Jemanden um Geld bitten für seine Kampagne? Geradezu lächerlich wäre dies, findet Michael Bloomberg. Er sei nicht käuflich, betonte er jüngst in einer Late-Night-Talkshow. In der aktuellsten Forbes-Liste der Superreichen steht Bloomberg auf Platz 12 – sein Vermögen wird auf 64 Mrd. Dollar geschätzt.
Aufgebaut hat er es – aus eigener Kraft – dank einer weltweit tätigen Agentur für Wirtschaftsdaten und einem kleinen Medienimperium. Beide Firmen tragen seinen Namen. Aufgewachsen als Sohn eines einfachen Buchhalters hat er sich an die Spitze gekämpft und lebt den viel zitierten amerikanischen Traum. Seinen Wahlkampf kann Bloomberg deshalb aus der Portokasse bezahlen.
Der eigenwillige Bloomberg ist erst vor zwei Jahren in die demokratische Partei zurückgekehrt. Während seiner Zeit als Bürgermeister von New York war er zunächst als Republikaner registriert, später als Unabhängiger. Seine jetzige Präsidentschaftskandidatur gab er erst vor drei Monaten bekannt, fast ein Jahr nach all seinen demokratischen Mitbewerberinnen.
Diesen fehle die Erfahrung eine grosse Organisation zu führen und harte Entscheidungen zu treffen, begründete er darauf in einer Rede seinen späten Eintritt in den Wahlkampf. Meist straft er seine Konkurrenten in der eigenen Partei aber mit Nichtbeachtung.
Sein eigentlicher Gegner, das macht er immer wieder klar, ist Donald Trump, dem er sich überlegen fühlt, als Politiker und als Unternehmer. Trump habe als Geschäftsmann vor allem Konkurse und Klagen produziert und unzählige Geschädigte hinterlassen. Er sei letztlich einfach ein Schwindler.
Die beiden kennen sich seit Jahrzehnten, stammen aus New York, verfügen über Milliarden und besitzen ein grosses Ego. Aber während Trump als grossspuriger Emporkömmling vergeblich um die Gunst des New Yorker Establishments buhlen musste, war Bloomberg ein fester Teil davon.
Pubertärer Schlagabtausch auf Twitter
Heute liefern sich die beiden über 70-Jährigen via Reden und Twitter einen Schlagabtausch, der bisweilen pubertär anmutet. Trump verspottet Bloomberg wegen seiner geringen Körpergrösse – der kleine Michael werde scheitern – er habe viel Geld, aber auch viele Probleme. Wahre Grösse, so kontert Bloomberg trocken, messe sich an dem, was einer im Kopf habe.
Als New Yorker Bürgermeister hat sich Bloomberg viel Respekt verdient. Er förderte die Schaffung von Arbeitsplätzen, den sozialen Wohnungsbau und die Begrünung der Stadt. Er forcierte im Namen der Kriminalitätsbekämpfung aber auch die systematischen Personenkontrollen, unter denen in erster Linie Schwarze und Latinos zu leiden hatten. Dafür musste er sich jüngst öffentlich entschuldigen.
Mit wenig Programm und viel Ego
Im Wahlkampf stützt er sich weniger auf ein ausgefeiltes Programm denn auf die Behauptung, er alleine sei in der Lage, Trump aus dem Weissen Haus zu vertreiben. Denn er sei der erfolgreichere Geschäftsmann und besitze mehr politische Erfahrung als der Amtsinhaber. Dieser sei ungestüm und treffe unüberlegte Entscheidungen.
Deshalb müsse er jetzt ran, um das Land vor weiterem Schaden zu bewahren. Dies scheint immer mehr Demokratinnen und Demokraten zu überzeugen. Michael Bloomberg liegt in nationalen Umfragen bereits auf dem zweiten Platz.
Echo der Zeit vom 19.2.2020