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Wahlauftakt in Indien
Aus Tagesschau vom 22.01.2024.
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Umstrittener Tempel in Indien Hindu-Tempel an Stelle einer Moschee eingeweiht

In Indien hat Premierminister Narendra Modi einen wichtigen und kontroversen Tempel in der Pilgerstadt Ayodhya im Bundesstaat Uttar Pradesh eingeweiht.

Der Tempel wurde an einem Ort gebaut, an dem der beliebte Hindu-Gott Ram geboren worden sein soll, und an dem einst eine historische Moschee stand. Diese Moschee hatten radikale Hindus vor mehr als drei Jahrzehnten zerstört, was zu grossen Unruhen mit Hunderten Toten geführt hatte.

Die Veranstaltung mit religiösen Ritualen sehen Kritiker auch als Zeichen für eine zunehmende Hinduisierung in dem Land, in dem sich religiöse Minderheiten zunehmend wie Bürger zweiter Klasse fühlen.

Die Eröffnung des Gotteshauses feierte Premier Narendra Modi mit einigen Tausend geladenen Gästen. Darunter wichtige Geschäftsleute und grosse Stars aus der Film- und Sportwelt. Gleichzeitig wurde die Veranstaltung im ganzen Land live im Fernsehen übertragen. Etliche Bundesstaaten haben den Tag zum Feiertag erklärt.

Einschätzung: «Tempelbau soll Modis Popularität Schub verleihen»

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SRF Südasien-Korrespondentin Maren Peters
Legende: SRF Südasien-Korrespondentin Maren Peters SRF

Hindu-Gott Ram ist für viele Inderinnen und Inder ein Superheld. Er gilt als Inbegriff von Tugend, Rechtschaffenheit und moralischer Integrität. Dass heute ein Tempel zu seinen Ehren eingeweiht worden ist, könnte ein normaler religiöser Akt sein. Doch an der Tempel-Eröffnung war nichts normal. Nicht ein Priester, sondern Premierminister Narendra Modi weihte den Tempel ein. Alle grossen indischen Fernsehsender schalteten Live-Übertragungen, Millionen Menschen schauten zu.

Premierminister Modi und seine hindu-nationalistische Bharatiya Janata Party, kurz BJP, haben Ram für ihre Zwecke eingespannt. Seine Beliebtheit soll der Partei und damit auch Modi helfen, in drei Monaten mal wieder gewählt zu werden. Dazu braucht die BJP die Stimmen der Hindu-Mehrheit. Deshalb haben Modi und die BJP viele Milliarden ausgegeben, um den neuen Tempel zu bauen.

Schön für Hindus, schlecht für Andersgläubige, wie die 200 Millionen Muslime in Indien. Aus ihrer Sicht ist der Tempel ein Symbol für die Überlegenheit der Hindus. Genau das ist erklärtes Ziel der rechts-autoritären Politik von Premierministers Modi und seiner BJP. Eine sehr gefährliche Politik, die die säkulare Verfassung Indiens aushöhlt und immer weniger Platz für Andersgläubige und Andersdenkende lässt. Doch bei der Hindu-Mehrheit kommt diese Politik an: Modi werden beste Chancen auf eine dritte Amtszeit eingeräumt.

Einschätzungen von Maren Peters, SRF Südasien-Korrespondentin

Der Bau des Tempels ist zudem ein Wahlversprechen von Modis hindunationalistischer Regierungspartei. Dieses löst er nun ein – nur wenige Monate vor der Parlamentswahl in diesem Jahr. Indien ist die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt mit rund 1.4 Milliarden Einwohnern – rund 80 Prozent sind Hindus, etwa 14 Prozent Muslime.

Hintergrund: Zerstörung der Moschee löste 1992 Gewaltwelle aus

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Der Bau des Ram-Tempels war ein Wahlversprechen der indischen Regierungspartei BJP. Und ein lang gehegter Wunsch der Hindu-Nationalisten. Kurz nach der Unabhängigkeit Indiens machten sie Ayodhya zum Politikum. Eine Statue der Gottheit Ram wurde im Innern der besagten Moschee gesichtet. Sie interpretierten dies so, dass just dieser Ort, diese Moschee, der Geburtsplatz des hinduistischen Gottes gewesen sein muss.

Das und eine gute Portion Rhetorik reichten den damaligen BJP-Anführern und zehntausenden radikalen Hindus, um 1992 Ayodhya zu ziehen und die Moschee aus dem 16. Jahrhundert abzureissen. Sie waren überzeugt, dass diese auf dem Fundament eines alten Ram-Tempels errichtet worden war. Die Konsequenz waren gewalttätige Ausschreitungen zwischen Hindus und Muslimen im ganzen Land.

Echo der Zeit, 21.01.2024, 18:00 Uhr;

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