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Vorwurf der Spionage Jetzt redet der türkische Botschafter

Im Interview mit der «Rundschau» nimmt der Botschafter der Republik Türkei in der Schweiz, Ilhan Saygili, zum ersten Mal Stellung zu den Vorwürfen, seine Landsleute würden bespitzelt. Er weist die Berichte zurück und bietet der ermittelnden Bundesanwaltschaft «jegliche Zusammenarbeit» an.

Bei der Bundesanwaltschaft ist ein Verfahren hängig, wonach es konkrete Hinweise für politische Spionage im Umfeld der türkischen Gemeinde in der Schweiz gibt. «Ich kann Ihnen versichern, dass im Bereich unserer Botschaft keine solchen Aktivitäten ausgeübt werden. Da bestehen unsererseits keine Zweifel», sagt der türkische Botschafter Ilhan Saygili.

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Somit äussert er sich erstmals zu den Spionagevorwürfen: «Wenn solche Informationen beziehungsweise Belege vorhanden sein sollten, bieten wir jederzeit jegliche Zusammenarbeit an.» Er bestreite auch, dass die türkische Gemeinschaft durch allfällige Bespitzelungen und durch Abstimmung über das Verfassungsreferendum gespalten sei: «Ich teile diese Meinung ganz und gar nicht. Das ist nicht richtig.»

Botschafter ruft Vize auf, sich der Türkei zu stellen

Gleichzeitig äussert sich Botschafter Saygili erstmals öffentlich zu seinem Stellvertreter Volkan Kargöz, der in der Schweiz um Asyl für sich und seine Familie ersucht hat. «Er war der Botschaftsrat, ihm wurde sein Amt entzogen und er wurde von allen öffentlichen Diensten suspendiert», bestätigt Saygili.

Die «Rundschau» wollte wissen, wie er den Umstand werte, dass sein eigener Stellvertreter offenbar Angst vor dem Regime von Präsident Erdogan habe. Der Botschafter verweist in der Antwort auf den Putsch vom Sommer des vergangenen Jahres.

Auf die Nachfrage, ob er damit sagen wolle, Kargöz sei ein Terrorist, sagt der Botschafter: «Das können wir nicht wissen. Denn er bot nicht die Möglichkeit an, dass darüber prozessiert werden konnte. Wenn er überhaupt nicht schuldig ist, dann hätte er doch in die Türkei reisen und dort seine Unschuld beweisen können.»

Hier wird immer nur einseitig über die Türkei berichtet.
Autor: Ilhan Saygili Türkischer Botschafter

Botschafter Saygili lässt weiter keine Kritik an der fehlenden Presse- und Meinungsfreiheit in seiner Heimat gelten: «Hier wird immer nur einseitig über die Türkei berichtet.»

Tatsache ist, dass seit dem Putsch mehr als 40‘000 Personen inhaftiert worden sind. Darunter befinden sich mehr als 150 Journalisten. Er nehme das Verhältnis zwischen der Schweiz und der Türkei als nicht angespannt wahr, so Saygili abschliessend. Die Türkei habe die Schweiz «schon immer als einen vertrauensvollen Partner betrachtet». Der Botschafter ist seit viereinhalb Monaten im Amt.

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