Zum Inhalt springen

Verletzte bei Attacke in Paris Hauptverdächtiger hat Messerangriff von Paris offenbar gestanden

  • Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin hat die Messerattacke in der Nähe der ehemaligen «Charlie Hebdo»-Redaktion als «islamistischen Terrorakt» bezeichnet.
  • Sieben Verdächtige befinden sich in Polizeigewahrsam. Beim Hauptverdächtigen handle es sich um einen 18-Jährigen. Mittlerweile wurde auch sein ehemaliger Zimmernachbar festgenommen.
  • Der Hauptverdächtige hat Berichten zufolge die Messerattacke gestanden.
  • Am Freitagmittag waren zwei Menschen in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Redaktionsräume des Satiremagazins «Charlie Hebdo» mit einem Messer attackiert und verletzt worden.

Die Berichte zum Geständnis stützen sich auf Angaben von Ermittlern. Der Hauptverdächtige habe dabei die neuen von dem Satiremagazin «Charlie Hebdo» veröffentlichten Mohammed-Karikaturen erwähnt. Von der Staatsanwaltschaft gab es zunächst keine Bestätigung des Geständnisses.

An der politischen Motivation der Tat besteht aber offenbar kein Zweifel. Innenminister Darmanin sagte im französischen Fernsehen, es gebe kaum Zweifel, dass es ein weiterer «blutiger Angriff auf unser Land ist». Er habe die Polizeipräfektur ausserdem gebeten, zu überprüfen, warum die Bedrohung in dieser Strasse unterschätzt worden sei – auch wenn die Redaktion dort seit mehreren Jahren nicht mehr ihren Sitz habe.

Opfer nicht in Lebensgefahr

Der 18-jährige Hauptverdächtige kam nach Angaben des Innenministers vor einigen Jahren als unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter nach Frankreich. Er habe bisher keine Anzeichen einer Radikalisierung gezeigt, sagt der Minister. Er soll Berichten nach in Pakistan geboren worden sein.

Sieben weitere Verdächtige wurden nach dem Angriff vom Freitag festgenommen, einer wurde jedoch nach Angaben von Justizbeamten wieder freigelassen. Fünf der Inhaftierten wurden in einem Wohnhaus im Pariser Vorort Pantin festgenommen, in dem der Verdächtige vermutlich gelebt hat. Das sagte ein Polizeibeamter.

Besserer Schutz für «symbolische Orte»

Box aufklappen Box zuklappen
Bataclan.
Legende: Keystone

Nach der Messerattacke nahe der ehemaligen Redaktionsräume des Satiremagazins «Charlie Hebdo» sollen andere symbolische Orte in Frankreich besser geschützt werden.

«Ich habe heute die Anweisung gegeben, dass alle symbolischen Orte, an denen es Angriffe gegeben hat, wie zum Beispiel der (koschere Supermarkt) Hyper Cacher oder (der Konzertsaal) Bataclan, (...), jetzt dauerhaft bewacht werden», kündigte Innenminister Gérald Darmanin am Freitagabend an. Auch rund um anstehende jüdische Feiertage wie Jom Kippur sollen etwa Synagogen besonders geschützt werden.

Die Attacke ereignete sich am Freitag gegen 12 Uhr mittags in der Rue Nicolas Appert. Eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter der Produktionsfirma «Premières Lignes», die unter anderem für den Sender France 2 arbeitet, sind bei dem Angriff verletzt worden. Sie sollen gerade eine Rauchpause gemacht haben. Die Opfer sind nach Angaben von Premierminister Jean Castex nicht in Lebensgefahr.

Gemäss einem der Chefs der Produktionsfirma, Luc Hermann, sind die beiden Opfer im Gesicht schwer verletzt worden. «Der Angriff war unglaublich gewalttätig», sagte er dem Sender Franceinfo. «Es gab eine echte Bereitschaft zum Töten.» Die beiden wurden noch am Freitag operiert. Inzwischen liegen sie in zwei verschiedenen Krankenhäusern.

Der Fall «Charlie Hebdo» vor Gericht

Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert. Derzeit läuft in Paris ein Prozess gegen mutmassliche Unterstützer der Terrorserie im Januar 2015, bei der nebst einem koscheren Supermarkt auch die Redaktion von «Charlie Hebdo» attackiert wurde. Insgesamt starben 17 Menschen, 12 davon auf der Redaktion des Satire-Magazins.

Zu Beginn des Prozesses veröffentlichte «Charlie Hebdo» erneut Mohammed-Karikaturen – die Redaktion wurde daraufhin wieder bedroht. In einem offenen Brief stellten sich diese Woche rund hundert französische Medien hinter das Satiremagazin – und forderten die Menschen auf, sich für Meinungsfreiheit stark zu machen.

Keine Kommentare möglich

Box aufklappen Box zuklappen

Aus Respekt vor den Opfern und ihren Angehörigen haben wir die Kommentarfunktion bei diesem Artikel deaktiviert. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis.

SRF 4 News, 25.09.2020. 14.30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel