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Eskalation im Nahen Osten US-Angriffe auf Irans Atomanlagen: Das müssen Sie wissen

Die USA haben mehrere iranische Atomanlagen angegriffen, darunter die Uran-Anreicherungsanlage in Fordo. Der Überblick.

Das ist passiert: Die USA haben mit dem Angriff in der Nacht direkt in den Krieg an der Seite des Verbündeten Israel eingegriffen. Bisher hatte das US-Militär Israel nur bei der Verteidigung unterstützt – und betont, dass man nicht an den Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran beteiligt sei. Das hat sich jetzt geändert. Laut US-Präsident Donald Trump wurden drei iranische Atomanlagen bombardiert: neben der tief in einem Berg gelegenen Uran-Anreicherungsanlage Fordo auch die Standorte Natans und Isfahan.

Der israelische Armeesender berichtete unter Berufung auf israelische Repräsentanten, die USA hätten Israel vor dem Angriff im Iran über den Plan informiert.

Die Begründung der Angriffe

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Flugzeug.
Legende: U.S. Air National Guard/Handout via REUTERS

Sowohl Israel als auch die USA argumentieren, das militärische Eingreifen sei nötig, um eine drohende nukleare Aufrüstung des Irans zu verhindern. Trump hatte vor den Angriffen immer wieder betont, Teheran dürfe niemals in den Besitz einer Atombombe gelangen. Die Angriffe Israels, die den amerikanischen Attacken vorhergingen, könnten aus Sicht der US-Regierung die Gelegenheit geboten haben, mit einem eigenen Schlag das iranische Atomprogramm entscheidend zu schwächen. 

So war etwa die gut geschützte Anlage Fordo in der Nähe der Stadt Ghom laut israelischer Angaben das wichtigste Ziel, wenn es darum geht, den Bau einer iranischen Atomwaffe zu verhindern. Trump hatte zuvor Tarnkappenbomber des Typs B-2 aus dem US-Bundesstaat Missouri verlegen lassen. Die B-2-Tarnkappenbomber wurden benötigt, um Irans unterirdische Uran-Anreicherungsanlage in Fordo zu zerstören. Genau diese seien nun zum Einsatz gekommen, berichtete der gewöhnlich sehr gut informierte israelische Journalist Barak Ravid auf der Plattform X unter Berufung auf einen ranghohen israelischen Beamten.

Das sagt Trump: Auf seiner Onlineplattform Truth Social sprach der US-Präsident zunächst von einem «sehr erfolgreichen» Angriff. Er lobte zudem das US-Militär mit den Worten: «Es gibt kein anderes Militär auf der Welt, das dies hätte tun können.» Jetzt sei die Zeit für Frieden, fügte er in Grossbuchstaben an.

Später hielt Trump eine Ansprache im Weissen Haus. Das Ziel der USA sei die Zerstörung der iranischen Kapazitäten zur Uran-Anreicherung gewesen und die Beendigung der nuklearen Bedrohung durch den «weltweit grössten staatlichen Sponsor des Terrors». Die iranischen Atomanlagen seien laut Trump «vollständig ausgelöscht» worden. Trump drohte dem Iran mit weiteren Angriffen, falls Teheran nicht einen Weg des Friedens einschlagen sollte. Schliesslich bedankte er sich beim israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und dem israelischen Militär für ihre geleistete Arbeit. Vor allem aber wolle er den «grossartigen amerikanischen Patrioten» danken, die beteiligt waren.

Das sagt Netanjahu: Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat sich auf X über den US-amerikanischen Schlag auf die iranischen Atomanlagen geäussert: «Präsident Trump und ich sagen oft: ‹Frieden durch Härte›. Zuerst kommt die Härte, dann der Frieden. Heute Nacht hat Trump mit viel Härte agiert.»

Die USA hätten getan, «was kein anderes Land der Welt tun konnte», so Netanjahu weiter. Trumps Führungsstärke markiere einen «historischen Wendepunkt». In einer weiteren Ansprache auf Hebräisch sagte Netanjahu, Trump habe ihn unmittelbar nach dem Angriff angerufen. Es sei ein «sehr herzliches, sehr bewegendes Gespräch» gewesen.

UNO-Generalsekretär ist zutiefst beunruhigt

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UNO-Generalsekretär António Guterres hat sich zutiefst beunruhigt über den Militäreinsatz der USA gegen den Iran geäussert. Dies sei eine gefährliche Eskalation und eine direkte Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit. Guterres ruft zur Deeskalation auf und betont, es gebe keine militärische Lösung. Der einzige Weg sei die Diplomatie.

Das sagt der Iran: Irans Atomenergieorganisation hat die US-Angriffe auf ihre Nuklearanlagen im Land scharf verurteilt. Die Organisation rief die Weltgemeinschaft auf, die Bombardierungen ebenfalls zu verurteilen und bezeichnete die Angriffe als «barbarische Aktion», die gegen internationales Recht verstosse. Irans Führung hat sich noch nicht offiziell zu den US-Angriffen geäussert.

Das sagen unsere Korrespondenten vor Ort: Die Drohung von US-Präsident Trump, Iran müsse sich nun entweder zum Frieden bekennen, oder es würde eine Tragödie erfolgen, verfolgt laut Pascal Weber zwei Ziele: «Erstens ist es eine Warnung an Iran, keine Vergeltungsschläge gegen US-Einrichtungen in der Region durchzuführen. Und zweitens droht Trump damit, dass es die USA nicht zwingend bei den Luftschlägen von dieser Nacht belassen werden, sollten die Iraner das Atomprogramm nicht vollständig aufgeben.» Anita Bünter und Jonas Bischoff schreiben: «Alle Augen liegen nun auf der Führung des Iran – verbunden mit der Frage, wie Iran auf den US-Angriff reagiert.»

SRF 4 News, 22.06.2025, 04:00 Uhr ; 

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