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US-Vorwahlen Trump zementiert seine Macht

Donald Trump ist der grosse Gewinner der republikanischen Vorwahlen. Er dominiert die republikanische Partei mehr denn je.

«Die Republikaner sind immer noch eine Trump-Partei.» Der dies sagt, ist kein hoffnungslos unterlegener Demokrat, sondern ein einflussreicher republikanischer Stratege und Meinungsforscher. Glen Bolger hat für verschiedene republikanische Senatorinnen und Abgeordneten-Kampagnen gearbeitet – die meisten davon haben seine Kandidierenden gewonnen.

Er ist Republikaner durch und durch, aber kein Trump-Mann. Den Sturm aufs Kapitol und Trumps Lüge von der gestohlenen Wahl verurteilt er scharf. Und doch ist für ihn die Schlussfolgerung unumgänglich: «All jene, die gehofft hatten, bei den Präsidentschaftswahlen 2024 mit einem anderen Kandidaten antreten zu können, haben viel Arbeit vor sich.»

Trumps erfolgreicher Rachefeldzug

Der haushohe Vorwahl-Sieg der Trump-Kandidatin Harriet Hageman in Wyoming gegen die erbitterte Trump-Gegnerin Liz Cheney am vergangenen Dienstag war nur der letzte Sargnagel für die Trump-kritischen Stimmen innerhalb der republikanischen Partei.

Donald Trumps Einfluss innerhalb der republikanischen Partei wird mit diesen Vorwahlen zweifelsohne gestärkt
Autor: Glen Bolger Republikanischer Stratege

Von insgesamt zehn republikanischen Abgeordneten, die nach dem Sturm aufs Kapitol für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump gestimmt hatten, haben nur zwei die Vorwahlen überstanden – und dies nur dank spezieller Wahlbestimmungen in ihren Bundesstaaten.

Vier haben sich entschieden, gar nicht erst zu den Vorwahlen anzutreten. Vier weitere – wie Liz Cheney – haben ihre Vorwahl verloren. Trumps Rache war gnadenlos: «Das ist die Haupterkenntnis dieser Vorwahlen: wie bedeutend seine Kraft innerhalb seiner Partei ist.» Bolger gibt sich keinen Illusionen hin: «Trump mag zwar stark polarisieren. Aber sein Einfluss innerhalb der republikanischen Partei wird mit diesen Vorwahlen zweifelsohne gestärkt.» Der Ex-Präsident hat die Partei wieder fest im Griff.

Wohl zweischneidiger Erfolg

Doch der Erfolg von Trumps Leuten in den Vorwahlen könnte sich als zweischneidig erweisen. Für die Senatswahlen schicken die Republikaner nämlich mit ihnen nicht immer die erfolgversprechendsten Leute ins Rennen: «Manche der nun nominierten Kandidaten sind schwächer als jene, die nicht von Trump unterstützt worden sind. Deshalb ist es schwierig abzuschätzen, was dies für die Senatswahlen heisst.»

Vor allem der umstrittene Ex-Footballstar Herschel Walker in Georgia, oder auch TV-Promi Mehmet Oz – besser bekannt als Dr. Oz – in Pennsylvania gelten als Kandidaten, die ihre Nomination weniger inhaltlicher Brillanz als vielmehr der Unterstützung Trumps zu verdanken haben. Dies ist so offensichtlich, dass selbst der machtbewusste Minderheitenführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, jüngst öffentlich warnte, dass seine Partei möglicherweise nicht die Kandidierenden habe, um den Senat zu erobern.

Präsidentschaftskandidatur: Trump kann frei entscheiden

Dieselbe Überlegung gilt auch, falls sich Trump dazu entschliessen sollte, erneut seine Präsidentschaftskandidatur anzukündigen. Ob er in einer landesweiten Wahl gewinnen würde, steht in den Sternen. Dass ihm die Kandidatur parteiintern aber nicht zu nehmen wäre, kann als gesichert angeschaut werden.

Der wohl ärgste parteiinterne Widersacher, der Gouverneur von Florida Ron DeSantis, tritt jedenfalls seit den jüngsten Vorwahlresultaten leiser auf als noch vor wenigen Wochen. Oder wie Bolger bereits sagte: Wer sich bei den Wahlen 2024 einen anderen Kandidaten als Trump wünsche, der habe «viel Arbeit vor sich».

Tagesschau, 20.08.2022, 13 Uhr

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