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Unterdrückung der Uiguren «Die Echtheit der Dokumente stellt China nicht infrage»

Die «New York Times» hat am Wochenende Dokumente der chinesischen Regierung veröffentlicht, die den Vorwurf der systematischen Unterdrückung der Uiguren erhärten. «Absolut keine Gnade» lautet gemäss den geleakten Papieren das Motto.

Nach der chinesischen Zeitung «Global Times» hat auch das chinesische Aussenministerium reagiert und kritisiert vor allem die fehlende Moral der westlichen Medien, wie Korrespondent Martin Aldrovandi berichtet.

Martin Aldrovandi

Südostasien-Korrespondent

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Martin Aldrovandi berichtet seit Frühjahr 2023 als Korrespondent für Radio SRF aus Südostasien. Zuvor war er von 2016 bis Sommer 2022 Korrespondent für Radio SRF in Nordostasien mit Sitz in Schanghai. Davor hatte er mehrere Jahre lang als freier Journalist aus dem chinesischsprachigen Raum berichtet.

Wie begründet die chinesische «Global Times» den Vorwurf an den Westen?

Martin Aldrovandi: Die Parteizeitung kontert die Kritik an Chinas Xinjiang-Politik unter anderem mit der Bemerkung, den westlichen Eliten wäre es wohl lieber, wenn die Region in Gewalt und Chaos versänke. Im Kommentar werden sodann Chinas Anstrengungen für Frieden und Stabilität gelobt. Mit dem Kampf gegen Terrorismus seien schon Menschen gerettet worden. Ein Sprecher des Aussenministeriums warf der «New York Times» eine selektive Interpretion vor. Die Echtheit der Dokumente stellte die Regierung überraschenderweise nicht in Frage.

Terroranschläge von Uiguren hat es bereits gegeben. Wie berechtigt ist die Angst vor Unruhen in der Provinz Xinjiang?

Diese Angst ist nicht ganz unberechtigt, wie die ethnischen Unruhen mit vielen Toten vor zehn Jahren zeigen. Ebenso die tödlichen Anschläge vor fünf Jahren. Fraglich ist, ob die aktuelle Unterdrückung die richtige Antwort ist. Uiguren, mit denen ich sprechen konnte, fühlen sich unter Generalverdacht gestellt, weil sie solche Gewalt genauso ablehnen wie die Chinesen. Es wird auch kritisiert, dass so Menschen erst recht in den Extremismus getrieben würden. Falls die geleakten Dokumente von einer Behörde stammen, deutet das darauf hin, dass Pekings Unterdrückungspolitik auch in der Regierung nicht unumstritten ist.

Uiguren-Lager.
Legende: Satellitenaufnahme von Uiguren-Umerziehunslager in der Provinz Xinjiang. Insgesamt soll eine Million der über zehn Millionen zählenden turkstämmigen muslimischen Minderheit interniert sein. Keystone/Archiv

Die systematische Repression in der Region wird als berechtigt bezeichnet. Wie verbreitet ist diese Sicht in China?

Erschreckenderweise ist die Haltung relativ weitverbreitet. Entweder interessieren sich viele Menschen in Schanghai oder Peking gar nicht dafür. Oder sie sprechen von einer gefährlichen Region, die man wegen drohender Anschläge nicht bereisen soll. Viele trauen den Uiguren nicht so recht, und Vorurteile sind weit verbreitet. Viele lehnen auch den Islam ab. Es gibt aber auch andere Stimmen. Doch wer das Vorgehen der chinesischen Führung in Xinjiang missbilligt, kann das nicht öffentlich äussern.

Das Gespräch führte Susanne Stöckl.

UNO: Eine Millionen Uiguren festgesetzt

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Laut den Vereinten Nationen sind mindestens eine Million Angehörige der Volksgruppe der Uiguren und andere Muslime in China festgesetzt worden. Gemäss der in Washington ansässigen Gruppe East Turkistan National Awakening Movement (ETNAM) werden die Uiguren an über 450 Orten festgehalten. ETNAM will die geografischen Koordinaten von rund 180 Lagern ausfindig gemacht haben, in denen Uiguren zum Verzicht auf ihre Kultur gezwungen werden. Zudem seien sie auf rund 200 weitere mutmassliche Gefängnisse sowie rund 70 mutmassliche Arbeitslager gestossen. Die Aktivisten setzen sich für die Unabhängigkeit der grösstenteils muslimischen Region Xinjiang ein.

Peking weist jegliches Fehlverhalten zurück und betrachtet die Vorgänge in der entlegenen Provinz Xinjiang als innenpolitische Angelegenheit. China bezeichnet die Einrichtungen, in denen die Uiguren festgehalten werden, als Berufsbildungszentren. Sie sollen darauf abzielen, die Bedrohung durch den islamischen Extremismus einzudämmen. (Agenturen)

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