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Donald Trump: Wählerfang in der der früheren Wirtschaftsmetropole Detroit im Swing State Michigan.
Legende: Donald Trump: Wahlkampf in der früheren Wirtschaftsmetropole Detroit im Swing State Michigan. Keystone

US-Wahlen «Trump beschwört längst vergangene Zeiten»

Beim Auftritt in der früheren Wirtschaftsmetropole Detroit hat Präsidentschaftskandidat Donald Trump eine rückwärtsgewandte Wirtschaftspolitik präsentiert. Bei seiner engeren Basis – älteren weissen Männern – habe er sicher gepunktet, schätzt USA-Korrespondentin Priscilla Imboden.

SRF News: Wie will Trump den Neustart der US-Wirtschaft hinbekommen?

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Priscilla Imboden: Trump will die Steuern für Private und Unternehmen massiv senken, die Handelsverträge neu aushandeln und Kohlebergbau, Gas- und Ölförderung in den USA ungebremst zulassen.

Sind diese Rezepte realistisch?

Eher nicht. Für seine Pläne bräuchte er den Kongress hinter sich, was ihm aber möglicherweise nur im Energiebereich gelingen könnte. Bei der Handelspolitik wird es noch komplizierter. Er kann internationale Handelsverträge nicht alleine und einseitig ändern. Er müsste sie zuerst kündigen, wofür es ebenfalls den Kongress braucht. Mit der Erhebung von Zöllen würde er einen Handelskrieg beginnen.

Priscilla Imboden

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Priscilla Imboden

Priscilla Imboden ist schweizerisch-amerikanische Doppelbürgerin und war vier Jahre lang als USA-Korrespondentin für SRF tätig, bevor sie zur Bundeshausredaktion von Radio SRF stiess. Davor arbeitete sie bereits während acht Jahren in der Wirtschaftsredaktion von Radio SRF in Bern.

Trumps Wirtschaftspolitik liest sich wie eine Erinnerung an alte Zeiten, als hohe Zölle herrschten und die US-Schwerindustrie viele Menschen beschäftigte. Diese Zeiten sind aber schon lange vorbei und auch ein Präsident Trump wird sie nicht zurückholen können. Nicht erwähnt hat Trump in seiner Rede die modernen Industrien wie die Computer-, Bio- und Solartechnologie, in denen die USA heute führend sind.

Wie reagiert man in den USA auf die Rede von Trump?

Von Seiten der Republikaner waren die Reaktionen verhalten. Trump hat hier immer noch grosse Differenzen bei der Handelspolitik, auch wenn er sich ihnen in der Steuerpolitik stark angenähert hat. Die demokratische Kandidatin Hillary Clinton kritisierte seine Vorschläge als alte Rezepte jener Amerikaner, die Reiche wie Trump reicher machen würden. Sie stellte auch Trumps kürzlich vorgestelltes Wirtschaftsteam in Frage, das fast ausschliesslich Männer aus der Finanz-, Immobilien- und Ölindustrie umfasst.

Konnte Trump mit dieser Rede punkten, nachdem seine Umfragewerte in der letzten Zeit nicht besonders gut waren?

Bei seiner engen Basis, älteren weissen Männern, hat er sicher gepunktet. Er stellte sich als Kämpfer für den amerikanischen Arbeiter dar. Das gefällt ihnen wie auch das Nostalgische. Gerade in Detroit, wo früher die Autoindustrie der grosse Arbeitgeber war. Trumps Problem ist aber: Er muss mehr junge Menschen, Frauen und gut Gebildete für sich gewinnen, um eine Chance zu haben. Allein mit dieser Rede wird ihm das nicht gelingen.

Das Gespräch führte Susanne Schmugge.

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