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Unwetter in Italien Wilde Bautätigkeit fordert ihren Tribut

Illegal erstellte Häuser: Die Unwetter fordern vor allem im Süden viele Opfer, sagt SRF-Korrespondent Franco Battel.

Was ist passiert? Seit einer Woche wird Italien von Stürmen, Starkregen und Gewittern heimgesucht. Bis jetzt sind 30 Menschen ums Leben gekommen, allein in Sizilien starben am Wochenende 12 Menschen.

Aktuelle Wetterprognose: Letzte Nacht habe es nur geregnet, sagt SRF-Italien-Korrespondent Franco Battel in Rom. «Es soll bis Mitte Woche weiterregnen», sagt Battel. Danach sei eine Beruhigung des Wetters angesagt.

Warum gibt es im Süden mehr Opfer? Die Infrastruktur sei im Süden des Landes in schlechterem Zustand. Es werde an vielen Orten zu wenig investiert, zum Beispiel in die Kanalisation, so Battel. «Entweder gibt es keine Kanalisation oder sie wird schlecht unterhalten.» So könne das Wasser nicht aufgenommen werden. Und viele Flussläufe im Süden seien gewissermassen Mülldeponien oder aber zubetoniert. Zudem gebe es im Süden Italiens ganze Stadtteile, die illegal (d.h. nicht gemäss den bestehenden Bauvorschriften) erstellt worden seien, sagt der SRF-Korrespondent.

Warum wird illegal gebaut? Aus finanzieller Not werde oft auf Land gebaut, das nicht Bauland sei. Doch die Folgen können verheerend sein, wie sich letztes Wochenende gezeigt hat: Im Dorf Casteldaccia auf Sizilien sind in einem Landhaus neun Personen ums Leben gekommen. Es war illegal an einen Bachlauf gebaut worden.

Wieso greifen die Gemeindebehörden nicht ein? «Sie sind überfordert, weil es so viele illegale Bauten gibt», sagt Battel.

Was tut die Regierung dagegen? Nichts, so Battel. Quasi exemplarisch zeigt dies der Fall der Mittelmeerinsel Ischia. Sie befindet sich in einem Erdbebengebiet und damit gälten für die Bebauung spezielle Vorschriften. «Das Movimento 5 Stelle denkt daran, eine Amnestie für illegale Bauten auf Ischia zu erlassen», sagt Battel. Damit würden alle illegal erstellen Gebäude nachträglich legalisiert. Der Korrespondent beurteilt diese Massnahme als kontraproduktiv: «Danach nimmt sich niemand mehr die Mühe, sein Haus legal zu bauen. Denn am Schluss gibt es ja sowieso eine Amnestie.»

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