Worum geht es? Die USA haben am Donnerstag nach Angaben von US-Präsident Donald Trump Luftangriffe auf Stellungen der Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) im Nordwesten Nigerias geflogen.Die Luftangriffe gelten als deutliche Eskalation. Präsident Trump sprach von «mächtigen und tödlichen» Schlägen gegen Kämpfer, die «unschuldige Christen brutal töten». Die Angriffe fanden im Bundesstaat Sokoto statt, wo die Sicherheitslage seit Jahren prekär ist. Nigerias Militär kämpft gegen mehrere bewaffnete Gruppen und ist dabei oft überfordert.
Wer sind die Milizen? Nigeria ist Afrikas bevölkerungsreichstes Land und wird von verschiedenen bewaffneten Gruppen destabilisiert. Zwei davon sind dem Islamischen Staat zugeordnet: die «Islamic State West Africa Province» (ISWAP) im Nordosten und die weniger bekannte «Islamic State Sahel Province» (ISSP), lokal Lakurawa genannt, im Nordwesten. Lakurawa ist seit 2017 aktiv und kontrolliert Gebiete in Sokoto und Kebbi. Die Gruppe ist berüchtigt für Morde, Entführungen, Vergewaltigungen und Raub.
Wie kam es dazu? Lakurawa wurde ursprünglich von lokalen Autoritäten eingeladen, um Gemeinden vor Banditen zu schützen. Doch die Miliz «überzog» ihre Rolle, setzte eine strenge Scharia-Auslegung durch und entfremdete die Bevölkerung. Analysten berichten, dass Lakurawa inzwischen als gefährlicher gilt als die Banditen, die sie bekämpfen wollte. Nach dem Putsch in Niger 2023 nutzte die Gruppe die instabile Lage an der Grenze, um ihre Präsenz auszubauen.
Warum ist die Lage so schwierig? Die Sicherheitskrise ist nicht nur militärisch, sondern vor allem ein staatliches Problem. In entlegenen Regionen fehlt der Staat fast völlig, was Milizen leichtes Spiel bei der Rekrutierung gibt. Diese Gebiete leiden unter extremer Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit. Nigerias Verteidigungsminister betonte, dass militärische Massnahmen nur 30 Prozent der Lösung seien – der Rest hänge von guter Regierungsführung ab.
Wie stark kann die USA unterstützen? Die US-Angriffe gelten als wichtige Unterstützung für Nigerias überlastete Armee. Doch Experten warnen: Operationen sind oft nicht nachhaltig, Milizen verlagern sich schnell auf Motorrädern durch riesige Waldgebiete. Zudem nutzen sie Geiseln, darunter Schulkinder, als Schutz, was Luftangriffe erschwert. ISSP agiert verdeckt und dehnt sich inzwischen bis zur Grenze zu Benin aus.