Wer in Trumps Kabinett will, muss vor allem eines sein: loyal. Das weiss auch Mike Waltz. Trumps Nationaler Sicherheitsberater umschmeichelte den Präsidenten jüngst wie einen Sonnenkönig: «Unter Biden erlebte die Welt ein komplett führungsloses Amerika. Sie haben das in nur 100 Tagen korrigiert. Heute stehen die Vereinigten Staaten wieder für Stärke und werden überall respektiert.»
Es sollte vergebens sein. Wie Trump inzwischen bestätigt hat, muss Waltz seinen Posten räumen. Dafür soll er US-Botschafter bei der UNO in New York werden.
Seit «Signal-Affäre» unter Beschuss
Hintergrund ist das sogenannte «Signal-Gate»: Dabei hatte Waltz im März einen Journalisten in den Gruppenchat einer kommerziellen App eingeladen, in der geheime Militärinformationen ausgetauscht wurden.
Nun muss Waltz die Verantwortung für «Signal-Gate» übernehmen. Obwohl Trump lange von einer «Hexenjagd» sprach und sagte, er entlasse keine Leute wegen «Fake News». «Der Druck wurde offenbar zu gross», schätzt SRF-Korrespondentin Barbara Colpi ein. Schon vor der Chat-Affäre sei Waltz in republikanischen Kreisen nicht unumstritten gewesen. Sogar Vizepräsident J.D. Vance soll Trump geraten haben, Waltz zu entlassen.
Ungewöhnlich ist das Stühlerücken in Trumps Kabinett nicht. In seiner ersten Amtszeit mussten Chefstratege Steve Bannon und Stabschef Reince Priebus bereits nach wenigen Monaten gehen; auch Sicherheitsberater Michael Flynn wurde zum Rücktritt gezwungen, weil er über seine Kontakte zu russischen Diplomaten gelogen hatte. Der republikanische Hardliner John Bolton reichte bald seinen Rücktritt als Sicherheitsberater ein – und gehört heute zu Trumps schärfsten Kritikern.
Nun soll Waltz den vakanten Posten des US-Botschafters bei der UNO besetzen. Trump könnte damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Colpi spricht von einem cleveren Schachzug des US-Präsidenten: Der auf internationalem Parkett erfahrene Waltz bekäme damit eine – zumindest vordergründig – prestigeträchtige neue Aufgabe. «Ich fühle mich zutiefst geehrt, meinen Dienst für Präsident Trump und unsere grosse Nation fortzusetzen», schrieb Waltz auf X.
«Wegbefördert» wird Waltz keineswegs. «Es ist bekannt, wie wenig Trump von internationalen Organisationen hält», sagt Colpi. Und: Ob der Senat den schwer beschädigten Waltz für den Posten bestätigt, ist fraglich.
Das gesamte Sicherheits-Establishment in Trumps Administration ist eine einzige Clown-Show.
US-Medien mutmassen, dass Waltz’ Entlassung einen «Hitzeschild» um Verteidigungsminister Pete Hegseth bilden soll. Der demokratische Senator Richard Blumenthal bezeichnet Waltz als «Fall Guy» (deutsch: «Sündenbock»), um Hegseth im Amt zu halten: «Das gesamte Sicherheits-Establishment in Trumps Administration ist eine einzige Clown-Show.»
Der ehemalige Kommentator des rechten TV-Senders Fox News Hegseth gilt als Vertrauter von Trump. Bislang zeigte sich der Präsident immun gegen jedwede Kritik an seinem Intimus. Auf Medienberichte, wonach Hegseth Militärpläne im Familienchat mit seiner Frau geteilt haben soll, reagierte er demonstrativ gelangweilt: «Jetzt kommt ihr schon wieder damit? Lass euch mal was Neues einfallen.»
«Wir wissen aber, dass Trump seine Meinung schnell ändern kann», sagt Colpi. «Ohne Zweifel hat Waltz’ Entlassung den Druck auf Hegseth erhöht.» Das Pentagon hat Ermittlungen gegen ihn eingeleitet. Diese könnten Hegseth weiter belasten – und ihm Trumps Welpenschutz entreissen.