«Donald ist erledigt [...] Viele sagen, er komme nicht mal mehr die grossen Treppen der Air Force One hoch. Traurig!» Das schreibt der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom ganz im Trump-Stil auf X. Seit Tagen veröffentlicht sein Pressebüro solche Beiträge mit durchgehender Grossschreibung, beliebig gesetzten Anführungszeichen und Beleidigungen.
Die Posts erregen Aufmerksamkeit. Kommentatoren beim konservativen TV-Sender Fox News kritisieren Newsoms neue Kommunikation scharf. Die Beiträge seien dem Gouverneur des wirtschaftskräftigsten US-Bundesstaats unwürdig.
«Gavin Newsom will der MAGA-Bewegung (‹Make America Great Again›) den Spiegel vorhalten. Das funktioniert relativ gut», sagt USA-Expertin Sarah Wagner von der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz.
Bemerkenswert sei die Resonanz auf die Beiträge. Tatsächlich folgen deutlich mehr Menschen den Kanälen von Newsom und die Posts sind Thema in den Medien. «Die wichtigste Währung im Trump-Zeitalter ist aktuell Aufmerksamkeit», sagt Wagner. Und seit Trump wieder im Weissen Haus sitzt, würden die Amerikanerinnen und Amerikaner regelrecht von Äusserungen und Handlungen des US-Präsidenten überschwemmt.
So sei es für die Demokraten als Minderheitspartei enorm schwierig, Gehör zu finden, sagt Wagner. Jetzt, da Newsom Trump in den sozialen Medien rhetorisch die Stirn bietet, freut sich die Anhängerschaft der demokratischen Partei.
Kalifornien und das Weisse Haus im Streit
Doch warum legt sich Newsom mit Trump an? Klar, Demokraten und Republikaner sind von Natur aus Gegner. Doch die beiden gerieten in den letzten Monaten immer wieder aneinander.
Bei den Bränden Ende Januar in Südkalifornien gab es Unstimmigkeiten zum Umgang mit der Naturkatastrophe. Im Juni entsandte Trump wegen Ausschreitungen die Nationalgarde und Marine-Soldaten nach Los Angeles. Newsom wehrte sich lautstark und forderte den Rückzug. Und aktuell herrscht ein Streit über die Anpassung von Wahlkreisen in Texas zugunsten der Republikaner.
In den USA sind nächstes Jahr Zwischenwahlen, bei denen unter anderem das Repräsentantenhaus neu gewählt wird. Vor Kurzem hat Trump den Gouverneur von Texas angerufen und ihm gesagt, er solle die Wahlkreise auf der Karte neu ziehen, und zwar so, dass die Republikaner fünf zusätzliche Sitze machen können – sogenanntes Gerrymandering.
Die Neuordnung der Wahlkreise in Texas hat einen landesweiten Streit ausgelöst. Gouverneure beider Parteien haben bereits damit gedroht, ähnliche Schritte in anderen Bundesstaaten einzuleiten. So treibt auch Newsom in Kalifornien eine Neuordnung voran, um fünf Sitze der Republikaner zu gewinnen. «Wir werden Feuer mit Feuer bekämpfen», sagte er.
Newsom wehrt sich also gegen Trump. «Natürlich sieht er dieses Gegenspiel als Chance zur Profilierung», sagt USA-Expertin Wagner. Die US-Regierung setze Kalifornien unter Druck und Newsom müsse seinen Bundesstaat verteidigen. Schliesslich hege der kalifornische Gouverneur auch Ambitionen für die Präsidentschaftswahlen 2028, schätzt sie.
Die aktuelle Aufmerksamkeit dürfte Newsom bei seinen Ambitionen helfen. Doch bis 2028 ist es noch lang.