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Museen im Visier Wie die Trump-Regierung versucht, die US-Geschichte umzuschreiben

Nach den Universitäten und Bundesbehörden nimmt die US-Regierung nun Museen in Washington ins Visier. Sie sollen auf «amerikanische Ideale» überprüft werden. Was Trump damit erreichen will, weiss USA-Korrespondent Andrea Christen.

Andrea Christen

USA-Korrespondent

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Andrea Christen ist USA-Korrespondent für Schweizer Radio SRF. Zuvor war er stellvertretender Redaktionsleiter von SRF 4 News und Auslandredaktor. Er arbeitet seit 2010 für SRF.

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Welche Inhalte sind der US-Regierung ein Dorn im Auge?

Die Trump-Regierung hat es unter anderem auf Ausstellungstexte, Webseiten, Lehrmaterialien und Auswahlprozesse von acht Smithsonian-Museen abgesehen. Sie will überprüfen, ob diese mit den «amerikanischen Idealen» übereinstimmen. Was das heisst, lässt sich nur zwischen den Zeilen lesen. So behauptet die US-Regierung, dass im letzten Jahrzehnt versucht worden sei, Errungenschaften der USA zu untergraben, indem historische Meilensteine in einem schlechten Licht dargestellt würden. Das Erbe ihrer Nation werde «rassistisch und unterdrückerisch» dargestellt. Die Regierung ist offenbar der Meinung, dass die dunklen Kapitel der US-Geschichte überbetont würden: die Unterdrückung von Minderheiten und der Rassismus, die ein Kernelement der US-Geschichte sind und das Land prägen. 

Bunte Skulptur vor Wand mit Text 'The Shape of Power'.
Legende: Die US-Regierung nimmt auch die Ausstellung «The Shape of Power: Stories of Race and American Sculpture» ins Visier. Sie zeigt auf, wie die Rassengeschichte der USA mit der Geschichte der US-Skulptur verwoben ist. Keystone / Mark Schiefelbein

Welches Ziel verfolgt die Trump-Regierung?

Sie will die Geschichte umdeuten, speziell mit Blick auf das 250. Jubiläum der USA, das Trump im nächsten Jahr patriotisch inszenieren will. Ein präsidiales Dekret vom März zeigt, was das bedeutet. Es gelte, in Sachen Geschichte zu Vernunft und Wahrheit zurückzukehren. Es habe einen Effort gegeben, historische Fakten mit einem «linken, ideologisch verzerrten Narrativ» zu ersetzen. Die Unterdrückung und der Rassismus sind in den letzten Jahren durch neue Museen in Washington sichtbarer geworden. Diese weitreichende Überprüfung der Museen scheint ein Schritt zu sein, um diese Schattenseiten der Geschichte aus dem Fokus zu rücken.

Ist das ein Kulturkampf?

Der Begriff des Kulturkampfs trifft den Nagel auf den Kopf. Die Massnahmen sind Teil einer grossen Anstrengung: Alles, was «woke» ist, soll soweit wie möglich aus dem öffentlichen Leben entfernt werden. Anstrengungen, die Bundesverwaltung zu diversifizieren, wurden beendet. Universitäten werden unter Druck gesetzt, das Gleiche zu tun. Kulturförderung für Projekte, die in den Augen der Regierung die Gender-Ideologie befördern, soll nicht mehr gewährt werden. Trump hat auch die Kontrolle über das Kennedy-Kulturzentrum übernommen. Er will die Zeremonie moderieren, an der Künstlerinnen und Künstler geehrt werden.

Drei Silhouetten vor projizierter US-Flagge und Text.
Legende: Geht es nach der Trump-Regierung, soll in US-Museen wieder ein patriotisches, historisches Narrativ im Vordergrund stehen. (Bild: Smithsonian Nationalmuseum für US-Geschichte in Washington, 14.6.2023) REUTERS / Kevin Lamarque

Was für Folgen wird diese Kulturpolitik haben?

Trump setzt vieles per Dekret im Alleingang um. Sein Nachfolger könnte das wieder rückgängig machen. Nichtsdestotrotz sehen wir hier wohl den beispiellosen Versuch, Kultur und Geschichte mit der Ideologie eines Präsidenten und dessen politischer Bewegung in Einklang zu bringen. Die Rechte in den USA sieht das als eine Rückkehr zu den Fakten, als eine Abkehr von linker Ideologie. Doch es ist zu vermuten, dass ein geschöntes, ein patriotisches, historisches Narrativ das Ziel ist. So oder so passen diese Methoden zu einer Regierung, die immer autoritärere Züge zeigt und sich eine eigene Realität schafft.

SRF 2 Kultur, 14.08.2025, 17:10 Uhr ; 

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