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Gratis-ÖV gegen überlastete Strassen in Luxemburg
Aus 10 vor 10 vom 27.02.2020.
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Verkehrswende in Luxemburg Mit Gratis-ÖV gegen das Verkehrschaos

Das reichste Land der Europäischen Union hat ein Verkehrsproblem. Die Strassen sind überlastet und so investiert die Regierung Milliarden in eine Verkehrswende. Gratis-ÖV ist jedoch nur eine Massnahme.

Das Grossherzogtum Luxemburg – etwa so gross wie der Kanton Tessin – hat ein Platzproblem. Die Bevölkerung im zweitkleinsten Land der Europäischen Union ist in den letzten 20 Jahren um gut ein Drittel gewachsen. Heute leben rund 600'000 Personen in Luxemburg. Zusätzlich gibt es 200'000 Pendlerinnen und Pendler aus Belgien, Frankreich und Deutschland. Und: Luxemburg wächst weiter – momentan werden pro Jahr rund 15'000 Arbeitsplätze geschaffen.

Gratis-ÖV statt überlastete Strassen

Dieses Wachstum hat Folgen. Die Strassen sowie auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind zu den Hauptverkehrszeiten komplett überlastet. Luxemburg hat über Jahre den Ausbau des öffentlichen Verkehrs vernachlässigt.

Stau.
Legende: Täglicher Stau auf den Zubringer-Autobahnen Luxemburgs. SRF

Die Regierung aus Liberalen, Grünen und Sozialdemokraten investiert nun in den kommenden Jahren in eine umfassende Verkehrswende. Eine dieser Massnahmen: Ab heute fährt man in Luxemburg gratis mit den öffentlichen Verkehrsmitteln – ausser in der 1. Klasse.

Ein attraktiver öffentlicher Verkehr soll die Autofahrer zum Umsteigen motivieren. Der ÖV war bereits jetzt stark subventioniert. Eine Tageskarte für das gesamte Land kostet 4 Euro. Doch wegen des «Gratis-ÖV» fehlen in der Staatskasse nun rund 41 Millionen Euro pro Jahr.

Umsteige-Effekt fraglich

Der «Gratis-ÖV» ist aber in erster Linie eine Imagekampagne der Regierung. Denn kostenloser öffentlicher Verkehr habe nicht automatisch die Wirkung, dass die Autofahrer auf den Bus oder den Zug umsteigen, sagt Constance Carr, Stadtforscherin der Universität Luxemburg. Es sei wichtiger, dass in die Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs investiert werde: «Das Angebot des öffentlichen Verkehres muss verlässlich, sicher und komfortabel sein. Wenn Sie in Luxemburg am Morgen während der Stosszeiten in den Zug einsteigen, dann sind da andere Komfortniveaus zu beobachten.»

Bahn.
Legende: Ab dem 1. März können Reisende in Luxemburg die Züge gratis benutzen. SRF

Auch der grüne Verkehrsminister Luxemburgs, François Bausch, ist sich bewusst, dass die Kapazitäten des Verkehrs in Luxemburg bereits ausgelastet sind. Der «Gratis-ÖV» sei eine zusätzliche Massnahme, um das Problem in den Griff zu kriegen: «Der Gratis-ÖV ist die Kirsche auf dem Kuchen. Der Kuchen steht für die Investitionsausgaben, für das, was wir ausbauen wollen. Allein in das Schienennetz investieren wir 600 Euro pro Einwohner jedes Jahr. Das ist fast doppelt so viel wie das Modelland Schweiz investiert», sagt Bausch gegenüber SRF.

Pendlerspur auf Autobahnen

Die Regierung investiert aber nicht nur in Schienennetze, sondern will auch die Park-and-Ride-Plätze in den kommenden Jahren verdoppeln und die Velowege Luxemburgs weiter ausbauen. Auch die Grenzpendler sollen von dem Grossprojekt profitieren. Geplant sind auf der Autobahn sogenannte Pendlerspuren für Autos und Busse. Autos mit mindestens drei Insassen könnten auf einer solchen Pendlerspur schneller vorwärtskommen. Aktuell sind es rund 250'000 Autositze täglich, die ungenutzt in Luxemburg unterwegs sind.

Tram
Legende: In Luxemburg sollen weitere Tramstrecken gebaut werden. SRF

Die verkehrspolitische Wende soll im Grossherzogtum zu einem neuen Verkehrsverhalten führen. Das reichste Land der Europäischen Union kann sich diese Investitionen leisten. Es ist nun darauf gewiesen, dass die Autofahrer ihr Verhalten ändern.

«10vor10», 27.02.2020, 21.50 Uhr; frol

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