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UNO-Frauenförderung: «Längst nicht genug»
Aus Echo der Zeit vom 09.03.2020. Bild: Keystone
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UNO-Frauengipfel in New York Das Ende des Patriarchats ist noch nicht in Sicht

25 Jahre nach dem historischen Frauengipfel in Peking zieht die UNO Bilanz. Sie fällt durchwachsen aus.

Der Frauengipfel ist die erste UNO-Grossveranstaltung, die teilweise dem Coronavirus zum Opfer fällt. Staatschefs und Ministerinnen wurden wieder ausgeladen – aus der Schweiz hätte Innenminister Alain Berset teilnehmen sollen.

Der Anlass wurde von über einer Woche auf einen einzigen Tag gekürzt. Hunderte von Rahmenveranstaltungen wurden abgesagt. Damit wird der Jubiläumsgipfel 25 Jahre nach Peking weit weniger öffentlichkeitswirksam als erhofft. Und vor allem weit weniger als nötig wäre.

Von der ersten Frauenkonferenz 1975 bis heute

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Die erste UNO-Frauenkonferenz fand 1975 in Mexiko statt. Dort wurden die drei Grundziele Gleichheit, Entwicklung und Frieden vereinbart. An der nächsten Konferenz 1980 in Kopenhagen hat man sich auf den gleichen Zugang von Frauen zu Bildung, Beschäftigung und Gesundheitsversorgung konzentriert. 1985 in Nairobi wurde gefordert, dass Frauen an allen Entscheidungsprozessen mitwirken. Erst 1995 in Peking wurden mit einer Aktionsplattform schliesslich konkrete Massnahmen der Umsetzung dieser Forderungen beschlossen.

Um die Gleichberechtigung steht es nämlich nicht gut. Das zeigt der von der UNO-Frauenorganisation «UN Women» publizierte, bisher umfassendste Bericht über 170 Länder zum Thema. Es gebe zwar Fortschritte, vor allem im Gesundheitswesen und in der Bildung, sagt Phumzile Mlambo-Ngcuka, die Direktorin von «UN Women».

Doch noch immer absolvierten viel zu viele Mädchen keine volle reguläre Schulzeit; würden viel zu viele als Teenager schwanger; hätten hunderte Millionen Frauen keine Möglichkeit zur Empfängnisverhütung; leisteten Milliarden den Grossteil der unbezahlten Arbeit, im Haushalt und in der Kinderbetreuung und kämen dafür im Erwerbsleben zu kurz.

Eigentlich müsste Frauenförderung in jedem Land ein Selbstläufer sein, weil sie derart viele Vorteile bringen würde.
Autor: Phumzile Mlambo-NgcukaDirektorin der «UN Women»

Jede fünfte Frau werde ausserdem Opfer häuslicher Gewalt, Tendenz in manchen Ländern gar steigend. 75 Prozent aller Parlamentarier weltweit sind Männer. Und 73 Prozent aller Manager. «Eigentlich», sagt Mlambo-Ngcuka, «müsste Frauenförderung in jedem Land ein Selbstläufer sein, weil sie derart viele Vorteile bringen würde.» Doch patriarchalische Strukturen, rückständige Gesetze, Vorurteile und Frauenfeindlichkeit verlangsamten den Fortschritt schmerzhaft.

«Frauenverhinderer» macht vorwärts

Noch schärfer formuliert es UNO-Generalsekretär António Guterres: Die Benachteiligung von Frauen sei inakzeptabel und vor allem stupid. Als Guterres zum UNO-Generalsekretär gewählt wurde, setzte er sich durch gegen gute Frauenkandidaturen.

Als Frauenverhinderer kritisiert, machte Guterres immerhin als erster UNO-Generalsekretär ernst mit der Frauenförderung in der UNO-Verwaltung. Er hat sein Ziel, fünfzig Prozent Frauen in der UNO-Chefetage, erreicht. In der Benachteiligung der Frau sieht er die weltweit gravierendste und politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich schädlichste Ungerechtigkeit.

