

Zuletzt wurde Taiwan im September 1999 von einem Beben der Stärke 7.3 getroffen. Damals kamen mehr als 2400 Menschen ums Leben. Taiwan liegt in einer erdbebengefährdeten Zone auf der Grenze der eurasischen Platte und der philippinischen Meeresplatte.

Zwei deutsche Staatsbürger aus Tunnel befreit

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Die beiden in Taiwan nach einem Erdbeben in einem Tunnel eingeschlossenen Deutschen sind befreit worden. Das teilte die taiwanische Feuerwehr-Behörde mit. Die beiden hatten sich im Chongde-Tunnel befunden, der im Taroko-Nationalpark liegt. Zum Zustand der beiden machten die Behörde noch keine Angaben. Der Nationalpark liegt nördlich der Stadt Hualien, in der das Beben am Mittwochmorgen (Ortszeit) schwere Schäden anrichtete.

Anfangs drei Meter hohe Wellen in Japan befürchtet

In Japan, nordöstlich von Taiwan, löste das Erdbeben eine Warnung vor einem drei Meter hohen Tsunami für die nahe gelegenen Inseln der südwestjapanischen Präfektur Okinawa aus. Auch auf den Philippinen gaben die Behörden eine Tsunami-Warnung heraus. Wenige Stunden nach dem Erdbeben hoben beide Länder die Warnungen wieder auf.

SRF 4 News, 03.04.2024, 03:30 Uhr ; 

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