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Um US-Gesellschaft zu spalten Russische Trolle verbreiten aufrührerische Tweets zum Impfen

  • Impfen oder nicht impfen? Das ist ein Thema, das viele Eltern umtreibt und starke Gefühle weckt.
  • Nun haben Forscher in den USA entdeckt, dass Software-Roboter und russische Trolle in den letzten Jahren irreführende Informationen zu diesem Thema publiziert haben.
  • Das Ziel der Offensive auf Twitter: Zwietracht in der Gesellschaft und Misstrauen gegenüber der Regierung zu säen.

Die Grundfrage der Forscher war einfach: Wie kommt es, dass die allermeisten Amerikanerinnen und Amerikaner Impfen als sicher und wirksam beurteilen, dass aber auf den sozialen Medien die Impfgegner in der Überzahl sind?

Die Antwort war ebenso einfach – und überraschend. Studienautor David Broniatowski von der George Washington University sagt dazu: «Software-Roboter und russische Trolle haben sich eingemischt. Letztere haben sich 22-mal häufiger übers Impfen geäussert als der durchschnittliche Twitterer.»

Die Ergebnisse der Studie

Als Trolle bezeichnet man Internet-Nutzer, die mit ihren Beiträgen lediglich provozieren und wütende Diskussionen auslösen wollen. Die Forscher der George Washington University haben Tausende von Tweets analysiert, die zwischen Juli 2014 und September 2017 abgesetzt wurden.

Und sie stellten fest: Einige dieser Twitterkonten stammen von der St. Petersburger Internet Research Agency, also von derjenigen russischen Trollfabrik, die sich im gleichen Zeitraum in den Präsidentschaftswahlkampf eingemischt hat.

Nur die Elite erhält saubere Impfstoffe – und was erhalten wir Normalbürger?
Autor: Mutmasslicher russischer Troll Über Twitter

Wer hinter den automatisierten Konten – also den Bots – steckt, haben die Forscher hingegen nicht klären können. Diese Bots fielen vor allem dadurch auf, dass sie Informationen über die vermeintlichen Gefahren des Impfens lancierten, wie Studienautor Broniatowski sagt. Auf diese Weise versuchten sie, Nutzer auf bösartige Internetseiten mit Schadsoftware zu locken.

Hass und Zwietracht säen

Anders die russischen Trolle: Sie hätten auf kontroverse Themen wie zum Beispiel wirtschaftliche Ungleichheit und Rassismus gesetzt. Dies mit dem Ziel, Zwietracht in der Gesellschaft und Misstrauen gegenüber der Regierung zu säen. So heisst es zum Beispiel in einem Tweet: «Nur die Elite erhält saubere Impfstoffe – und was erhalten wir Normalbürger?»

Allerdings verbreiteten dieselben Trolle auch Inhalte, die sich positiv über Impfungen äusserten. Wie passt das ins Bild? Für Broniatowski zeigt sich damit, dass es den Absendern der Tweets nicht um Argumente für oder gegen das Impfen ging. Das Ziel war vielmehr, eine emotionale Debatte loszutreten, die schlussendlich den Konsens in der Gesellschaft untergräbt, dass Impfen sicher und wirksam ist.

Ein Konsens, der sowieso bereits am Bröckeln ist – Bots und Trolle hin oder her. Auch in Europa. So hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diese Woche mitgeteilt, dass die Zahl der Masernfälle in Europa dramatisch zugenommen hat. Ein Teil dieses Anstiegs hat damit zu tun, dass die Impfrate zurückgegangen ist.

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