Wir müssen das das Zurückdrängen zurückdrängen.
Autor: António GuterresUNO-Generalsekretär

Sowohl die Chefin von «UN Women» als auch der UNO-Generalsekretär beurteilen die aktuellen Rahmenbedingungen für Fortschritte negativer als sie vor 25 Jahren während des Pekinger Frauengipfels waren: Mehr Autoritarismus, weniger Rechtsstaatlichkeit, weniger Demokratie weltweit – das schade auch der Gleichberechtigung.

Deshalb hat Guterres den heutigen UNO-Gipfel mit einem Kampfruf eröffnete: «Wir müssen das Zurückdrängen zurückdrängen.» Neue, ehrgeizigere Ziele sind in New York keine gesetzt. Schon das allmähliche Erreichen jener von Peking 1995 wäre ein Erfolg.

«Echo der Zeit», 09.03.2020, 18:00 Uhr; srf/gstf/imhm; kurn

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14 Kommentare

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  • Kommentar von antigone kunz  (antigonekunz)
    Damit das Habitat der Humans erhalten werden kann, sollten Männer ihre Stellung innerhalb der 'Ordnung' wieder einnehmen, das braucht Mut. Denn sie hätten ihre Kraft und Fähigkkeiten als Hüter von dem was ist in den Dienst dem einzigen Exemplar Erde zu stellen. Frauen stellen ihre Verantwortung und Kraft ins Zentrum dieser Ordnung. Da geht es nicht um gleich. Da geht es darum, das jede und jeder dort ist wo sie hingehört. Da ist keine Erlaubnis nötig, sondern Klarheit, Mut und Gewissheit.
  • Kommentar von Lily Mathys  (Alle vergeben)
    Warum darf dann u.a. Saudi Arabien im UNO Menschenrechtsrat Einsitz nehmen? Einfach mal nachlesen, was dort die Strafen für Vergewaltigung sind. Nicht für den Mann, sondern für die Frau!!! Die UNO ist genau darum für mich nur ein teurer Diskutierclub.
    Übrigens macht das Matriarchat die Situation nicht besser. Selber „erlebt“ in Osttimor und Mexiko.
    1. Antwort von mahmut alane  (holundder)
      Das will auch niemand, der bei Verstand ist. Weder Mann noch Frau haben das sagen. Einfach immer der oder die bessere sollte der Chef sein.
    2. Antwort von mahmut alane  (holundder)
      Das will auch niemand, der bei Verstand ist. Weder Mann noch Frau haben das sagen. Einfach immer der oder die bessere sollte der Chef sein.
    3. Antwort von Olaf Schulenburg  (freier Schweizer)
      @Mathys: Nur wer Teil des Veränderungsprozess ist und mitarbeitet wird irgendwann Veränderungen vornehmen. Werden diese einfach diktiert, wird genau nichts verändert - nie. Darum ist die UNO als Ratsgremium so wichtig. Und manchmal, von Familie bis Geschäft und UNO, heisst es eben, steter Tropfen höhlt den Stein. Oder noch treffender, Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.
    4. Antwort von Roger Gasser  (allesrotscher)
      Wie recht Sie haben, es wird viel zu viel über Mann und Frau diskutiert, dabei wird vergessen dass es um Menschen geht, und so betrachtet sind wir alle gleich, mit "wenigen" biologisch bedingten Unterschieden.
  • Kommentar von Barbara Lampérth  (Luk 12/3)
    Nur durch ein Ende des Patriarchats kann das Bevölkerungswachstum weltweit zurückgehen. Das Ende des Patriarchats ist also eine Überlebensfrage für die Menschheit wie für unseren Planeten.
    1. Antwort von Margot Helmers  (Margot Helmers)
      Wer bezahlt dann im Alter die Rente?
    2. Antwort von antigone kunz  (antigonekunz)
      Das den heutigen in der bürgerlichen Kleinfamilie mit 1 Frau : 1 Mann begreiflich zu machen, Frau Lampérth, ist nicht ganz einfach. Interessant ist ja, dass da gerade patriarchale Logik dahin arbeitet. Mit der Rarifizierung der Frauen dadurch, dass Töchter unerwünscht sind und abgetrieben werden. Zudem wird die moderene Technologie manchen Spermatocyten den Rest geben ....