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Lukaschenkos Rolle im innerrussischen Machtkampf
Aus Echo der Zeit vom 27.06.2023. Bild: Keystone/Christrian Bruna
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Wagner-Chef in Weissrussland Lukaschenkos Risiken und Chancen mit Prigoschin

Der Chef der russischen Soldatentruppe Wagner befindet sich nach Angaben von Machthaber Alexander Lukaschenko mittlerweile in Belarus. Damit gehe Lukaschenko unabwägbare Risiken ein, schätzt Belarus-Kenner Ingo Petz vom Belarus-Projekt bei der deutschen Internetplattform Dekoder.

Ingo Petz

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Ingo Petz ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller mit Schwerpunkt auf der belarussischen Kultur- und Musikszene. Er leitet das Belarus-Projekt bei der deutschen Internetplattform Dekoder. Dies hat zum Ziel, Russland und Belarus zu entschlüsseln.

SRF News: Wollte Lukaschenko tatsächlich, dass Prigoschin nach Belarus kommt?

Ingo Pretz: Das ist schwierig zu sagen. Angeblich soll er unter Hinweis auf seine 20-jährige Bekanntschaft mit Prigoschin diese Idee selbst aufgebracht haben. Mit dem mutmasslichen Kriegsverbrecher hat er dank seiner vermeintlichen Schlichterrolle jetzt aber eine sehr gefährliche, unabhängige und sehr ambitionierte Person Land.

Ist es also möglich, dass Lukaschenko das so gar nicht wollte?

Das kann sehr wohl sein. Lukaschenko hängt seit der Niederschlagung der Proteste in Belarus 2020 fest am Tropf des Kremls. Putin hält ihm seither den Rücken frei. Es gibt nicht viele Länder, die derart umstrittene Personen einfach so aufnehmen würden. Da ist dem Kreml sicher Lukaschenko in den Sinn gekommen.

Es gibt nicht viele Länder, die derart umstrittene Personen einfach so aufnehmen würden. Da ist dem Kreml sicher Lukaschenko in den Sinn gekommen.

Wo liegen die Risiken für Lukaschenko mit Prigoschin im Land?

Prigoschin ist eine sehr gefährliche Persönlichkeit und hat viele loyale Soldaten im Hintergrund. Lukaschenko hat es seit 1994 immer geschafft, Machtallianzen im Land einzudämmen. Nun ist einer gekommen, der sich sicher nicht nur die schöne belarussische Landschaft ansehen will, sondern eigene Interessen hat. Das Risiko für Lukaschenko steigt, falls doch noch Hunderte Söldner nachkommen.

Kann Lukaschenko von der Anwesenheit Prigoschins auch profitieren?

Davon geht er sicher aus. Der PR-Coup als Schlichter des Aufstands hat ihm schon viele Sympathien vor allem auch in Belarus eingebracht. Unter seiner treuen Anhängerschaft ebenso wie bei der russischen Elite und der russischen Bevölkerung. Zugleich weiss er um die sehr guten Kontakte Prigoschins zur russischen Elite. Lukaschenko wird Putin wahrscheinlich dargelegt haben, dass er nun mittelfristig billiges Gas, billige Kredite sowie wirtschaftliche Unterstützung erwartet.

Wie sind die Reaktionen in Belarus auf die Abmachung mit Russland?

Der Propaganda-Apparat lobt Lukaschenko über den grünen Klee, wie dies auch die russischen Propagandisten tun. Er wird als grosser Retter gefeiert. Im Gros der Bevölkerung sieht das ganz anders aus, wie sich in den sozialen Medien und unabhängigen Medien verfolgen lässt. Die Menschen sind sehr wütend. Sie sind seit Ende 2020 einer brutalen Repression gegen einfachste Leute ausgesetzt, während nun ein Verbrecher nach Belarus eingeladen wird und mit den Söldnern möglicherweise noch mehr Verbrecher kommen.

Die Menschen sind sehr wütend. Sie sind seit Ende 2020 einer brutalen Repression gegen einfachste Leute ausgesetzt, während nun ein Verbrecher nach Belarus eingeladen wird.

Was bedeuten die neuen Konstellationen für die Ukraine?

Das ist sehr schwer abschätzbar und bleibt abzuwarten. Verständlicherweise mutmasst die Ukraine, Prigoschin könnte einen weiteren Stützpunkt aufbauen. Doch damit hätte Lukaschenko wohl ein grosses hausgemachtes Problem. Ich halte es da eher mit vielen Militärstrategen, wonach die Eröffnung einer neuen, zweiten Front von Belarus aus militärisch wenig Sinn macht.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

Echo der Zeit, 27.06.2023, 18:00 Uhr;

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