Kurz von den US-Wahlen gewinnt Hillary Clintons E-Mail-Affäre noch einmal an Bedeutung. Im Zusammenhang mit der Nutzung ihres privaten Servers in ihrer Zeit als Aussenministerin seien weitere E-Mails aufgetaucht, die möglicherweise relevant seien und die vertrauliche Inhalte enthalten könnten, heisst es in einem am Freitag veröffentlichten Schreiben von FBI-Chef James Comey.
Obschon über den genauen Inhalt der betroffenen E-Mails noch nichts bekannt ist, scheint für Clintons Kontrahent Donald Trump der Skandal perfekt zu sein: Der republikanische Präsidentschaftskandidat sprach in einer Reaktion vom «grössten politischen Skandal seit Watergate.» Die sogenannte Watergate-Affäre wurde Anfang der 70er-Jahre US-Präsident Richard Nixon zum Verhängnis: Offengelegte Missbräuche von Regierungsvollmachten führten 1974 zu dessen Rücktritt vom Amt.
Weiter zeigte sich Trump überzeugt, dass sich das FBI zu diesem brisanten Zeitpunkt dem Fall nicht noch einmal annähme, würde es sich nicht um ein «unerhörtes Vergehen» Clintons handeln.
Affäre galt als juristisch abgeschlossen
Die US-Bundespolizei hat die Affäre bereits rund ein Jahr lang untersucht. Im Sommer hatte Comey als Ergebnis der Nachforschungen zwar erklärt, Clinton habe einen «extrem verantwortungslosen Umgang» mit den E-Mails gepflegt und dabei möglicherweise gegen das Gesetz verstossen.
Allerdings seien keine Hinweise darauf gefunden worden, dass sie oder ihre Mitarbeiter dies bewusst vorsätzlich getan hätten. Das Justizministerium hatte auf Basis der FBI-Empfehlung auf eine Anklageerhebung verzichtet.
Mit der Einstellung der Ermittlungen durch das Justizministerium galt die E-Mail-Affäre als juristisch beendet, blieb aber während dem Wahlkampf politisch ein Thema. Trump drohte seiner Konkurrentin, im Fall seines Wahlsieges, Sonderermittler einzusetzen und den Fall neu aufzurollen.
«Das FBI hat nun endlich den Willen, einen furchtbaren Fehler, den es gemacht hat, zu korrigieren», sagte Trump in seiner Reaktion auf die angekündigten Untersuchungen weiter.