Reading, eine der ärmsten Städte der USA
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Bild 1 von 9. Reading sieht ganz normal aus. Niemand bettelt um Geld, niemand schläft auf der Strasse. Doch der Schein trügt. Bildquelle: SRF/Ruth Wittwer.
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Bild 2 von 9. Die Automatisierung und die Globalisierung haben die einst blühende Industriegegend in wirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht. Bildquelle: SRF/Ruth Wittwer.
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Bild 3 von 9. Den Bewohnern der Stadt Reading geht es finanziell schlecht. Viele haben keinen Job und kein Auto. Privates Engagement ist gefragt. Bildquelle: SRF/Ruth Wittwer.
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Bild 4 von 9. Im Bike-Hub können Kinder und Erwachsene mit kleinem Portemonnaie günstig Velos kaufen, die andere nicht mehr brauchen. Bildquelle: SRF/Ruth Wittwer.
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Bild 5 von 9. Der Veloladen ist Teil eines Hilfsprojektes, das der Bürgermeister von Reading angestossen hat. Es nennt sich «Redesign Reading». Bildquelle: SRF/Ruth Wittwer.
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Bild 6 von 9. Reading hat 88'000 Einwohner. Unter dem Motto «Bürger helfen Bürgern» werden unbenutzte Dinge an Bedürftige abgegeben oder auch Hilfsdienste geleistet. Bildquelle: SRF/Ruth Wittwer.
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Bild 7 von 9. Der 42-jährige Jason Orth war Alkoholiker, hat Diabetes und lebt von einer Invalidenrente. Velos sind seine Passion. Nun verfolgt er mit seinem Veloladen auch eine Mission. Bildquelle: SRF/Ruth Wittwer.
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Bild 8 von 9. Orth ist sechsfacher Vater. Er will den Kindern mit seinem Veloladen einen sicheren Hafen bieten. Bildquelle: SRF/Ruth Wittwer.
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Bild 9 von 9. Für alle, die sich kein Auto leisten können: Der Durchschnittspreis für ein Velo liegt im Bike-Hub von Reading bei 60 Dollar. Bildquelle: SRF/Ruth Wittwer.
«Wir leben von Zahltag zu Zahltag»: Die vierfache Mutter Stacey Readinger fasst den Alltag der 40 Prozent zusammen, die in Reading, Pennsylvania, in Armut leben.
Sie arbeitet nur Teilzeit, frühmorgens, danach unterrichtet sie ihre Kinder mit Online-Kursen. Neben ihrem Teilzeitlohn erhält sie Lebensmittelmarken vom Staat und eine Krankenversicherung für die Kinder. Sie muss kämpfen, wie viele in Reading: «Die guten Jobs sind schnell weg, wenn man keine entsprechende Ausbildung hat.» Nur gerade acht Prozent der 88'000 Einwohner haben einen Universitätsabschluss.
Dazu sind viele der Bewohner Immigranten, fast 60 Prozent stammen aus Lateinamerika. Sie suchen in Reading ein besseres Leben und finden es auch. Die Stadt ist bekannt für günstigen Wohnraum und eine hilfsbereite Umgebung. Reading sieht ganz normal aus. Niemand bettelt um Geld, niemand schläft auf der Strasse.
Niedergang der Arbeiterstädte
Aber Reading teilt das Schicksal vieler Städte im Rustbelt der USA. Im Rostgürtel mit seinen Arbeiterstädten wurde einst alles produziert, was es für den Bau eines Autos braucht. Die Automatisierung und die Globalisierung haben jedoch die einst blühende Industriegegend zu Fall gebracht. Die grösseren Städte wie Detroit haben sich schneller erholt. «Reading sucht immer noch seinen Platz», sagt David Endy.
Er wohnt etwas ausserhalb der Stadt. Ein weiteres Problem: «Die Armen haben kein Geld für ein Auto, damit sie auswärts zur Arbeit gehen könnten», sagt er. Denn in den Krisenjahren sind viele Jobs verschwunden, es gibt zu wenig Arbeitsplätze.
Motto: «Bürger helfen Bürgern»
Für alle, die sich kein Auto leisten können, und für die Kinder betreibt Jason Orth einen Veloladen in Reading. Im Bike-Hub können Kinder und Erwachsene mit kleinem Portemonnaie günstig Fahrräder kaufen, die andere nicht mehr brauchen. Durchschnittspreis: 60 Dollar.
Der 42-jährige Orth war Alkoholiker, hat Diabetes und lebt von einer Invalidenrente. Velofahren ist seine Passion. Und als sechsfacher Vater will er etwas für die Kinder tun: «Die Kinder sollen hier einen sicheren Hafen haben, damit sie von der Strasse wegkommen.» Das ist seine Mission.
Sein Veloladen ist Teil eines Hilfsprojektes, das der Bürgermeister von Reading angestossen hat. Es nennt sich «Redesign Reading» und es basiert auf dem Grundsatz, dass unbenutzte Dinge an Bedürftige abgegeben oder auch Hilfsdienste geleistet werden. Das Motto: Bürger helfen Bürgern.
Lokale Lösungen für lokale Probleme
Reading hilft sich selber, es wartet nicht auf die Politik. Vom neuen Präsidenten oder der neuen Präsidentin erwartet hier kaum jemand etwas. Brian Kelly, Geschäftsführer von «Redesign Reading», sagt: «Unsere Probleme sind lokal. Ein neuer Präsident wird das Leben der Armen kaum beeinflussen.»
Alex, ein junger, freiwilliger Helfer im Bike-Hub, sieht die Sache ganz locker: «Präsidentenzeugs kümmert mich nicht, wer gewinnt, gewinnt. Let it rock!»