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Unter Protest Erste Pride-Parade Bosniens zieht über 1000 Menschen an

  • In Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, fand die erste Pride-Parade des Landes statt.
  • Mehr als 1000 Menschen standen ein für die Rechte der LGBT-Community – die Abkürzung steht für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender-Personen.
  • Die Parade fand unter Polizeischutz statt, um Gewalt von extremistischen Gruppierungen zu vermeiden. In der Vergangenheit wurden LGBT-Veranstaltungen attackiert.

So gab es selbst in dem an sich weltoffenen Sarajevo Stimmen, die im Vorfeld gegen die Abhaltung der Pride-Parade polemisiert hatten. Ultra-konservative Gruppen demonstrierten örtlich oder zeitlich versetzt. Unter den muslimischen Bosniaken, orthodoxen Serben und katholischen Kroaten des Balkanlandes sind traditionelle Wertvorstellungen weit verbreitet.

Westliche Botschafter marschieren mit

Die Pride-Parade verlief ohne Zwischenfälle und grössere Störungen. Die Teilnehmenden hielten verschiedene Banner in die Höhe – etwa mit dem Schriftzug «Ima Izac!», was so viel wie «Coming-Out» bedeutet. Unter den Marschierenden war auch der US-Botschafter in Sarajevo, Eric Nelson, der sich zu seiner Homosexualität bekennt und mit seinem Partner zusammenlebt, sowie weitere westliche Diplomaten.

Drei Frauen stecken Fäuste in die Höhe
Legende: Mitglieder der bosnischen LGBT-Community klagen über weit verbreitete Gewalt und Belästigung. Keystone

Mit Bozo Vreco reihte sich einer der bekanntesten Sänger Bosnien-Herzegowinas in die Parade ein. Er betrachtet sich sowohl als Mann als auch als Frau und singt das traditionelle bosnische Liebeslied, die Sevdalinka, in männlicher und weiblicher Stimmlage.

Religiöse Rückbesinnung

Sarajevo war bis zum Sonntag die letzte Hauptstadt im ehemaligen Jugoslawien, die noch keine Pride gesehen hatte.

Zwischen 1992 und 1995 tobte in Bosnien ein von der damaligen Führung in Serbien angeheizter Bürgerkrieg. 100'000 Menschen, die meisten von ihnen Zivilisten, wurden getötet, Hunderttausende vertrieben. Das weitaus meiste Leid hatten die bosnischen Muslime zu ertragen. Bei etlichen von ihnen führten die traumatischen Kriegserlebnisse zu einer religiösen Rückbesinnung.

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