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Umstrittener Ex-Kanzler Gerhard Schröder darf SPD-Parteimitglied bleiben

  • Gerhard Schröder darf trotz Kritik wegen seiner Nähe zu Russland in der deutschen SPD bleiben.
  • Das hat der SPD-Unterbezirk der Region Hannover beschlossen.
  • Eine Schiedskommission des Unterbezirks ist zum Schluss gekommen, dass keine Grundlage für einen Ausschluss bestehe.

Der frühere deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder hat mit seinem Engagement für russische Staatskonzerne nicht gegen die Parteiordnung der deutschen Sozialdemokraten verstossen. Ein Verstoss könne dem 78-Jährigen nicht nachgewiesen werden, entschied die Schiedskommission des SPD-Unterbezirks Region Hannover in erster Instanz. 

Die Kommission sieht damit keine Grundlage für eine Rüge oder gar einen Parteiausschluss. Gegen die Entscheidung kann binnen zwei Wochen Berufung eingelegt werden.

Schröder steht seit langem wegen seiner Nähe zu Putin und zur russischen Öl- und Gaswirtschaft in der Kritik. Er war von 1998 bis 2005 deutscher Regierungschef.

Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder  (6. Juni 2019).
Legende: Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder an einer Sitzung des Internationalen Wirtschaftsforums in St. Petersburg (SPIEF) (6. Juni 2019). Reuters/Maxim Shemetov

17 SPD-Lokalparteien hatten das Parteiordnungsverfahren gegen Schröder beantragt. Die Schiedskommission in Hannover hatte das Verfahren Mitte Juli parteiöffentlich, aber unter Ausschluss der Medien verhandelt. Schröder selbst war zu dem Termin weder persönlich erschienen noch hatte er einen Anwalt geschickt.

Die Schiedskommission des SPD-Unterbezirks Region Hannover ist für das Verfahren zuständig, weil Schröder Mitglied des dazu gehörenden SPD-Ortsvereins Oststadt-Zoo ist. Es sind jedoch noch bis zu zwei weitere Instanzen möglich: beim SPD-Bezirk Hannover sowie bei der SPD-Bundesschiedskommission.

Jüngster Moskau-Besuch Schröders im Juli

Mit Blick auf Russlands Angriff auf die Ukraine erklärte Schröder zwar, es liege in der Verantwortung der russischen Regierung, den Krieg zu beenden. Allerdings dürften die Verbindungen zu Russland nicht komplett gekappt werden.

Im Juli erklärte der Altkanzler zudem, er wolle seinen Draht zu Putin weiter aufrechterhalten und glaube nicht an eine militärische Lösung in der Ukraine. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hatte Schröder wegen dessen Äusserungen zum Ukraine-Krieg bereits im April nahegelegt, aus der Partei auszutreten.

Allerdings ist der Altkanzler in der SPD nicht komplett isoliert. Es gebe auch viele SPD-Mitglieder, die sich mit Schröder solidarisierten, sagte der Geschäftsführer des SPD-Bezirks Hannover, Christoph Matterne, am Rande der Verhandlung des Parteiordnungsverfahrens. «Die sagen: Wenn Gerhard Schröder ausgeschlossen wird, dann ist für mich nach 40 Jahren auch Schluss.»

Ende Juli war der Altkanzler erneut zu Besuch bei Putin in Moskau und gab anschliessend dem Magazin «Stern» sowie den Sendern RTL und ntv ein Interview, in dem er mit Blick auf den Ukraine-Krieg behauptete: «Die gute Nachricht heisst: Der Kreml will eine Verhandlungslösung.» Diese und andere Äusserungen in dem Interview stiessen in Deutschland parteiübergreifend, aber auch international auf massive Kritik.

SRF4 News, 08.08.22, 14:30 Uhr ; 

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