Die USA und China haben sich auf eine Pause im Handelskrieg geeinigt. China macht sich aber ohnehin keine grossen Sorgen wegen der hohen US-Zölle. Das Land exportiert einfach vermehrt in andere Weltregionen. Das zeigt ein Besuch im Hafen von Ningbo.
Bis zum Horizont liegen Reihen von aufeinandergestapelten Containern. Das Meidong-Container-Terminal ist so gigantisch, dass sein Ende kaum sichtbar ist. Es verschwimmt am Horizont im Flimmern der Sommerhitze und dem Dunst des Meeres.
40'000 Container gehen jeden Tag durch diesen Hafen. Tendenz: steigend. Im Juli sind Chinas Exporte im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gestiegen.
Die Menschen hier in Ningbo sind entspannt. Chinas Präsident sagte: Selbstvertrauen ist wichtiger als Gold. Wir haben Selbstvertrauen, weil wir uns vorbereitet haben.
Der Hafen von Ningbo ist ein guter Pulsmesser für den Zustand der Handelsbeziehungen – speziell zu den USA. Denn bisher ging jeder vierte Container aus Ningbo über den Pazifik in die Vereinigten Staaten.
Zurzeit verlangen die USA auf Waren aus China im Durchschnitt Zölle von ungefähr 30 Prozent. Der Vizedirektor des staatlichen Container-Terminals, Chen Xin, spricht mit einem Lächeln auf den Lippen über die Situation: «Die Menschen hier in Ningbo sind entspannt. Chinas Präsident sagte: Selbstvertrauen ist wichtiger als Gold. Wir haben Selbstvertrauen, weil wir uns vorbereitet haben.»
Die Region um Ningbo in der Provinz Zhejiang produziert Massenprodukte für den Alltag: Elektrogeräte, Geschirr, Kleider. Berühmt ist die Region für Kugelschreiber. Viele dieser Produkte wurden in den USA gekauft. Vor drei Monaten hat der Zollkrieg mit den USA in Ningbo kurz für Panik gesorgt.
Mittlerweile haben viele Exporteure umdisponiert. Chen Xin beobachtet in Ningbo die nationalen Trends: Immer mehr dieser Produkte gehen jetzt nach Südostasien und nach Afrika. Die Handelsrouten existieren bereits, nun verschiebt sich das Handelsvolumen.
«Die Schwellenmärkte sind ein sicherer Wert», sagt Chen Xin. «Wir sagen: Leg nicht alle deine Eier in denselben Korb!» Das beobachte er bei den lokalen Exporteuren, die flexibel seien und ihre eigenen Wege fänden, um mit der Situation umzugehen.
China passt sich an
Die Zoll-Verhandlungen zwischen den beiden Ländern dauern an. Doch die Angst vor erneuten Zöllen durch die USA ist klein: In Ningbo hat man Vertrauen geschöpft, dass es zum bisher wichtigsten Handelspartner durchaus Alternativen gibt.
Wenn man den Rivalen nicht ändern kann, sagt Chen Xin, dann müsse man sich eben anpassen.