Das Wichtigste in Kürze
- Aus dem von einer Lawine verschütteten Hotel in Mittelitalien sind vier weitere Menschen geborgen worden. Insgesamt werden immer noch 23 Menschen vermisst. Die Zahl der Überlebenden liegt bei elf Personen.
- Die Helfer bargen allerdings auch zwei weitere Leichen aus den Trümmern des Gebäudes.
Drei Tage nach dem Lawinenunglück in Italien haben Retter vier weitere Überlebende aus dem verschütteten Hotel geborgen. Nach Angaben der Behörden werden noch 23 Menschen vermisst, die sich am Mittwoch in dem Berghotel in den Abruzzen aufhielten.
Zunächst seien in der Nacht zum Samstag zwei Frauen und ein Mann gerettet worden, teilten die Bergungskräfte mit. Drei Stunden später habe ein weiterer Mann gerettet werden können.
Guter Zustand der Geretteten
Damit stieg die Zahl der Überlebenden des Unglücks auf elf: Zwei Menschen, die sich nicht im Inneren des Hotels befanden, waren bereits am Mittwoch unterkühlt gerettet worden. Fünf Menschen konnten am Freitag geborgen werden. Der Zustand aller Überlebenden sei gut, berichtete der Direktor eines Spitals von Pescara.
Zudem bargen die Retter in der Nacht auf Samstag die Leichen zweier Frauen, später noch die eines Mannes. Damit steigt die Zahl der bislang geborgenen Leichen auf fünf. Wie die Präfektur von Pescara am Samstag mitteilte, werden noch insgesamt 23 Menschen vermisst.
Lebenszeichen von Verschütteten
Die Rettungskräfte, die in 14-Stunden-Schichten arbeiten, zeigten sich zuversichtlich, noch weitere Überlebende retten zu können. Es gebe Lebenszeichen von Verschütteten, berichteten sie. Allerdings wurden die Arbeiten weiter durch Einsturzgefahr behindert, Helikopter konnten wegen Nebels nicht in die abgelegene Region fliegen.
Von den am Freitag geretteten Kindern berichtete ein Neunjähriger, er habe sich zum Unglückszeitpunkt mit zwei anderen Kindern im Billardzimmer des Hotels befunden. Eine Mutter sei als einzige der Erwachsenen ebenfalls dort gewesen.
Zu den Geretteten zählt auch eine junge Frau, die im Kanton St. Gallen geboren ist und längere Zeit in Rapperswil lebte, bevor sie mit ihrer Familie nach Italien zog. Zunächst hiess es, bei ihr handle es sich um eine Schweizerin – tatsächlich hat sie die Schweizer Staatsbürgerschaft aber nicht.
Verkettung von unglücklichen Umständen
Die Lawine war am späten Mittwochnachmittag durch eine Serie von Erdbeben ausgelöst worden und hatte das dreistöckige Viersterne-Hotel «Rigopiano» unter Schneemassen begraben. Das «Rigopiano» liegt einsam in 1200 Metern Höhe am Hang des Gran Sasso-Berges.
Trümmer und Möbel wurden in bis zu 400 Metern Entfernung vom Hotel gefunden. Bilder aus dem Inneren des Hotels zeigen, dass die Schneemassen das Gebäude wie eine Mauer umschliessen. Nach Aussage des Hoteldirektors waren bis zu 35 Menschen in dem Gebäude. Es wird vermutet, dass die Lawine von den Erdstössen ausgelöst wurde, eine offizielle Bestätigung dafür gab es aber bislang nicht.
Vieles deutet daraufhin, dass die Katastrophe im Hotel am Ende einer fatalen Verkettung von Umständen steht. Die Gäste hatten offenbar nach den vier schweren Erdbeben am Mittwoch abreisen wollen und bereits ausgecheckt. Weil es in der Gegend aber seit Tagen geschneit hatte und der Schnee zum Teil meterhoch lag, kam kein Fahrzeug durch, um sie mitzunehmen. Die letzten Kilometer des Zufahrtsweges waren dicht.
Eine Serie von Beben, die noch nicht beendet sein muss
Mittelitalien wird seit August immer wieder von starken Erdbeben heimgesucht. Das verheerende Beben vom 24. August 2016 , bei dem um die Stadt Amatrice rund 300 Menschen ums Leben kamen, Erdstösse vom 26. und 30. Oktober sowie die Beben vom Mittwoch hängen alle zusammen: Eine italienische Experten-Kommission ordnet sie einer einzigen seismischen Sequenz zu, wie der Zivilschutz mitteilte.
Die Sequenz könnte weitergehen. «Bis heute gibt es keine Hinweise darauf, dass sich die seismische Sequenz erschöpft hat», hiess es. Doch wann, mit welcher Stärke und ob tatsächlich weitere Beben kommen, vermag niemand zu sagen.
Auch andernorts ist die Not gross
Auch andernorts in Mittelitalien ist die Not weiterhin gross: Wegen des vielen Schnees sind Tausende Haushalte seit Tagen ohne Strom, einige Orte sind von der Aussenwelt abgeschnitten. Allein am Freitag brachten Einsatzkräfte 120 Menschen in Sicherheit, wie die Feuerwehr auf Twitter mitteilte.