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US-Vorwahlen: die Macht der Evangelikalen
Aus Echo der Zeit vom 15.01.2024. Bild: Reuters/CHENEY ORR
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Vorwahlen in den USA «Wie ein Pitbull»: Donald Trump und die konservativen Christen

Im Bundesstaat Iowa fand die erste Vorwahl der Republikaner statt. Evangelikale Christen haben dort besonders viel Gewicht. Donald Trump hat für sie geliefert – und darf weiterhin auf ihre Unterstützung zählen.

In der «First Church of the Open Bible» in Des Moines, Iowa, spielt eine Liveband. Manche Gläubige singen mit, einige mit ausgebreiteten Armen. Joshua Bingaman, der junge Pastor der Kirche, betet mit seiner Gemeinde.

Sie besteht aus evangelikalen Christen. Sie glauben an die Unfehlbarkeit der Bibel. Besonders in gesellschaftlichen Fragen sind sie sehr konservativ. Zusammen mit anderen sehr christlich-konservativen Gruppen werden sie in den USA zur «Christlichen Rechten» gezählt.

Das Thema Abtreibung sei für ihn das wichtigste Thema, sagt ein älterer Mann. «Ein Politiker muss sich für das Recht auf Leben einsetzen, damit ich ihn unterstützen kann. Nur wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist, könnte ich einer Abtreibung zustimmen.»

Anti-Abtreibungsbanner in Iowa, Dezember 2023
Legende: «Betet dafür, Abtreibungen ein Ende zu setzen»: Ihre strikte Ablehnung von Abtreibungen ist ein politisches Kernanliegen der Evangelikalen. Ebenso die Unterstützung von Israel, erst recht seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober. Getty Images / Scott Olson

Ein Mann, der sich als Rob vorstellt, verweist auf eine Bibelstelle im Alten Testament: «Jedes Land, das Israel unterstützt, ist ein Freund Gottes, denn Gott behütet Israel wie seinen Augapfel.»

2016 und 2020 stimmten etwa acht von zehn Evangelikalen für Trump. Im Gegenzug hat er als Präsident für sie geliefert: Er hat drei konservative Richter und Richterinnen für den Obersten Gerichtshof nominiert, der dann 2022 das landesweite Recht auf Abtreibung kippte. Trump anerkannte auch Jerusalem als Israels Hauptstadt und verlegte die US-Botschaft dorthin.

Mann an Trumps Wahlkampfveranstaltung in Iowa, Dezember 2023
Legende: Weisse Evangelikale sind für die Republikaner eine wichtiges Wählersegment. Das ist bemerkenswert, denn eigentlich passt Trump, mit seinen zwei Scheidungen oder der angeblichen Affäre mit einem Pornostar, nur schlecht zu den Moralvorstellungen konservativer Christen. Getty Images / Bloomberg, Christian Monterrosa

Pastor Bingaman sitzt in seinem Büro und erklärt: «Ich bin kein Trump-Unterstützer. Aber es ist zu simpel zu sagen, er sei schlecht oder gut. Ich denke, Trump glaubt an evangelikale Werte. Es ist also etwas mehr als nur ein Zweckbündnis. Trump ist keiner von uns. Aber er ist für uns.»

Die Macht der Evangelikalen

In den Vorwahlen in Iowa, in den «Caucuses», haben die Evangelikalen ein besonders grosses Gewicht. Mehrere Kandidaten und Kandidatinnen buhlen deshalb um ihre Gunst. Die Pastoren haben einen direkten Draht zu den Präsidentschaftsanwärtern, unterstützen den einen oder andere Kandidierenden.

Pastor Bingaman, der niemanden offen unterstützt, hat viele der Kandidaten getroffen. Trump hat sogar Bingamans Kirche besucht. Es fällt auf, dass die Kirchgängerinnen und Kirchgänger in Des Moines sich richtiggehend bedroht fühlen: durch vermeintlich masslose Zuwanderung und Sozialismus oder durch den angeblichen Zerfall christlicher Werte.

DeSantis macht Wahlkampf in Iowa.
Legende: Besonders ins Zeug gelegt hat sich Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Er hat sich sogar die Unterstützung von Bob Vander Plaats gesichert. Der Politaktivist gilt als eine Art evangelikaler Königsmacher in Iowa. Doch laut Umfragen wird das DeSantis nicht viel nützen: Trump dürfte dieses Mal in Iowa mit grossem Abstand siegen. Getty Images / Kevin Dietsch

Das hat wohl auch damit zu tun, dass das Christentum in den USA tatsächlich auf dem Rückzug ist: Weisse Christinnen und Christen sind zu einer Minderheit geworden. «Jene, die an Gott glauben, jene, die sich für das moralisch Richtige einsetzen, werden politisch verfolgt», sagt Kirchgänger Rob. «Diese Verfolgung wird zunehmen und gewalttätiger werden, gegen jene, die Gott lieben und die Gottes Willen tun wollen.»

Donald Trump hat versprochen, er werde den vermeintlichen «Krieg gegen das Christentum» beenden. Mehrere in der Kirche in Des Moines erklären zwar, sie würden in den Vorwahlen nicht für Trump stimmen. Womöglich auch, weil er vor einiger Zeit strenge Abtreibungsverbote kritisierte.

Aber es bleibt kein Zweifel daran, wen sie unterstützen würden, wenn es wieder zum Duell Donald Trump gegen Joe Biden kommen würde. Ein Mann erklärt: «Trump hat eine durchzogene Vergangenheit. Aber er kämpft für seine Glaubenssätze und seine Werte. Wie ein Pitbull.»

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Am 5. November 2024 finden die Kongress- und Präsidentschaftswahlen in den USA statt. Alle News und Hintergründe dazu finden Sie hier: US-Wahlen 2024.

Echo der Zeit, 15.01.2024, 18:00 Uhr

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