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Umgehung der Sanktionen Wie und warum Nordkorea einen regen Exporthandel treiben konnte

Die Sanktionen gegen Nordkorea sind die strengsten der Welt. Und doch ist es dem Regime in Pjöngjang letztes Jahr gelungen, fast 200 Millionen Dollar zu verdienen. Eine Erklärung von Fredy Gsteiger.

Wie schafft es Nordkorea, trotz Sanktionen so intensiv zu geschäften? Nordkorea hatte den Vorteil, dass die Sanktionsschraube nur sehr, sehr langsam angezogen wurde über viele Jahre hinweg. Das heisst: Das Land hatte Zeit sich Schritt für Schritt anzupassen und ein eigentliches Umgehungsprozedere zu organisieren und aufzubauen. Mit gezielter Vertuschung, mit ausländischen Akteuren als Mittelsmännern, mit Tarnfirmen in vielen Ländern, von der Britisch Virgin Island bis nach China oder Samoa oder die Seychellen.

So ist es Nordkorea gelungen, ein sehr raffiniertes Umgehungsregime aufzubauen. Aber: Wichtig war schon auch, dass offenkundig viele Länder nicht wirklich interessiert und bereit waren, die Sanktionen hart durchzusetzen.

Haben China und Russland gezielt weggeschaut? Das ist ganz offenkundig: Ohne diese beiden Länder hätte Nordkorea nicht so viel exportieren und importieren können, wie es dies in all diesen Jahren immer wieder geschafft hat. Zwar haben auch Russland und China und alle anderen Länder eigentlich kein Interesse daran, dass Nordkorea Atombomben und Interkontinentalraketen besitzt, aber ihr Interesse ist offenkundig nicht gross genug, als dass sie wirklich hart vorgehen würden gegen Nordkorea.

China und Russland wollen nicht, dass Kim Jong Un gestürzt wird, weil dies als Sieg für die USA gelten würde.

Beide Länder wollen offenkundig in Pjöngjang einen gewissen Einfluss behalten. Beide wollen nicht, dass das Regime von Kim Jong Un gestürzt wird, weil dies als Sieg für die USA, für den Westen, gelten würde. Wenn nicht alle fest entschlossen sind, die Sanktionen wirklich durchzusetzen, ist es erst recht schwierig, dies zu tun. Auch weil es objektiv schon schwierig genug ist, ein Land mit einer über 1000 Kilometer langen Küstenlinie völlig vom Welthandel abzuschotten.

Kim vor einer nordkoreanischen Rakete in einer Fabrik.
Legende: Nach Syrien lieferte Kim Jong Un offenbar Raketenbauteile oder gar ganze Raketen made in Nordkorea. Reuters

Hat Nordkorea auch atomare oder chemische Waffen exportiert? Grossmehrheitlich handelt es sich offenbar um Raketen und um Bauteile für Raketen. Allerdings weisen UNO-Experten im Zusammenhang mit Syrien nicht zum ersten Mal auf das syrische C-Waffenprogramm hin. Denkbar ist grundsätzlich auch ein nuklearer Handel, zumindest ein Handel mit Nordkoreas nuklearem Knowhow. Allerdings gibt der jetzige UNO-Bericht überhaupt keine Anhaltspunkte dafür.

In der Vergangenheit gab es allerdings diese nukleare Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Syrien. Pjöngjang lieferte nämlich eine praktisch fertige Atomanlage dorthin, die in der nordostsyrischen Wüste gebaut wurde. Sie blieb auch von den westlichen Geheimdiensten lange unentdeckt. Der Welt wurde ihre Existenz erst im Jahr 2007 bekannt, als sie von der israelischen Luftwaffe zerstört wurde.

Fredy Gsteiger

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Der diplomatische Korrespondent ist stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er u.a. Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

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