Führt man sich die wissenschaftlichen Ergebnisse der letzten vier Jahre vor Augen, so konnte die EU kaum anders entscheiden. Neonicotinoide schädigen die Bienen und müssen deshalb im Freiland verboten werden.
Bienen sind Sympathieträger. Ihre Arbeit als Bestäuber wirkt sich direkt auf den Ertrag der Bauern aus. Ohne Bienen würden Apfelbäume, Erdbeer- und Rapsfelder deutlich weniger Früchte tragen. Experten schätzen die Bestäubungsleistung der Bienen auf jährlich 350 Millionen Franken, alleine in der Schweiz. Und die Wildbienen helfen fleissig mit. Wenn wir diese Insekten jetzt schützen – auch in der Schweiz – so schützen wir, was uns nützt.
Keine Nahrung mehr für Vögel
Es gibt aber noch unzählige andere Insekten: Ohrwürmer, Schmetterlinge, Blattläuse, Heuschrecken, Käfer, Fliegen und Mücken. Viele davon nerven uns und sind uns lästig. Und so interessiert uns auch nicht so sehr, wenn sie verschwinden. Das generelle Insektensterben wurde lange gar nicht wahrgenommen. Aber neue Zählungen aus Deutschland und viele Erfahrungen aus der Schweiz legen nahe, dass die Zahl der Insekten in den letzten zwei Jahrzehnten drastisch abgenommen hat.
Uns Menschen mag das vielleicht glücklich machen, weil wir so die Windschutzscheibe nach einer Fahrt über Land kaum mehr putzen müssen. Anderen Lebewesen, die sich von Insekten ernähren, geht dieser Rückgang dagegen ans Lebendige. So hat die Zahl der Vögel zum Beispiel in den letzten Jahren in der Schweiz ebenfalls weiter stark abgenommen. Es gibt verschiedene Gründe dafür, aber die Experten fragen sich nun, ob dabei nicht auch das Insektensterben eine wichtige Rolle spielt. Immerhin füttern fast alle Vogelarten ihre Jungvögel mit proteinreichen Insekten.
Nur ein erster Schritt
Vögel wiederum mögen wir Menschen ganz gerne. Und wenn sie uns genügend wichtig sind, bleibt uns nichts anderes übrig, als auch die Wirkung der vielen verbliebenen Insektizide genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn die Bauern werden jetzt auf ältere Insektizide zurückgreifen, um Zuckerrüben, Salate und Winterweizen vor Insektenfrass zu schützen.
Erst in letzter Zeit ist klargeworden, wie viel Schaden auch diese Insektizide ausserhalb der Äcker, etwa in Bächen und kleinen Flüsschen anrichten. Ein möglichst sparsamer Einsatz liegt auch im Interesse der Bauern, denn Insektizide, die zu intensiv verwendet werden, verlieren mit der Zeit oft ihre Wirkung. Das Verbot der Neonicotinoide ist somit nur ein erster Schritt auf einem langen Weg.