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Partei in Deutschland Verfassungsschutz stuft AfD als gesichert rechtsextremistisch ein

  • Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) stuft die Alternative für Deutschland (AfD) auf Bundesebene als gesichert rechtsextremistisch ein.
  • Das teilte die Behörde in Köln mit.
  • Zuvor teilte der Verfassungsschutz lediglich einzelne AfD-Landesverbände in diese Kategorie ein.

Der Verfassungsschutz teilt mit, der Verdacht, dass die Partei gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichtete Bestrebungen verfolge, habe sich bestätigt und in wesentlichen Teilen zur Gewissheit verdichtet.

«Das in der Partei vorherrschende ethnisch-abstammungsmässige Volksverständnis ist nicht mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung vereinbar», teilte die Sicherheitsbehörde mit. Es ziele darauf ab, bestimmte Bevölkerungsgruppen von einer gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe auszuschliessen.

Stefan Reinhart: «ein politischer Knall»

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Kurzeinschätzung von Stefan Reinhart, Leiter Auslandkorrespondentinnen und -korrespondenten SRF:

«Der Entscheid des Verfassungsschutzes ist ein politischer Knall. In drei ostdeutschen Bundesländern war die AfD schon als rechtsextremistisch eingestuft – nun gilt diese Einschätzung für ganz Deutschland. Damit erhalten die Behörden erweiterte Kompetenzen. Die Partei und ihre Mitglieder werden nun stärker überwacht – zum Beispiel können Telefongespräche abgehört werden. Die Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla geraten also massiv unter Druck.

Gleichzeitig wird die Debatte über ein Verbot der AfD neu geführt werden. Die grosse Frage ist: Wird das der Partei schaden – oder sehen sich Mitglieder und Wählerinnen nur darin bestätigt, dass «der Staat» aus Angst gegen die AfD vorgeht? Eint es die AfD, wenn der Verfassungsschutz seinen Druck erhöht – oder treibt es die Partei ins politische Abseits?

Klar ist: Durch den Entscheid heute gerät die AfD ins politische Rampenlicht – die Inhalte anderer Parteien werden vermehrt um Aufmerksamkeit kämpfen müssen. Für den künftigen Kanzler Friedrich Merz wird das Regieren nicht einfacher.»

Äusserungen und Positionen der Partei und führender AfD-Vertreter verstiessen gegen das Prinzip der Menschenwürde, erklärten die Vizepräsidenten des Verfassungsschutzes, Sinan Selen und Silke Willems. Dies sei massgeblich für die nun getroffene Einschätzung.

Hürden für Überwachung der AfD sinken

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Zwei Personen sprechen in Mikrofone bei einem Event.
Legende: Die Co-Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion, Alice Weidel und Tino Chrupalla. KEYSTONE/DPA/Kay Nietfeld

Bereits 2021 stufte der Verfassungsschutz die AfD als rechtsextremistischer Verdachtsfall ein. Dabei ist der Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel bereits erlaubt. Zu diesen zählt etwa der Einsatz von sogenannten V-Leuten – das sind Menschen mit Zugang zu internen Informationen. Auch Observationen oder Bild- und Tonaufnahmen sind erlaubt. Bei Auswahl und Einsatz der Mittel muss allerdings der Grundsatz der Verhältnismässigkeit gewahrt sein. Bei einem als gesichert extremistisch eingestuften Beobachtungsobjekt sinkt die Schwelle für den Einsatz solcher Mittel.

Grundlage der nun getroffenen Entscheidung ist ein umfangreiches Gutachten des BfV, das nur für den internen Dienstgebrauch bestimmt ist. Eine Veröffentlichung des internen Arbeitspapiers, in das auch Erkenntnisse aus dem zurückliegenden Bundestagswahlkampf eingeflossen sind, ist nicht vorgesehen.

Laut Innenministerin Nancy Faeser ist das Bundesamt zur neuen Einstufung ohne Einflussnahme aus der Politik gekommen. «Es hat keinerlei politischen Einfluss auf das neue Gutachten gegeben», erklärte die SPD-Politikerin.

AfD-Spitze bezeichnet Einstufung als politisch motiviert

Die AfD-Parteiführung wirft dem Bundesamt für Verfassungsschutz vor, die Einstufung sei politisch motiviert. Die Parteivorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla sprachen von einem «schweren Schlag gegen die bundesdeutsche Demokratie». Ihre Partei werde kurz vor dem Regierungswechsel öffentlich diskreditiert und kriminalisiert. «Der damit verbundene, zielgerichtete Eingriff in den demokratischen Willensbildungsprozess ist daher erkennbar politisch motiviert», erklärten Weidel und Chrupalla. Die AfD werde sich dagegen weiter juristisch zur Wehr setzen.

Die AfD war 2013 gegründet worden, zunächst als Partei der Eurokritiker. Sie rückte im Laufe der Jahre weit nach rechts.

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SRF 4 News, 02.05.2025, 10:30 Uhr ; 

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