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Computerspiele für Frieden
Aus Rendez-vous vom 14.01.2019. Bild: Keystone
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Videospiele für den Frieden Mitfühlen statt Morden

Friedensstiftende Organisationen entdecken, dass Gaming nicht gleich Gewalt sein muss: Es kann vermitteln und aufklären.

In der virtuellen Welt wird serienmässig gemordet, Autos werden geklaut, Häuser in die Luft gejagt. Neuerdings gibt es aber Videospiele, die Frieden fördern und Mitgefühl auslösen sollen. Auf dem Basel Peace Forum nehmen solche Spiele einen wichtigen Platz ein.

Shahar Raz, die Chefin der israelischen Organisation «Spiele für den Frieden», erklärt, wie eines dieser Spiele funkioniert. Die einen Kinder sitzen im Computerraum ihrer israelischen Schule, die andern in jenem einer palästinensischen.

Kinder lieben Videospiele. Wir holen sie also dort ab, wo sie eh schon sind.
Autor: Ido Tal Entwickler bei Spiele für den Frieden

Sie kennen einander nicht, bilden aber in dieser geschützten virtuellen und sozusagen neutralen Zone gemischte Teams. Nur wenn sie eng zusammenarbeiten, kommen sie frei aus einem abgeschlossenen Raum. «Oder sie bauen gemeinsam ein Haus, legen einen Garten an», zeigt Ido Tal, der Spieleentwickler der Nichtregierungsorganisation.

Erst nach dem Spiel begegnen sich die israelischen und palästinensischen Kinder erstmals in der Wirklichkeit – und sie verstehen sich dann oft erstaunlich gut.

Mitgefühl statt Hass

Aufgebaut sind die Spiele auf dem Microsoft-Spiel Minecraft, bei dem Welten gebaut oder Monster bekämpft werden. Auch die friedensfördernde Variante finde Anklang: «Denn Kinder lieben Videospiele. Wir holen sie also dort ab, wo sie eh schon sind», erzählt Shahar Raz.

Der Effekt sei ungleich grösser, als wenn Lehrer ihren Schülern Frieden, Mitgefühl oder den Abbau von Vorurteilen und Hass predigten. Beim Spiel sind die Kinder selber Akteure, sind mittendrin, tauchen ein in eine Partnerschaft mit andern.

Video
«Games for Peace»: Spielen, um zu versöhnen
Aus News-Clip vom 14.01.2019.
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Bei diesen Spielen auf der Basis von Minecraft geht es nicht um einen bestimmten Konflikt. Es gibt aber auch andere, «Peacemaker», zum Beispiel. Hier wählen die Spieler, ob sie in die Rolle des israelischen Regierungschefs oder jene des palästinensischen Präsidenten schlüpfen.

Ziel ist ein Friedensschluss. Erfolg hat nur, wer nicht nur die Interessen der eigenen Wähler im Visier hat, sondern die Gegenseite zumindest versteht. Und begreift, dass es nicht nur schwarz und weiss, Gut oder Böse gibt.

In Opferrolle schlüpfen

Dieses und ähnliche Spiele richten sich auch oder gar primär an Erwachsene. Sie werden etwa in der Rekruten- oder Diplomatenausbildung eingesetzt und in Kursen für UNO-Blauhelmsoldaten oder in Therapien für ehemalige Kindersoldaten.

Es braucht weder Gewalt noch negative Erzählungen, um kommerziell erfolgreich zu sein.
Autor: Shahar Raz Spiele für den Frieden

Die UNO und ihre Unterorganisation Unesco propagieren seit einiger Zeit Videospiele als Instrument für den Frieden. In einem Spiel zum sudanesischen Darfurkonflikt mit dem Namen «Darfur stirbt» wählen die Spieler einen Avatar, also eine Rolle, in der sie in einem von gewalttätigen Milizen verseuchten Gebiet Wasser für ihr Dorf holen.

Nur wer fintenreich ist, schafft es. Mancher Avatar stirbt. In einem andern Spiel beruhigt eine junge Tutsi-Frau in Ruanda ihr Kind, damit es nicht schreit und so Hutu-Schergen das Versteck der beiden verrät. Es geht darum, sich in Opferrollen zu versetzen, Mitmenschlichkeit zu fördern.

Gaming mit positiver Botschaft?

Manche dieser Spiele werden bereits millionenfach genutzt. Ido Tal glaubt, sie könnten gar kommerziell erfolgreich sein. Ganz ohne Schiessereien und Explosionen. «Es braucht weder Gewalt noch negative Erzählungen», findet Shahar Raz.

Das wäre erst zu beweisen. Sobald bezahlt werden muss, haben Bumbum-Spiele vorläufig noch die Nase um Längen vorn. Dennoch: Die neuen, positiven Computerspiele bieten die Chance, Konflikte zumindest zu entschärfen.

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