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USA-Iran-Konflikt Der Krieg findet bereits statt

Die USA und Iran stehen nicht vor einem Krieg. Der Konflikt findet bereits statt. Eine direkte Konfrontation bleibt zunächst dennoch eher unwahrscheinlich.

Es war im vergangenen August, als die «International Crisis Group» warnte, dass die US-Strategie des «maximalen Drucks» und die iranische Gegenstrategie des «maximalen Widerstands» zu einer Situation führen könnte wie 1914, also vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges. Und dass ein einziger Funke genügen könnte, um den Konflikt eskalieren zu lassen.

Nun haben die USA den iranischen General Ghassem Soleimani getötet. In der Lesart der «Crisis Group» möglicherweise eben dieser Franz-Ferdinand-Moment des USA-Iran-Konflikts. Doch so schnell diese Analogien gezogen sind, so schief sind sie – denn die USA und Iran befinden sich bereits seit längerem in einer Konfrontation, die auch mit militärischen Mitteln geführt wird.

Diese Konfrontation wird nicht plötzlich in einen grossen, offenen Krieg münden. Sondern sie wird mit unterschiedlichen Mitteln, auf unterschiedlichen Zeitachsen, an unterschiedlichen Orten geführt. Die Kriegsschauplätze sind Irak, Syrien, Libanon, Jemen, der Golf. An all diesen Orten findet der Konflikt in verschiedenen Ausmassen bereits statt.

Iran sieht Tötung als Kriegsakt

Die iranische Führung betrachtet die Tötung von Ghassem Soleimani als Kriegsakt. Doch der Oberste Führer, Ajatollah Ali Chamenei, hat mehrfach davor gewarnt, in einen Krieg zu rutschen. Der Iran wird auch diesmal versuchen, die Risiken einer direkten Konfrontation mit den USA zu kontrollieren.

Stattdessen wird Iran die in der ganzen Region positionierten und von ihm gesteuerten Milizen benutzen, um die USA zu treffen. Am gefährlichsten ist die Situation in Irak. Es war wohl nicht nur der Sturm auf die US-Botschaft in Bagdad, der grössten US-Vertretung weltweit, welcher den Entscheid, Soleimani zu töten, ausgelöst hat.

Setzt sich Soleimani-Strategie durch?

Schon seit Wochen haben die von ebendiesem Soleimani aufgebauten irakischen schiitischen Milizen, die sogenannten «Volks-Mobilisierungs-Einheiten», mehrfach US-Stützpunkte angegriffen, die USA haben zurückgeschlagen. Das Ziel der Soleimani-Strategie: die USA aus Irak, ja aus der ganzen Region zu vertreiben.

Ironischerweise könnte genau die amerikanische Reaktion dazu führen, dass die US-Präsenz in Irak im Zuge der absehbaren Eskalation unhaltbar wird, und sich Amerika aus Irak zurückziehen muss.

Doch nicht nur Irak droht im Zuge des Konflikts zwischen den USA und Iran zum Schauplatz einer weiteren Eskalation zu werden. Soleimani war auf dem Rückweg von Beirut nach Teheran, als er in Bagdad getötet wurde. Teheran hat in der ganzen Region Fronten geschaffen, an denen es nun zurückschlagen kann.

Pascal Weber

Nahost-Korrespondent, SRF

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Seit 1999 arbeitet Weber für SRF. Als Redaktor und Produzent war er zunächst in der Sportredaktion tätig, danach bei «10vor10». Seit September 2010 ist er Korrespondent im Nahen Osten. Folgen Sie ihm auf Twitter .

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