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Über 90 Tote gemeldet Kritik nach Israels Angriff auf Schulgebäude in Gaza

  • Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell und UNRWA-Chef Philippe Lazzarini haben den israelischen Angriff auf ein Gebäude in Gaza verurteilt.
  • Bei dem Raketenangriff sind nach palästinensischen Angaben über 90 Menschen ums Leben gekommen.
  • Der Angriff habe einem Schulgebäude in Gaza Stadt gegolten, das Vertriebenen als Unterkunft diente.
  • Nach israelischer Darstellung wurde das Gebäude von der Hamas als Kommandozentrale und Versteck genutzt.

Zur Zahl der Toten gab es Stunden nach dem Angriff unterschiedliche Angaben. Ein Sprecher des von der Hamas kontrollierten palästinensischen Zivilschutzes im Gazastreifen meldete 93 Todesopfer, während aus Sicherheitskreisen im Gazastreifen von mindestens 100 Opfern die Rede war.

Menschen in zerstörtem Raum mit Schutt.
Legende: Bei dem israelischen Angriff auf die Schule starben laut palästinensischen Angaben bis zu 100 Menschen. Keystone / EPA, MAHMOUD ZAKI

Israels Armee habe das Schulgebäude während des muslimischen Gebets am frühen Morgen angegriffen, teilte das von der Hamas kontrollierte Medienbüro mit. Die Angaben von der Hamas und von Israel zu dem Angriff liessen sich nicht unabhängig prüfen.

Einschätzung von SRF-Auslandredaktorin Susanne Brunner

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Während die Hamas sagt, bei der Schule habe es sich um eine Unterkunft für Vertriebene gehandelt, sagt Israel, die Schule sei ein Kommandozentrum der Hamas gewesen. Leider stimmt wohl beides. Im Gazastreifen sind fast 90 Prozent der Bevölkerung auf der Flucht innerhalb des Gazastreifens, weil Israel die Bevölkerung in immer kürzeren Abständen auffordert zu flüchten. Die meisten wissen gar nicht mehr, wohin. Gleichzeitig bekommen die israelischen Soldaten kaum je Bewaffnete in Gaza zu sehen, die zur Hamas gehören oder zum Islamischen Dschihad. Diese beiden Terrororganisationen verstecken sich und ihre Waffen mitten in der Bevölkerung, also auch in den Schulen.

Ich denke, die Bombardierung der Schule in Gaza wird Iran und die Hisbollah noch mehr unter Druck setzen zu reagieren, damit sie glaubhaft machen können, dass sie sich für die palästinensische Bevölkerung einsetzen. Persönlich denke ich, der Vorfall wird kaum Auswirkungen auf die Verhandlungen haben, denn diese ziehen sich seit Monaten dahin. Und obwohl die USA behaupten, eine Waffenruhe und ein Geiselabkommen seien in Reichweite, machen weder die Hamas noch die israelische Regierung den Anschein, als ob ihnen damit wirklich ernst wäre. Für Israel ist klar: Der Krieg muss weitergehen, bis die Hamas besiegt ist. Und für die Hamas ist Aufgeben kein Thema.

Vor dem Angriff seien «zahlreiche Massnahmen» ergriffen worden, um das Risiko für Zivilisten zu mindern, teilte die israelische Armee weiter mit. Von dem Gebäude aus seien Anschläge gegen Israels Truppen und den Staat Israel geplant und vorbereitet worden. Die Armee gehe von tieferen Opferzahlen aus, sagte ein Sprecher.

EU-Chefdiplomat verurteilt Angriff

Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell hat sich entsetzt über Israels Angriff auf das Schulgebäude in Gaza gezeigt. «Mindestens zehn Schulen wurden in den vergangenen Wochen ins Visier genommen. Es gibt keine Rechtfertigung für diese Massaker», schrieb Borrell auf X. «Wir sind bestürzt über die schreckliche Gesamtzahl der Opfer.»

Auch Philippe Lazzarini, Generalkommissar des UNO-Palästinenserhilfswerks UNRWA, hat den Angriff Israels scharf verurteilt. «Ein weiterer Tag des Horrors», schrieb er auf X.

Kritik kommt auch aus Ägypten, das neben den USA und Katar zwischen Israel und Hamas zu vermitteln versucht. Der Angriff falle in eine Phase, in der Vermittler sich um eine Waffenruhe in Gaza bemühten.

Der Angriff sei ein «klarer Beweis» dafür, dass es auf israelischer Seite keinen Willen gebe, den Krieg zu beenden, teilte das ägyptische Aussenministerium mit. Es handle sich um eine «Fortsetzung von Verbrechen in grossem Massstab», bei denen «gewaltige Zahlen unbewaffneter Zivilisten» getötet würden.

SRF 4 News, 10.08.2024, 11:30 Uhr ; 

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